Über Freundschaft am Arbeitsplatz – ein Gespräch

Am 30. Juli ist internationaler Tag der Freundschaft – und wir nehmen das zum Anlass, uns dem Thema Freundschaft am Arbeitsplatz zu widmen. Doch was ist mit der Maxime, Privates und Berufliches zu trennen? Lenkt eine Freundschaft sogar von der Arbeit ab? Zwei Freunde, Michael Vonlanthen und David Halter, beide im Team Recruiting und Talentgewinnung bei der Zürcher Kantonalbank tätig, schätzen es ein.

Text: Mirjam Arn, Employer Branding Manager / Bilder: Simon Baumann

Studien belegen, dass Freundschaften am Arbeitsplatz glücklich machen und uns helfen, stressige Situationen besser zu bewältigen.

Unter der Woche verbringen wir in der Regel mehr Zeit bei der Arbeit als mit unserer Familie oder Freunden. Vollzeitbeschäftigte arbeiten im Allgemeinen 40 bis 42 Stunden pro Woche, Überstunden nicht mitgerechnet. Insofern scheint es naheliegend, Arbeit und Freundschaft miteinander zu verbinden. Sich an langen Arbeitstagen über berufliche Angelegenheiten hinaus auszutauschen. Gemeinsam lachen. In stressigeren und herausfordernden Zeiten ein offenes Ohr finden – und haben. Wem täte das nicht gut? 

Die «Frollegen»* Michael Vonlanthen und David Halter, beide im Team Recruiting und Talentgewinnung bei der Zürcher Kantonalbank tätig, berichten über ihre Freundschaft.

Wie lange kennen Sie sich bereits – und woher?

Michael Vonlanthen: David und ich sind in derselben Region aufgewachsen, hatten früher wegen des Altersunterschieds jedoch kaum Kontakt. Als Teenager sind ein paar Jahre Altersabstand nicht unbedeutend. Der Fussball hat uns schliesslich zusammengeführt – wir spielten beide beim lokalen Verein. Schnell stellte sich heraus, dass wir viele weitere Gemeinsamkeiten haben. Und auch beruflich gab es Parallelen. Beide entschieden wir uns früh für eine Laufbahn im Recruiting.

Herr Vonlanthen, Sie haben Herr Halter für eine Stelle bei der Zürcher Kantonalbank empfohlen. Wie kam es dazu?

Michael Vonlanthen: Wir hatten bereits bei einem anderen Arbeitgeber zusammengearbeitet. Das hatte ich in bester Erinnerung. Daher war ich mir sicher, dass wir mit David einen äusserst kompetenten Recruiter für unser Team gewinnen. Ausserdem passt seine umgängliche und humorvolle Art sehr gut zu uns.

Herr Halter, mit welchen Argumenten hat er Sie von dieser Stelle überzeugt?

David Halter: Bei unserem früheren Arbeitgeber waren wir im IT-Consulting tätig. Die Stelle bei der Zürcher Kantonalbank bot mir die Möglichkeit, in einer völlig anderen Branche und in einem neuen Bereich zu rekrutieren. Ein weiterer Hauptgrund war natürlich, wieder mit Michi zusammenarbeiten zu können. Darüber hinaus spricht so vieles für eine Tätigkeit bei der Zürcher Kantonalbank.

* Frolleginnen und Frollegen

Wenn aus Kolleginnen und Kollegen Freundinnen und Freunde werden.

Herr Vonlanthen, was bedeutet es Ihnen, mit David Halter in einem Team zu sein? 

Michael Vonlanthen: Mein Job ist ein integraler Bestandteil meines Lebens. Wie die meisten Menschen verbringe ich während der Woche nun einmal mehr Zeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen als mit der eigenen Familie. Daher ist es wichtig, auch bei der Arbeit ein gutes Umfeld zu haben. Mit David habe ich einen Freund im Team, mit dem ich Themen jeglicher Art, Probleme oder unterschiedliche Ansichten sehr offen und unkompliziert besprechen kann. Das macht die Zusammenarbeit einfacher, es gibt Sicherheit und motiviert.

Wie würden Sie Ihre Beziehung am Arbeitsplatz beschreiben?

David Halter: Authentisch, professionell und locker.
Michael Vonlanthen: Dem stimme ich voll und ganz zu.

Lassen sich die Vorzüge, wie es ist, mit einem Freund zusammenzuarbeiten, konkretisieren?

David Halter: Eine gute Freundschaft zeichnet sich durch Vertrauen, Ehrlichkeit, gegenseitige Unterstützung, die Bereitschaft, Kompromisse einzugehen und Zuverlässigkeit aus. Alles Eigenschaften, die heutzutage auch in vielen Jobs gefragt sind. Und: Wir geben uns vor allem auch kritisches Feedback. Durch das über die Jahre aufgebaute Vertrauen können wir Dinge ansprechen, die sich ein anderer Kollege vielleicht nicht traut. Da wir beide für den Vertrieb rekrutieren, haben wir im Daily Business viel miteinander zu tun und tauschen uns häufig aus. Zu wissen, wie der jeweils andere tickt, hilft enorm; wir kennen die Stärken und Schwächen des anderen nur zu genau. Und läuft im Job einmal etwas schief, muntern wir uns gegenseitig wieder auf – zum Beispiel bei einem gemeinsamen Kaffee oder Mittagessen. Ganz klar: Unsere Freundschaft ist durch die Zusammenarbeit noch einmal gewachsen.

Gibt es Schattenseiten oder spezielle Herausforderungen?

Michael Vonlanthen: Schattenseiten nicht, Herausforderungen ja. Was es meines Erachtens braucht, sind gemeinsame Grundsätze. Trotz der Nähe und des Vertrauens gibt es auch bei uns berufliche oder private Themen, die wir nicht mit dem anderen teilen möchten. Hier ist es wichtig, klare Grenzen zu ziehen und diese gegenseitig zu respektieren. Uns ist dies über all die Jahre sehr gut gelungen, denke ich.

Wie schaffen Sie es, berufliche und private Themen zu trennen?

David Halter: Die Grenzen zwischen Privat und Beruf verwischen mit der Zeit. Aber wir wissen, wann wir uns wie verhalten müssen, damit es im Büro angemessen ist. Wir verstehen uns gut, ja, aber bei der Arbeit behandeln wir uns so wie jede andere Kollegin und jeden anderen Kollegen auch.
Michael Vonlanthen: Wir sind beide im Tagesgeschäft stark ausgelastet, somit bleibt kaum Zeit, um private Themen zu vertiefen. Wir sehen uns auch nicht täglich im Büro, da wir in den verschiedenen Marktgebieten unterwegs sind. Ab und zu machen wir in der Mittagspause einen Spaziergang um die Josefwiese. Da haben dann auch private Themen Platz. Wie vor allem auch in unserer Freizeit.

Gab es jemals Situationen, in denen Ihre Freundschaft am Arbeitsplatz zu Konflikten geführt hat?

Michael Vonlanthen: Bisher glücklicherweise nicht. (Lacht)

Wie wird Ihre Freundschaft von Ihren Arbeitskolleginnen und -kollegen wahrgenommen?

David Halter: Klar, die Kolleginnen und Kollegen merken, dass wir uns gut verstehen. Da wir aber beide sehr offen und umgänglich sind, verbringend wir genauso gerne und häufig Zeit mit unseren anderen Teamkolleginnen und -kollegen. Und ich glaube, sie auch mit uns.

Sehen Sie Nachteile darin, Freunde am Arbeitsplatz zu haben?

David Halter: Ein Nachteil ist, dass wir manchmal in der Freizeit nicht mehr so viel zu bereden haben, da wir im Arbeitsalltag schon viel voneinander mitkriegen.
Michael Vonlanthen: Grundsätzlich nicht. Doch nicht jede Freundschaft dürfte im beruflichen Alltag funktionieren. Und auch nicht mit jeder Kollegin und jedem Kollegen, mit dem ich mich gut verstehe, entsteht privat eine Freundschaft. Das ist auch für alle okay so.

Freunde für eine Stelle bei der eigenen Arbeitgeberin empfehlen – warum beziehungsweise warum nicht?

Michael Vonlanthen: Es ist ja nicht so, dass ein Team nur aus Freunden bestehen muss, um gut zu funktionieren. Bei Freunden besteht jedoch bereits eine gute Vertrauensbasis. Sie kennen jeweils ihre Persönlichkeit, ihre Fähigkeiten und können auch ihre Arbeitsmoral gut einschätzen. Dadurch lässt sich besser darüber urteilen, ob jemand zur Unternehmenskultur und ins Team passt. Doch Achtung: Nicht mit jedem Freund matcht es bei der Arbeit. Etwa wenn er in bestimmten Fällen ganz grundsätzlich andere Arbeitsweisen bevorzugt – dann drohen Konflikte. Vielleicht passt dieser Freund dann nicht ins eigene Team, aber dennoch sehr gut ins Unternehmen. Zudem: Freundschaften können eben auch bei der Arbeit entstehen (s. Infobox).

Freunde am Arbeitsplatz

Überall, wo wir viel Zeit miteinander verbringen – in der Schule, der Ausbildung, im Studium oder in der Arbeitswelt – können Freundschaften entstehen. Studien belegen, dass Freundschaften am Arbeitsplatz glücklich machen und uns helfen, stressige Situationen besser zu bewältigen. Es lohnt sich also, an Freundschaften zu arbeiten. Hier ein paar Tipps:

Zuhören: Interessieren Sie sich für die Anliegen Ihrer Kolleginnen und Kollegen. So können Sie Vertrauen und eine positive Beziehung aufbauen.

Soziale Aktivitäten: Nutzen Sie die Gelegenheit, um Kolleginnen und Kollegen ausserhalb des Arbeitsumfelds kennenzulernen. Gemeinsame Mittagessen, Team-Building-Aktivitäten oder die Mitgliedschaft bei einem unternehmensinternen Netzwerk oder Sportverein können helfen, Gemeinsamkeiten zu entdecken und Verbindungen aufzubauen.

Offenheit mitbringen: Es braucht Zeit, um Freundschaften aufzubauen. Seien Sie offen für neue Begegnungen – und mit etwas Glück finden Sie Menschen, mit denen Sie Gemeinsamkeiten und Interessen teilen.