ZKB Pionierpreis Technopark: Nanoflex Robotics setzt sich durch
Das Medtech-Start-up Nanoflex Robotics hat eine neue Telerobotiklösung zur Entfernung von Blutgerinnseln entwickelt. Mit dieser lebensrettenden Innovation gewinnt es den ZKB Pionierpreis Technopark und kann das Preisgeld von 100'000 Franken in seine wichtige Arbeit investieren. Der Preis wurde bereits zum 25. Mal verliehen – ein Beleg für die konsequente Innovationsförderung der Zürcher Kantonalbank und des Technopark. Ein Blick zurück zeigt, wie ehemalige Pionierpreis-Gewinner mit ihren Innovationen Erfolge feierten.
Text: Andreas Dürrenberger Bilder: Boris Adolf

Diese Innovation kann Leben retten: Das Medtech-Start-up Nanoflex Robotics hat eine neue Telerobotiklösung für endovaskuläre Eingriffe entwickelt und gewinnt damit den diesjährigen ZKB Pionierpreis Technopark. Endovaskuläre Eingriffe sind medizinische Behandlungen, bei denen Ärztinnen und Ärzte durch kleine Schnitte direkt in die Blutgefässe gelangen, um Probleme zu beheben. Dazu gehört zum Beispiel die Entfernung von Blutgerinnseln im Hirn bei Schlaganfällen. Dabei werden spezielle Instrumente verwendet, die durch die Blutgefässe geführt werden, um die betroffenen Stellen zu erreichen und zu reparieren.
Nanoflex Robotics widmet sich in diesem medizinischen Bereich der Entwicklung einer neuen Generation von telerobotischen Lösungen. Sein Remote Intervention System (RIS) nutzt Magnetfelder, um einen Mikroroboter präzise durch die Blutgefässe zu navigieren. Dank ultraflexibler Führungsdrähte lässt sich die Spitze des Geräts ohne übermässige Kraft in jede gewünschte Richtung lenken. Die Magnetfeldeinheit des RIS ist kompakt, mobil und in verschiedenen klinischen Umgebungen einsetzbar.
Das Besondere daran: Das System kann von den Spezialistinnen und Spezialisten ferngesteuert werden. Ihre Präsenz im Operationssaal ist nicht erforderlich. Transport- und Wartezeiten für endovaskuläre Eingriffe werden dadurch drastisch reduziert, und lebensrettende Massnahmen können schneller und auch in kleineren oder ländlichen Krankenhäusern erfolgen. Damit erschliesst das Team von Nanoflex Robotics das Potential der Telemedizin, anerkannte die Pionierpreis-Jury.
Ein Vierteljahrhundert Innovationsförderung – über 2,25 Millionen Franken Preisgeld
Das ETH-Spin-off, vor vier Jahren gegründet von Matt Curran, Dr. Christophe Chautems und Prof. Bradley Nelson, ist bereits der 25. Gewinner des ZKB Pionierpreis Technopark. 2001 wurde der Preis zum ersten Mal verliehen. 43 Start-ups haben seither von den ausgeschütteten Preisgeldern profitiert, die sich in all den Jahren auf über 2,25 Millionen Franken summiert haben. Der Pionierpreis gilt für Deeptech-Start-ups, die mit wissenschaftlichen und technischen Innovationen komplexe Probleme lösen, als wichtigste Auszeichnung der Schweiz.
Der Pionierpreis prämiert Projekte am Übergang von einer innovativen Idee zur Marktfähigkeit. An diesem Punkt sind Start-ups in der Regel noch weit davon entfernt, Gewinn zu schreiben. Kapital zu finden, ist eine Herausforderung. Die 100'000 Franken, die das Sieger-Start-up erhält, sind eine willkommene Aufbesserung der Startkasse. Mindestens ebenso bedeutend ist jedoch die Plattform, die der Pionierpreis den teilnehmenden Start-ups bietet, um sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Kommt hinzu: Eine hochkarätig besetzte Jury prüft alle eingehenden Bewerbungen eingehend. Das strenge Auswahlverfahren verleiht dem Geschäftsmodell der Finalisten und insbesondere jenem des Siegers eine hohe Glaubwürdigkeit. Dies kann bei der Gewinnung von weiteren Investoren sehr hilfreich sein.
Dass die Jury etwas von ihrem Handwerk versteht, Marktpotenzial zu erkennen, zeigen auch die Erfolgsgeschichten, die zahlreiche Start-ups nach ihrem Sieg beim Pionierpreis geschrieben haben.
Pionierpreis gewonnen und durchgestartet
Nachfolgend eine Auswahl an Start-ups, die sich nach dem Gewinn des ZKB Pionierpreis Technopark sehr erfolgreich weiterentwickelt haben:
Symetis (Gewinner 2004)
Symetis war ein Schweizer Medtech-Start-up, das minimalinvasive Herzklappen für Patienten mit Aortenklappenstenose entwickelte. Es erzielte mit seiner Forschung grosse Erfolge. Nach raschem Wachstum wurde das Unternehmen 2017 für 435 Millionen US-Dollar vom US-Medizintechnikkonzern Boston Scientific übernommen. Dieser Exit gilt als Meilenstein für die Schweizer Start-up-Szene.
Optotune (Gewinner 2009)
Optotune aus Zürich gewann 2009 den Pionierpreis für seine revolutionären, elektronisch verstellbaren Linsen. Die vom natürlichen Auge inspirierte Technologie ersetzt komplexe Linsensysteme durch eine flexible Flüssiglinse. Optotune hat sich seither zum globalen Anbieter entwickelt: Das Unternehmen exportiert 97% seiner Produkte in alle Welt und beliefert diverse Branchen - von Smartphone-Herstellern bis zu Medizintechnikunternehmen.
Scewo AG (Gewinner 2018)
Das Start-up aus Winterthur hat den weltweit ersten Elektrorollstuhl entwickelt, der auf zwei Rädern balanciert und Treppen steigen kann. Diese einzigartige Innovation ermöglicht Menschen im Rollstuhl, Hindernisse wie Treppenstufen autonom zu überwinden und so ihre Unabhängigkeit im Alltag deutlich zu erhöhen.
Lumiphase AG (Gewinner 2022)
Lumiphase aus Kilchberg ZH entwickelt neuartige elektrooptische Halbleiterchips, die deutlich höhere Datenübertragungsraten bei wesentlich geringerem Energiebedarf ermöglichen. Diese zukunftsweisende Technologie verknüpft Licht und Elektronik auf innovative Weise und kann die Leistungsfähigkeit von Kommunikationsnetzen weltweit erheblich steigern. Das 2020 gegründete Jungunternehmen gilt als Wegbereiter für die nächste Generation der Datenkommunikation.
Preisverleihung und weitere Auszeichnungen
Die Mitfinalistinnen Ex Nunc Intelligence und Irmos Technologies wurden jeweils mit 10'000 Franken ausgezeichnet.
Ex Nunc Intelligence, gegründet von Kyriaki Bongard, Zoé Berry und Thomas Sèze, bietet mit Silex eine Cloud-Plattform, die mithilfe von maschinellem Lernen und Natural Language Processing Rechtsfragen analysiert und strukturierte Antworten liefert. Irmos Technologies, gegründet von Panagiotis Martakis, hat eine Lösung entwickelt, um den Zustand und die Belastung von Bauwerken präzise zu überwachen. Kosteneffiziente Sensoren erfassen Echtzeitdaten und eine KI-gestützte Plattform führt die Analyse durch, um Sanierungen gezielter zu planen und Kosten zu sparen.
Bei der Verleihung des 25. Pionierpreises im Technopark Zürich wurde zudem zum zweiten Mal ein Publikumspreis vergeben. Das Team von Nanoflex Robotics konnte sich dabei gleich doppelt freuen, gewann es doch auch diese Auszeichnung in Höhe von 2'500 Franken. Übergeben wurde dieser Preis von Jurymitglied Michelle Tschumi, Leiterin Start-up Finance bei der Zürcher Kantonalbank.

Rund 350 Gäste wurden von Moderatorin Eva Pauline Bossow charmant durch die Veranstaltung begleitet, die unter dem Motto «Risikofreude» stand. Die Keynote hielt der Neurowissenschaftler und Autor Dr. Henning Beck, der erklärte, warum sich Risiko schwierig anfühlt und wie unser Gehirn durch Risikobereitschaft und Innovationsfreude den intelligentesten Algorithmen überlegen bleibt. In der anschliessenden Panelrunde diskutierten Investorin Nicole Herzog, Start-up-Gründer Phil Lojacono und der Bankratspräsident der Zürcher Kantonalbank, Jörg Müller-Ganz, darüber, wie sie Risikobereitschaft leben, Chancen im Risiko erkennen und mit Mut die Zukunft gestalten.
Auf die Frage der Moderatorin, was sich Jörg Müller-Ganz für den Innovationsstandort Schweiz wünschen würde, meinte dieser mit einem Augenzwinkern: «Mehr ZKB!» Er begründete dies mit dem umfassenden Engagement der ZKB für das Start-up-Ökosystem. Dieses reiche von der finanziellen Förderung von Hochschulen über die Unterstützung von Inkubatoren bis hin zur aktiven Rolle als Risikokapitalgeberin. «Für Start-ups ist es wichtig, dass sie die Chance erhalten, etwas aufzubauen. Und wir helfen ihnen, diese Chance zu nutzen.»
