Es treibt sie schon eine Weile um, das Ehepaar Bauer. Beide sind Anfang 50 und jeweils erwerbstätig. Ihre Sparquote wächst. In den letzten Monaten sogar zunehmend durch geringere Ausgaben aufgrund der Corona-Pandemie. Mittlerweile verfügen sie über ein gutes Liquiditätspolster, weshalb sie sich fragen: wohin mit dem freien Vermögen? Zumal auf dem Konto mit null Zins oder im schlimmsten Fall gar mit Negativzinsen zu rechnen ist.
Die Bauers wohnen mit ihren zwei bald erwachsenen Kindern in einer Eigentumswohnung. Die Hypothek ist bereits auf rund zwei Drittel des Liegenschaftswerts abbezahlt (siehe Info-Box Amortisation). Instinktiv möchten sie die Schuld weiter reduzieren.
«Die Hypothek freiwillig zu amortisieren, ist ein verständlicher Wunsch und vielen Kundinnen und Kunden ein Anliegen», sagt Manuela Rogentin, Finanzplanerin bei der Zürcher Kantonalbank. «Die hohe Hypothekarschuld ist für sie eine emotionale Belastung. Dennoch sollte ein solcher Entscheid gut überdacht sein.»
Finanziellen Spielraum im Alter sichern
Ein wichtiger Faktor ist die Nutzung der Liegenschaft: Besteht die Absicht, im Eigenheim langfristig zu wohnen, es zu verkaufen, zu vermieten oder den Nachkommen weiterzugeben?
Auch wenn sich das Ehepaar Bauer noch keine konkreten Gedanken zum Ruhestand gemacht hat, möchte es noch eine Weile in ihrer Eigentumswohnung bleiben.
«Die Pläne für die Wohnsituation bestimmen massgebend die optimale Vermögensstruktur im dritten Lebensabschnitt. Das ist das Verhältnis von Kontoguthaben, Wertschriftenguthaben und den in Immobilien gebundenen Mitteln», erklärt Expertin Rogentin. «Der Vermögensstruktur ist grosse Beachtung zu schenken. Denn im Falle einer freiwilligen Amortisation wäre ihr Vermögen im Eigenheim gebunden. Es würde nach der Erwerbsaufgabe nicht zur Verfügung stehen, um Einkommenslücken im dritten Lebensabschnitt zu decken.»