Erster Arbeitstag im neuen Job
Alles ist neu und fremd: das Büro, die Kolleginnen und Kollegen, der Arbeitsweg, die Aufgaben und Prozesse. Beim Gedanken an die ersten Tage im neuen Job vermischen sich zumeist Vorfreude und Aufregung. Was erwartet mich? Wie sind die neuen Kolleginnen und Kollegen? Wie finde ich meinen Platz im Team? Wie bringe ich mich am besten ein? Pia Steiner, Spezialistin Rekrutierung, weiss, wie der Start im neuen Job gelingt.
Interview: Mirjam Arn, Employer Branding Manager
Frau Steiner, wie wichtig ist die Vorbereitung auf den ersten Arbeitstag und was sollte ich als neue Mitarbeitende erwarten?
Sich gedanklich auf die neue Stelle vorzubereiten, ist gut. Sie sollten sich aber nicht schon Sorgen machen, wie Sie mit den Kolleginnen und Kollegen klarkommen werden oder ob Sie den Aufgaben gewachsen sind, bevor Sie überhaupt angefangen haben. Das neue Unternehmen hat sich für Sie entschieden, weil es von Ihren Fähigkeiten und Ihrer Eignung für die Stelle überzeugt ist und glaubt, dass Sie gut ins Team passen. Vertrauen Sie darauf, dass man Ihnen die nötige Unterstützung zur Verfügung stellt, um erfolgreich zu sein. Gehen Sie mit einer positiven Einstellung in den neuen Job und freuen Sie sich auf die Herausforderungen und Möglichkeiten, die vor Ihnen liegen.
Falls die Möglichkeit besteht: Kommunizieren Sie bereits im Vorfeld mit dem Unternehmen und den zukünftigen Kolleginnen und Kollegen, um Informationen über die Unternehmenskultur und die Erwartungen zu sammeln. Damit können Sie bereits vor dem ersten Tag eine positive Einstellung entwickeln.
Dann ist er da, der erste Tag im neuen Job. Wie kann ich mich als frisch eingestellte Mitarbeiterin am besten in meine neue Arbeitsumgebung integrieren?
Der Schlüssel ist, aktiv zu sein und alle Möglichkeiten des Onboardings zu nutzen, die das Unternehmen anbietet. Für die ersten Tage gilt: akklimatisieren, eingewöhnen, zuhören und lernen. Lernen Sie insbesondere die Menschen kennen, mit denen Sie tagtäglich zusammenarbeiten.
Wie beweise ich, was ich kann, ohne die Ellenbogen auszufahren oder arrogant zu wirken?
Seien Sie proaktiv und selbständig, aber überfahren Sie die neuen Kolleginnen und Kollegen nicht gleich mit Ihren Ideen und Verbesserungsvorschlägen. Verschaffen Sie sich zunächst einen Überblick über die Gegebenheiten im Unternehmen und wie zusammengearbeitet wird. Jedes Unternehmen tickt anders, hat eigene interne Regeln, Prozesse und Arbeitsabläufe.
Wie stellt die Zürcher Kantonalbank sicher, dass neue Mitarbeitende rasch ein Teil des Teams werden und sich wohlfühlen?
Unser Onboardingprozess unterstützt neue Mitarbeitende, sich in ihrer neuen Position zurechtzufinden – und beginnt bereits bei der Vertragsunterzeichnung. Die meisten starten dann jeweils am Monatsanfang mit dem Welcome Day. An diesem lernen sie unsere Bank näher kennen, erhalten erste Einblicke in unsere Kultur und bekommen wichtige Infos für ihren Start. In der Anfangsphase werden sie zudem durch unsere Ansprechpersonen im HR begleitet. Und im Intranet finden sie alle wichtigen Informationen, Dokumente und Ansprechpersonen auf einen Blick.
Was können Führungskräfte und Teams tun, damit sich neue Mitarbeitende schnell wohlfühlen und sich gut zurechtfinden?
Onboarding ist nicht nur HR-Aufgabe, auch der Fachbereich ist stark eingebunden. Bei uns beginnt das Onboarding oft bereits vor dem ersten Arbeitstag: mit gemeinsamen Mittagessen oder Events, zu denen neue Kolleginnen und Kollegen eingeladen werden.
Und während der eigentlichen Einarbeitung?
Ein strukturierter Einarbeitungsplan hilft, dass sich neue Mitarbeitende schnell in ihre Aufgaben und Rollen einfinden. Das Team vereinbart gemeinsam, wer sich wann für die Einarbeitung Zeit nimmt. Meiner Meinung nach gehört das zu einer positiven Willkommenskultur dazu. Dadurch weiss der oder die neue Mitarbeitende dann auch gleich, was die nächsten Tage oder Wochen ansteht. Feste Ansprechpartner helfen bei jeglicher Art von Fragen – warum also nicht für die Anfangszeit eine Gotte oder einen Götti bestimmen? Diese «Buddy-Systeme» nutzen viele Unternehmen erfolgreich.
Tipps
- Netzwerk aufbauen: Gehen Sie auf Ihre neuen Kolleginnen und Kollegen zu und knüpfen Sie Kontakte. Machen Sie auch mal den ersten Schritt und verabreden Sie sich für gemeinsame Mittagessen oder nutzen Sie die Kaffeepause oder ein Afterwork-Event, um die anderen kennenzulernen.
- Interesse zeigen: Hören Sie zu und stellen Sie Fragen, um Ihre Arbeit und Ihre Aufgaben besser zu verstehen.
- Kein Druck: Lassen Sie sich Zeit, um sich mit den Prozessen und Systemen des Unternehmens vertraut zu machen. Auch müssen Sie nicht alle Ihre Kompetenzen bereits am ersten Tag zeigen – dazu bleibt noch genügend Zeit.
- Flexibel sein: Seien Sie offen für neue Aufgaben, Arbeitsweisen und Feedback.
Überprüft die Zürcher Kantonalbank regelmässig den Erfolg des Onboarding-Prozesses?
Ja, wir evaluieren regelmässig die Frühfluktuation, holen nach dem Einführungstag und während der Probezeit Feedback ein und führen Gespräche am Ende der Probezeit.
Was sind die häufigsten Herausforderungen bei der Einführung von neuen Mitarbeitenden ins Unternehmen?
Neue Mitarbeitende dürfen nicht das Gefühl haben, dass sie ins kalte Wasser geworfen oder allein gelassen werden. Bereits die Zeit zwischen Vertragsabschluss und Arbeitsbeginn bietet viele Chancen, neuen Mitarbeitenden ein gutes Gefühl zu vermitteln. Und wir wissen, dass die ersten Arbeitstage darüber entscheiden, ob sich Mitarbeitende auch längerfristig bei uns wohlfühlen. Es braucht also eine klare Kommunikation und Möglichkeiten, sich zu vernetzen. Eine Herausforderung bei der Zürcher Kantonalbank sind die Organisationskürzel – bei uns «Instradierung» genannt – mit denen sich neue Mitarbeitende vertraut machen müssen. Es braucht etwas Zeit, um sich damit zurecht zu finden.
Feedback einfordern und ansprechen, wenn einem etwas nicht passt – wie lautet Ihre Empfehlung?
Feedback-Gespräche helfen bei der Einarbeitung: Bin ich auf dem richtigen Weg? Wo muss noch mehr Zeit investiert werden? Welches Know-how fehlt noch? Aber auch: Was fehlt mir persönlich noch, um mich angekommen zu fühlen? Also ja: Sollten Feedbacks nicht bereits fester Bestandteil der Einarbeitung sein, unbedingt einfordern. Nutzen Sie Feedbackgespräche, um Probleme anzusprechen und Verbesserungsvorschläge zu machen. Wichtig dabei: Die eigene Situation und die eigenen Wahrnehmungen schildern und Ich-Botschaften verwenden, dabei aber auch nie vergessen, sich in die Lage seines Umfelds zu versetzen.
Neuer Job, falsche Entscheidung – wie gehe ich damit um, wenn es mir im neuen Unternehmen nicht gefällt?
Zunächst sollten Sie sich fragen, was Sie an Ihrem Job stört. Ist es das Arbeitsumfeld, sind es die Aufgaben oder die Kolleginnen und Kollegen? Nur, wenn Sie die Ursache kennen, können Sie gezielt handeln. Falls der Job nicht Ihren Erwartungen entspricht, hilft womöglich ein klärendes Gespräch mit der oder dem Vorgesetzen, um gemeinsam Lösungen zu finden. Wenn Sie aber auch nach einiger Zeit im Job nicht ankommen oder auf Ihr Feedback nicht eingegangen wird, beweist es auch Stärke, sich selbst einzugestehen, dass der neue Job nicht das Richtige ist, und sich neu zu orientieren. Schliesslich verbringen wir einen Grossteil unserer Zeit bei der Arbeit.
Über Pia Steiner
Die gebürtige Toggenburgerin stiess 2017 zur Zürcher Kantonalbank.
Sie war während fünf Jahren im Zeichen unserer Jüngsten tätig, indem sie unsere Nachwuchstalente ausbildete und von der personellen Seite her begleitete. Heute verantwortet Pia Steiner als Recruiterin bei der Zürcher Kantonalbank die Bereiche Direktbank sowie Sales, Segments & Channels. Sie absolviert nebenberuflich einen Master in Wirtschaftspsychologie und weiss schon jetzt, wie sie die neu gewonnene Freizeit nach dem Abschluss nutzen wird: Die 31-Jährige ist vielseitig interessiert und oft auf dem Rennvelo, in den Bergen und am Zürichsee anzutreffen.