Das Risiko im Blick

Nicole Assaf arbeitet seit über zehn Jahren bei der Zürcher Kantonalbank, davon die letzten drei als Leiterin Risikoüberwachung im Anlagegeschäft. Sie ist also Sparringpartnerin, Brückenbauerin – und verteilt Zutrittstickets.

Text: Nirmala Alther / Video: Flavio Pinton

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Wie Nicole Assaf auch als Brückenbauerin fungiert, erzählt Sie in folgendem Video Das Risiko im Blick

Welche Risiken im Anlagebereich überwachen Sie mit Ihrem Team?

Zunächst: Das regulatorische Umfeld hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Anlegerschutz ist hier ein wichtiges Thema. Gegenüber Kundinnen und Kunden müssen Verhaltensregeln eingehalten werden. Mein Team der Risikoüberwachung unterstützt die Mitarbeitenden dabei.

Das heisst konkret?

Der Fokus im Bereich Risikoüberwachung im Anlagegeschäft liegt darauf, dass unsere Kundinnen und Kunden verstehen, was sie genau kaufen und welche Anlagelösungen und Anlagestrategien damit einhergehen. Nur so ist ein vollständiges und korrektes Onboarding gegeben. Wir stellen sicher, dass die Bank die vertraglichen Vereinbarungen einhält und überprüfen risikoorientiert die vereinbarte und korrekte Leistungserbringung. Ebenso kontrollieren wir, ob das entsprechende Finanzinstrument oder die Dienstleistung zum Profil der Kundin oder des Kunden passt und anlegerspezifische Voraussetzungen erfüllt werden. Die vertragliche Grundlage für das Anlagegeschäft muss vorhanden sein. Liegt das alles vor, erteilen wir sozusagen das Zutrittsticket ins Depot der Kundinnen und Kunden.

Wie prägt die Digitalisierung Ihren Bereich?

Dank der Digitalisierung sind wir überhaupt erst in der Lage, die Überwachung möglichst vollständig durchzuführen. Für eine erfolgreiche und effiziente Risikoüberwachung bedarf es der Analysen und der Beurteilung von Fakten – die Interpretationen von Daten dienen als Grundlage für die Risikoeinschätzung. Die Risikoexpertinnen und -experten im Team vereinen Skills in der Datenaufbereitung und der -analyse. Durch die Möglichkeit des maschinellen Lernens können konkrete Handungsoptionen erarbeitet werden, die uns befähigen, nach risikoorientierten Gesichtspunkten Entscheidungen zu treffen. Nur mit aussagekräftigen Daten ist eine umfassende und wirkungsvolle Risikoüberwachung möglich.

Werden in einigen Jahren Computer Ihren Job übernehmen?

Rechner sind für mich keine Bedrohung. Prozessuale Kontrollen sind bereits heute weitgehend vollautomatisiert. Um das schiere Mengengerüst zu bewältigen, sind wir froh, von digitalen Tools unterstützt zu werden. Die spannende Arbeit, die Maschinen zu programmieren, übernehmen wir Risikoexpertinnen- und experten. Wir haben hier den Anspruch, mit der intern- und externgetriebenen Entwicklung im Anlagegeschäft Schritt zu halten. Für die stetige, laufende Weiterentwicklung und Bewirtschaftung sind Risikoexperten mit ihrem Fachwissen unabdingbar. Verhaltensanalytische Kontrollen erfordern professionelles Urteilsvermögen, weil es nun einmal kein Schwarz-Weiss gibt. Handlungsoptionen werden deshalb je nach Sachverhalt von meinem Team ausgearbeitet.

Wie wird man Risikoexpertin im Anlagegeschäft?

Ich habe den klassischen Weg als Wirtschaftsprüferin eingeschlagen. Die Risikoexperten in meinem Bereich bringen aber einen bunten Strauss an breit gefächertem Fachwissen mit. Grundsätzlich ist das Interesse an regulatorischen Themen ein Muss für diesen Job. Ausdauer ist erforderlich, um auch einmal im Stil eines Sherlock Holmes einen Einzelfall auseinanderzunehmen und zu lösen. Darüber hinaus ist auch eine gute Kommunikation unabdingbar: Als Sparringpartner sind wir im ständigen Dialog mit unseren Stakeholdern.

 

Über Nicole Assaf

«Interesse an regulatorischen Themen ist ein Muss.»

Nicole Assaf arbeitet seit rund zehn Jahren in verschiedenen Funktionen bei der Zürcher Kantonalbank. Vorher war sie als Wirtschaftsprüferin bei Beratungsunternehmen und Finanzinstituten tätig. Bei der Zürcher Kantonalbank schätzt sie den Gestaltungsraum und überhaupt die Kultur der Bank. Sie lebt mit ihrem Mann und den beiden Kindern (8 und 6) in Neerach. Aufgewachsen auf einem Bauernhof, ist sie in ihrer Freizeit mit ihrer Familie gern in der Natur: «Im schöne grüne Wald, gibt’s immer es Plätzli wo mer gfallt.»