Wir müssen reden: Erben und Vererben ohne Streit

Rund 90 Milliarden Franken wurden 2022 in der Schweiz vererbt. Das ist fast doppelt so viel Geld, wie jährlich über die AHV verteilt wird, Tendenz steigend. Erben und Vererben verläuft aber nicht immer ohne familiäre Reibung. Wir sagen Ihnen, was zu tun ist, um sich aktiv darauf vorzubereiten und welche Rolle eine offene und ehrliche Kommunikation dabei spielt.

Text: Marc Duckeck

Ein Nachlassplan soll die eigenen Wünsche, aber auch die Erwartungen der Familie widerspiegeln. (Bild: Getty Images)

Familiäre Unstimmigkeiten sind mitunter ein grosses Risiko für das Weiterbestehen eines Familienvermögens über die Generationen hinweg. Sie sind sogar ein grösseres Risiko als das Markt- oder Portfoliorisiko oder etwa die vieldiskutierte Erbschaftssteuer. Häufig scheitert der Prozess an scheinbar simplen Faktoren wie beispielsweise einer schlechten Kommunikation.

Stefan Reinhard, Leiter Erbschaften & Stiftungen bei der ZKB, sagt: «Viele Menschen sprechen ungern über die Erbschaftsplanung, weil solche Gespräche schlicht unangenehm sein können. Tod und Geld, und erst recht in dieser Kombination, das sind Themen, die als schwierig gelten. Manche befürchten, dass die Botschaft nicht wie gedacht beim Gegenüber ankommt. Und manche sorgen sich, dass jemand aus der Familie vermuten könnte, ein anderer würde bevorzugt. Viele Menschen verschweigen das Erbthema also ganz bewusst.»

An dieser Stelle leistet Ihre Beraterin oder Ihr Berater der Zürcher Kantonalbank wertvolle Dienste. Neutral, emotional unbefangen und im Detail mit der Sache genaustens befasst – mit unserer Expertise und Erfahrung lassen sich auch schwierige persönliche Themen akkurat vorbereiten und klar kommunizieren. Nachfolgend einige Punkte, die so immer wieder vorkommen und die je nach individueller Situation zu bedenken sind.

Dokumente und Informationen

Niemand ausser Ihnen weiss, welche Dokumente Sie wo abgelegt haben, seien es physische oder digitale.

Nach Ihrem Tod fallen häufig zügig finanzielle Entscheidungen an, beispielsweise müssen Rechnungen bezahlt oder Anlageentscheidungen getroffen werden. Es ist wichtig, dass Ihre Familie weiss, wer nun das Sagen hat, und diese Person (oder ein Team von Personen) muss auch über alle Informationen verfügen, die für die Entscheidungsfindung erforderlich sind. Das beinhaltet Ihre Konto- und Wertschriftendetails sowie die entsprechenden Dokumente, die sie zum Handeln ermächtigen.

Umfang Ihres Vermögens

Ihre Familie kennt das Ausmass Ihres Vermögens nicht.

Manche Eltern schirmen ihre Kinder vor ihrem Vermögen ab. Während der Lebensstil und andere Indikatoren den Kindern häufig Hinweise auf das Vermögen der Familie geben, kommt die Enthüllung eines deutlich grösseren oder geringeren Vermögens als erwartet nach dem Tod eines Elternteils in einigen Fällen sehr überraschend. Das geht dann häufig mit einer starken emotionalen Reaktion einher und der Frage, warum ihnen die Informationen nicht früher anvertraut worden seien. Wenn Sie viel mehr besitzen, als Ihre Kinder wissen, sind diese im Fall Ihres Todes möglicherweise überfordert, damit umzugehen. Wenn Sie jedoch das Ausmass Ihres Vermögens offen mit Ihren Erben kommunizieren, stellen Sie sicher, dass diese gut darauf vorbereitet sind. Wenn die Erbenden wissen, was von ihnen erwartet wird, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Vermögen auch in Zukunft erfolgreich weiter verwaltet wird.

Kommunikation

Sie haben Ihre Erwartungen oder Bedenken gegenüber Ihren Begünstigten nicht oder nicht klar genug geäussert.

Es ist wichtig, zu Lebzeiten offen darüber zu sprechen, wie Sie Verantwortung oder Geld an Ihre Erben weitergeben möchten. Dies besonders dann, wenn die Begünstigten nicht den gleichen Anteil am Nachlass erhalten. Dafür kann es triftige Gründe geben, zum Beispiel wenn ein Kind mehr Unterstützung benötigt als ein anderes, oder wenn ein Kind zu Lebzeiten bereits besonders gut versorgt wurde. Wenn Sie diese Zusammenhänge vor Ihrem Tod nicht nachvollziehbar kommunizieren, müssen Ihre Erben ihre eigenen Schlüsse über Ihre Absichten ziehen, was zu Missverständnissen und zu Konflikten innerhalb der Familie führen kann.

Verantwortung

Sie übertragen einem Ihrer Erben die alleinige Verantwortung.

Dies kann zu Konflikten führen, vor allem, wenn Sie diesen Plan nicht vorher besprochen haben und/oder die anderen Erben den Grund dafür nicht nachvollziehen können. Seien Sie so sicher wie möglich, dass die ausgewählte Person eine solche Aufgabe überhaupt übernehmen möchte. Es empfiehlt sich trotzdem, dass Sie gleichzeitig eine Ersatzperson benennen, die sich ebenfalls um die anstehenden Angelegenheiten kümmern könnte; Ihre Favoritin oder Ihr Favorit hat vielleicht doch schon zu viel um die Ohren. Oder die ausgewählte Person ist entgegen Ihres Urteils nicht Willens, Gespräche mit Geschwistern, Cousins oder anderen zu führen, vor allem dann, wenn es in der Familie bis dahin üblich gewesen ist, solche Gespräche ganz zu vermeiden. Wenn Sie also einem der Erben die Verantwortung für alles überlassen, könnte dies zu Konflikten führen, die es vorher nicht gegeben hat. Der beste Weg, dies zu verhindern, besteht darin, sicherzustellen, dass alle Beteiligten den Nachlassplan kennen – und ihm zustimmen.

Individuelle Familienverhältnisse

Sie ignorieren Ihre individuellen Familienverhältnisse.

Eine klare Kommunikation ist umso wichtiger bei Patchwork-Familien, Eltern mit erwachsenen Kindern aus einer früheren Ehe oder Familien mit Kindern, die besondere Bedürfnisse haben. Diese Umstände erfordern möglicherweise eine aufwendigere Planung, um sicherzustellen, dass die von Ihnen vorgesehenen Begünstigten das erhalten, was Sie ihnen hinterlassen möchten und niemand benachteiligt wird. Wenn Sie für den Fall der Urteilsunfähigkeit einen Vorsorgebeauftragten oder für den Fall Ihres Versterbens einen Willensvollstrecker benennen, ist es von grösster Wichtigkeit, dass diese Person sich ihrer Verantwortung bewusst ist und sie bewusst annimmt.

Unrealistische Zukunftsplanung

Vielleicht sind Ihre Erwartungen an die Zukunft der Familie unrealistisch.

Während Sie ganz bestimmte Wünsche für Ihre Familie haben, wollen diese von künftigen Generationen vielleicht gar nicht geteilt werden. Beispiel: Ein Elternteil möchte ein Ferienhaus in der Familie behalten und geht davon aus, dass künftige Generationen dieses Haus weiterhin nutzen und dort etwa grosse Familientreffen veranstalten werden. Das mag schön klingen, aber die Vorstellung davon, wo und wie jemand Urlaub machen möchte, sind sehr unterschiedlich. Vielleicht wollen die Erbenden auch nicht die Last auf sich nehmen, einen solchen Vermögenswert überhaupt zu halten; denn häufig sind damit Aufwände und Kosten verbunden. Dies gilt auch für die Nachfolgeregelung in Familienunternehmen. Die Annahme, dass jemand aus der künftigen Generation das Unternehmen übernimmt und Sie als Geschäftsführer ablöst, ist möglicherweise reines Wunschdenken. Stattdessen ist es wichtig, Ihre Wünsche frühzeitig mitzuteilen und sie innerhalb der Familie zu diskutieren. Dies wird zu produktiven Gesprächen führen und Ihnen dabei helfen, einen besseren Nachlassplan zu erstellen, der die Wünsche und Vorstellungen Ihrer Familie mit einbezieht.

Sie sind sich nicht sicher, wie Sie mit der Kommunikation Ihrer Zukunftspläne beginnen sollen? Ihre Beraterin oder Ihr Berater bei der Zürcher Kantonalbank hilft Ihnen dabei, das Gespräch vorzubereiten und gibt Ihnen massgebliche Tipps, wie sich die gesamte Familie einbeziehen lässt. Die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Team wird Ihnen helfen, den Stress zu verringern, Sie für schwierige Gespräche zu rüsten und sicherzustellen, dass Ihr Nachlassplan einerseits Ihre Wünsche aber auch die Erwartungen Ihrer Familie widerspiegelt.