Vorsorge ist Chefsache

Seit einem Schlüsselerlebnis stellt Severin Gallo, CEO von gammaRenax, persönlich sicher, dass alle Kadermitarbeitenden über 45 über ihre Vorsorge im Bilde sind. Das beginnt mit einem speziellen Event – und endet mit einer Win-Win-Situation für die Mitarbeitenden und das Unternehmen.

Text: Stephan Lehmann-Maldonado / Bilder: Simon Habegger | aus dem Magazin «Meine Vorsorge» 2/2022

Szenenbild gammaRenax AG
Rundum vorgesorgt: Bei der gammaRenax AG sollen die Mitarbeitenden nicht nur über Reinigungsbürsten informiert sein, sondern auch über ihre Pensionierungsplanung.

Egal, ob das Publikum in der frisch renovierten Tonhalle Zürich romantischen Klängen lauscht, Gäste sich im Alpine Spa des Bürgenstock Resorts entspannt vergnügen oder Studierende an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW konzentriert pauken: Wenn sie als «Gebäudenutzende» möglichst wenig von den Diensten der gammaRenax AG mitbekommen, ist deren Chef, Severin Gallo, vollauf zufrieden.

Der Facility-Services-Anbieter aus Dübendorf beschäftigt 1'800 Mitarbeitende an 16 Standorten in der Schweiz. Und er deckt alle Arbeiten ab, die rund um Bauten anfallen: von Reinigungen über das technische Gebäudemanagement bis hin zu Rezeptionsdiensten. Vor 25 Jahren hat Severin Gallo, diplomierter Bauingenieur ETH, das Firmensteuer von seinem Vater übernommen – und seitdem viel in Mitarbeitende investiert. Doch bis er die Tragweite der betrieblichen Vorsorge vollumfänglich erfasste, bedurfte es eines Schlüsselerlebnisses.

Sich ins Bild setzen

«Früher dachte ich, ich könnte mich um die Vorsorge kümmern wie um den Zahnarztbesuch – nämlich erst dann, wenn etwas weh tut», sagt Gallo, «das hat sich radikal geändert». So kam es dazu: Vor fünf Jahren war ein langjähriger Mitarbeiter bei ihm aufgekreuzt. Am Boden zerstört. Aufgrund einer Fehlberatung hatte dieser sein Pensionskassenguthaben bezogen, um damit Wohneigentum zu erwerben. Nun stand er mit einer stark reduzierten Pension da. «Wir haben ihm aus Fürsorge heraus unter die Arme gegriffen», sagt Gallo. Gleichzeitig schwor er sich dieses: «Ab sofort muss mein Kader ab 45 Jahren seine Eckwerte und seinen Spielraum in der Vorsorge kennen.» Kader – das sind bei gammaRenax fast 100 Angestellte, die mit Führungs- und Administrationsaufgaben betraut sind. Sie sollen wiederum ihre Mitarbeitenden für Vorsorgethemen sensibilisieren.

Severin Gallo, CEO gammaRenax AG
«Seit meinem ersten Sparkässeli, das ich als kleiner Junge erhalten habe, steht die Zürcher Kantonalbank für mich für Vertrauen und Solidität», sagt Severin Gallo, CEO von gammaRenax.

Als sich die Zürcher Kantonalbank vor wenigen Jahren als unabhängige Brokerin registrierte, machte der Firmenkundenberater die gammaRenax darauf aufmerksam. Bald darauf spannte das Familienunternehmen die Bank als Beraterin für alle Fragen zur beruflichen Vorsorge ein. Diese analysierte sämtliche Vorsorgepläne, verglich sie mit anderen Lösungen in der Branche und zeigte Optimierungspotenzial auf. «Seit meinem ersten Sparkässeli, das ich als kleiner Junge erhalten habe, steht die Zürcher Kantonalbank für mich für Vertrauen und Solidität», sagt Gallo: «Es ist somit naheliegend, dass wir auch für unsere Mitarbeitenden auf die Kompetenz der Bank gesetzt haben.»

Ein Event als Startpunkt

Mitte 2021 bekam der Kundenberater Reto Frei Boo, für die berufliche Vorsorge von gammaRenax zuständig, die Gelegenheit, die Kompetenz unter Beweis zu stellen. Severin Gallo wünschte sich neutrale Informationen zur Pensionierungsvorbereitung für seine Führungscrew. Auf die Agenda sollten Fragen, die vielen Kopfschmerzen bereiten: Vorsorgelücken, Renten- oder Kapitalbezug bei der Pensionskasse, Frühpensionierung, Konkubinat, Absicherung der Familie. «Und damit wirklich auch alle teilnehmen würden, sollte das Seminar während der regulären Arbeitszeit stattfinden», betont Gallo. Kurzerhand stellte Reto Frei Boo mit Martin Soliva, Finanzplanungs- und Vorsorgeexperte der Zürcher Kantonalbank, ein massgeschneidertes Programm zusammen.

Doch wo sollte der Event stattfinden? In den Räumen von gammaRenax? «Wir richten uns nach den Bedürfnissen der Kunden. Wenn erwünscht, referieren wir auch in einer Lagerhalle – oder führen eine Online-Schulung durch», sagt Frei Boo. Für gammaRenax schwebte ihm jedoch eine besondere Location vor: das Atrium der Zürcher Kantonalbank an der Bahnhofstrasse in Zürich. Dieses bot die ideale Infrastruktur für Severin Gallo und rund 40 Kaderleute um 50+; die Zürcher Kantonalbank sorgte für Kaffee, Birchermüesli, Gipfeli und Fruchtsäfte. Nach den Vorträgen von Frei Boo und Soliva offerierte gammaRenax das Mittagessen für alle.

Martin Soliva, Severin Gallo, Reto Frei Boo (v.l.n.r)
Gute Aussichten: Severin Gallo, CEO gammaRenax AG (Mitte), mit Martin Soliva (links) und Reto Frei Boo von der Zürcher Kantonalbank.

Benefit: Pensionierungsberatung

Klar, dass die Vorsorgeprofis auch darauf hingewiesen hatten, wie hilfreich individuelle Pensionierungsberatungen sein könnten. Bei diesem Stichwort erhob sich Severin Gallo spontan und empfahl seinen Mitarbeitenden, sich die Zeit dafür zu nehmen – und zwar auf Kosten der Firma. «Jedes Leben verläuft anders. Darum kann man bei der Vorsorge nicht nach einem Pauschalrezept vorgehen», stellt Gallo klar. Die Kosten für eine Beratung durch die Zürcher Kantonalbank stellen heruntergerechnet auf die vielen Dienstjahre eine kleinere Investition dar, als der Gratiskaffee im Büro, argumentiert er: «Zudem möchte ich nicht riskieren, dass meine Mitarbeitenden in die Fänge dubioser Finanzberater gelangen.»

Für Frei Boo und Soliva, die sich als Tandem ideal ergänzten, hat die Personalorientierung Vorbildcharakter. «Nach zwei Jahrzehnten Berufserfahrung überraschten mich die vielen Fragen der gammaRenax-Angestellten nicht, dafür umso mehr die positive Grundstimmung im Team», sagt Frei Boo. Ähnlich klingt es bei Soliva: «Es ist beeindruckend, dass ein Unternehmen so viel Wert darauf legt, dass die Mitarbeitenden über ihre Vorsorge im Bilde sind.»

Gallo hat von seinen Mitarbeitenden durchweg positives Feedback erhalten. «Als Mitarbeitende eines Dienstleistungsunternehmens drehen wir uns normalerweise um unsere Kunden. Deshalb haben wir es genossen, einmal selbst im Mittelpunkt zu stehen», sagt er – und vergleicht die Vorsorgeinformationen mit einer Sportmassage: «Sie tut gut, kann aber auch mal schmerzen.» Einerseits vermittle es ein gutes Gefühl, die eigene Zukunft zu gestalten. Andererseits könne es nachdenklich stimmen, wenn einem plötzlich klar würde, welche Weichen für den Lebensabend noch zu stellen seien.

BVG als Instrument im Mitarbeitenden-Marketing?

Der halbe Tag im Atrium hat vielen gammaRenax-Mitarbeitenden die Augen geöffnet. Sie kümmern sich nun aktiv um ihre Vorsorge. «Das Angebot der Pensionierungsberatung wird rege genutzt. Das Echo war erfreulich», weiss Gallo. Die detaillierte Analyse rund um den Ruhestand erfordert allerdings etwas Vorarbeit. Es gilt, Dokumente zu beschaffen, zum Beispiel eine AHV-Rentenschätzung und den Pensionskassenausweis. Überdies empfiehlt es sich, die Zukunftsvorstellungen mit der Familie zu besprechen.

Für Gallo steht jedenfalls schon fest, dass er für seine Kadermitarbeitenden alle paar Jahre einen solchen Pensionierungsanlass durchführen will. «Vorsorge liefert zwar keine Sofortrendite», räumt er ein. «Langfristig zahlt es sich aber aus, wenn wir unsere Verantwortung als Arbeitgeber wahrnehmen. Das schätzen unsere bestehenden wie unsere künftigen Mitarbeitenden.» Insofern verhält es sich mit dem Schritt in den Ruhestand letztlich wie mit den Facility Services in Gebäuden: Wenn es zu keinen unangenehmen Überraschungen kommt, ist die Arbeit gelungen.

Fünf Fragen und Antworten zur Vorsorge im Betrieb

Welche Fragen müssen sich Unternehmen mit Blick auf die betriebliche Vorsorge stellen?

Hier eine Auswahl: Wie schneidet die Pensionskasse im Marktvergleich ab? Welche Risiken trägt die Firma? Wie sind die Mitarbeitenden versichert? Wie präsentiert sich die Vorsorgelösung im Vergleich mit jenen der Mitbewerber? Ist eine Besserstellung des Kaders sinnvoll? Sind steuerliche Optimierungen möglich? Kennt das Personal 50+ die Sachlage?

Weshalb soll sich ein KMU um die Pensionierungsvorbereitung der Mitarbeitenden kümmern?

Die Rente ist kein Fixum, sondern lässt sich gestalten. Daher sollte jeder Arbeitgeber seine Verantwortung wahrnehmen und die Mitarbeitenden – etwa via Mitarbeiterinformationen – für die Pensionierung sensibilisieren. KMU fehlen dafür oft die Ressourcen. Aber in Kooperation mit externen Fachpersonen, etwa von der Zürcher Kantonabank, sind unkomplizierte Lösungen möglich.

Wie oft soll ein Unternehmen die aktuelle BVG-Lösung überprüfen?

Es ist auf jeden Fall ratsam, die Lösung periodisch zu durchleuchten – und Optimierungen einzuleiten. Weil sich einerseits jedes Unternehmen weiterentwickelt und andererseits die Vorsorgegesetzgebung sowie der Pensionskassenmarkt im Fluss sind, empfehlen sich jährliche Updates mit einer Fachperson.

Wie können sich Arbeitnehmende um ihre Pensionierungsvorbereitung kümmern?

In der Vorsorge befindet sich vieles im Umbruch. Planen Sie deshalb Ihre Altersvorsorge und lassen Sie diese spätestens zehn Jahre vor der Pensionierung durch eine Fachperson analysieren. Berücksichtigen Sie neben rechnerischen Kriterien auch Ihre persönlichen Verhältnisse und schauen Sie Ihre Erbschaftsplanung mit Ehe- oder Konkubinatspartnern und Ihren Kindern an.

Wie erfahren Arbeitnehmende, wie es um ihre Vorsorgegelder in der Pensionskasse steht?

Jedes Jahr flattert der Vorsorgeausweis ins Haus. Meist sind die Eckdaten zudem digital abrufbar. Es lohnt sich, diese Leistungsinformationen zur Pensionskasse genau zu studieren – und Fragen mit Fachpersonen zu klären. Das Pensionskassenguthaben stellt für viele Menschen das grösste Sparkapital dar. Als erste Anlaufstelle kann die Personalabteilung oft Kontakte zu externen Fachpersonen vermitteln.