Pensionskassenstudie 2025 – Performance und Perspektiven der 2. Säule
Die Schweizer Pensionskassenstudie 2025 zeigt, dass sich die Höhe der Renditen der Kassen stark unterscheiden und warum Versicherte vermehrt das Kapital statt eine Rente beziehen.
Text: Adrian Vonlanthen

Die 25. Ausgabe der Schweizer Pensionskassenstudie zeigt, dass die Versicherten auch in einem anspruchsvollen Umfeld regelmässig von einer positiven Realverzinsung profitieren. Iwan Deplazes, Leiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank, und Heini Dändliker, Leiter Key Account Management / Firmenkunden Markt Schweiz der Zürcher Kantonalbank, führen im Interview aus, warum sich die Höhen der Renditen der Kassen stark unterscheiden und warum Versicherte vermehrt ihr Kapital statt eine Rente beziehen.
Iwan Deplazes, die Pensionskassenstudie 2025 verdeutlicht, dass sich die Höhe der Renditen der einzelnen Kassen stark unterscheiden. Woran liegt das?
Oftmals wird als Begründung die verschiedenartige Risikofähigkeit der einzelnen Vorsorgeinstitute angeführt. Sie hat einen Einfluss darauf, wie offensiv respektive defensiv ein Vorsorgeinstitut seine Asset Allocation gestalten kann. Unsere neuesten Auswertungen zeigen aber, dass die Top-Performance keine Frage der Risikofähigkeit ist, sondern vielmehr von den Ambitionen der einzelnen Vorsorgeinstitute abhängen.
Was führte zu dieser Erkenntnis?
Wir haben im Rahmen der Studie die Risikofähigkeit einer Kasse und die tatsächlich von ihr eingegangenen Risiken gegenübergestellt. Den daraus entstandenen Wert bezeichnen wir als substanzielle Risikofähigkeit. Die Analyse hat gezeigt, dass einige Kassen ihre substanzielle Risikofähigkeit im Verhältnis zu Vorsorgeinstituten mit vergleichbaren Voraussetzungen in ihrer Asset Allocation unterschiedlich ausschöpfen. Diese Vorsorgeinstitute scheinen mögliches Renditepotenzial ungenutzt zu lassen, welches am Ende den Versicherten zugutekommen würde. Höhere Ambitionen zahlen sich also aus.

Top-Performance ist keine Frage der Risikofähigkeit.
Iwan Deplazes, Leiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank
Wie wichtig ist es, dieses ungenutzte Renditepotenzial voll auszuschöpfen, angesichts der Entwicklungen in den vergangenen Jahren?
Die Bedeutung des Kapitalmarktes als dritte Ertragsquelle in der 2. Säule hat mit der gescheiterten BVG-Reform 2024 weiter zugenommen. In Anbetracht der steigenden durchschnittlichen Lebenserwartung und des Entscheides des Stimmvolkes, den Umwandlungssatz nicht anzutasten, braucht es den «dritten Beitragszahler» mehr denn je, um die Rentenzahlungen in Zukunft zu gewährleisten. Schon heute ist die an den Finanzmärkten erzielte Rendite mit einem kumulierten Beitrag von 40 Prozent seit dem Jahr 2004 die wichtigste Einnahmequelle für die Versicherten – noch vor den Beiträgen der Arbeitgeber mit 35 Prozent und der Arbeitnehmer mit 25 Prozent.
Heini Dändliker, wie steht es generell um die Finanzen der Pensionskassen?
Die Pensionskassen sind mit grossen Reserven in ein turbulentes Jahr 2025 gestartet. Die hohe Nettorendite von 7,6 Prozent liess den Deckungsgrad der privatrechtlichen Kassen 2024 von 113,5 auf 117 Prozent ansteigen. Das Polster beim «Zoll-Crash» im ersten Quartal 2025 war damit mehr als ausreichend. Selbst wenn die [WM1] starken Kurskorrekturen von Anfang April eingerechnet werden, sind die Kassen heute so solide finanziert wie lange nicht mehr. Die Stabilität in der 2. Säule führt dazu, dass Versicherte seit über 20 Jahren von einer positiven Realverzinsung profitieren.
Heini Dändliker, wie steht es generell um die Finanzen der Pensionskassen?
Die Pensionskassen sind mit grossen Reserven in ein turbulentes Jahr 2025 gestartet. Die hohe Nettorendite von 7,6 Prozent liess den Deckungsgrad der privatrechtlichen Kassen 2024 von 113,5 auf 117 Prozent ansteigen. Das Polster beim «Zoll-Crash» im ersten Quartal 2025 war damit mehr als ausreichend. Selbst wenn die starken Kurskorrekturen von Anfang April eingerechnet werden, sind die Kassen heute so solide finanziert wie lange nicht mehr. Die Stabilität in der 2. Säule führt dazu, dass Versicherte seit über 20 Jahren von einer positiven Realverzinsung profitieren.
Haben die unterschiedlich hohen Ambitionen auch Einfluss auf die Verzinsung?
Grundsätzlich zeigte sich bei der Verzinsung eine positive Entwicklung. Die Vorsorgeinstitute verzinsten die Vorsorgekapitalien mit 4,3 Prozent deutlich grosszügiger als 2023, da lag der Schnitt noch bei lediglich 2,4 Prozent. Aber ja, die Unterschiede sind auch hier gross. Über alle Vorsorgeinstitute hinweg beträgt der Unterschied zwischen den höchsten und den tiefsten Zinssätzen sogar mehr als das Fünffache. Die 10 Prozent der Kassen mit der niedrigsten Verzinsung gaben im Schnitt lediglich 1,75 Prozent weiter und lagen damit nahe am BVG-Minimum von 1,25 Prozent. Bei den 10 Prozent mit der höchsten Verzinsung waren es hingegen satte 8,25 Prozent – fast doppelt so viel wie der Schnitt.

Der Umwandlungssatz ist nicht der Hauptgrund für Kapitalbezüge.
Heini Dändliker, Leiter Key Account Management / Firmenkunden Markt Schweiz der Zürcher Kantonalbank
Nur noch 39 Prozent der Versicherten beziehen ausschliesslich die Rente. Warum wollen immer mehr Versicherte ihr Rentenkapital beziehen?
Über die Motive für den Kapitalbezug wird viel spekuliert. Als ein Beweggrund gilt die Steuersituation, die aktuell in der Politik diskutiert wird. Im Fokus steht zudem häufig die Rentenhöhe. Unsere Daten zeigen aber sehr deutlich: Der Umwandlungssatz ist nicht der zentrale Treiber der Kapitalbezüge. So sehen wir bei Kassen mit tiefen Umwandlungssätzen keine Häufung von Kapitalbezügen. Umgekehrt zeigen sich auch bei Kassen mit hohen Umwandlungssätzen nicht mehr Rentenbezüge. Die zunehmenden Kapitalbezüge sind also keine direkte Folge der Leistungsveränderung. Die Motive scheinen vielmehr individueller Natur zu sein. Der hohe Anteil der Kapitalbezüge in der Finanzbranche lässt die Vermutung zu, dass die Wahl auch von der Finanzkompetenz der einzelnen Versicherten abhängig ist. Entscheidend ist zudem deren Sicherheitsbedürfnis. Wer auf Nummer sicher gehen will und sich um nichts weiter kümmern möchte, nimmt die Rente. Wer hingegen das Risiko tiefer einschätzt und eigenverantwortlich handeln will, dem bringt ein Kapitalbezug finanzielle Flexibilität. Vielfach dürfte es nämlich einfach der unmittelbare Finanzbedarf sein, der den Ausschlag für den Kapitalbezug gibt – sei es der Kauf einer Immobilie, die Rückzahlung der Hypothek oder eine grössere Anschaffung. Die Motive für den Kapitalbezug sind also mannigfaltig. Insofern ist der Trend wohl auch ein Ausdruck der Individualisierung der Gesellschaft. Fest steht: Die fixe Rente verliert laufend an Bedeutung – sowohl für die Versicherten als auch für die Pensionskassen, denn beide Seiten streben nach Flexibilität. Die Zukunft dürfte deshalb in flexiblen Rentenmodellen liegen, die in Kombination mit dem Kapitalbezug und abgestimmt auf die persönliche Situation der Versicherten den Spielraum bei der Pensionsplanung erweitern.
Jubiläumsausgabe der Schweizer Pensionskassenstudie
An der Schweizer Pensionskassenstudie 2025, der 25. Ausgabe in dieser Reihe, nahmen 507 Vorsorgeinstitutionen teil. Das erfasste Vermögen der Umfrageteilnehmenden beläuft sich auf 856 Mrd. Franken. Gesamthaft sind damit 4,3 Mio. Versicherte repräsentiert. Unter www.swisscanto.com/pensionskassenstudie-2025 finden Sie die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick sowie die komplette Studie.