Herr Müller, die Zürcher Kantonalbank hat Hypotheken im Umfang von rund 100 Milliarden Franken vergeben. Wie ist diese Zahl im Verhältnis zur gesamten Geschäftstätigkeit zu beurteilen?
Die Hypothekarvergabe ist ein Kerngeschäft der Zürcher Kantonalbank. Es beansprucht rund die Hälfte der Bilanzsumme.
Wie setzt sich das Hypothekarportfolio der Zürcher Kantonalbank zusammen?
Das Hypothekarportfolio umfasst im Wesentlichen die Segmente «Wohnen» und «Gewerbe», die jeweils in selbst genutzt und vermietet unterteilt sind. Finanzierungen an die Besitzer von selbst genutzten Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen sind mit rund 45 Milliarden Franken das grösste Segment. Annähernd so gross sind Finanzierungen für die Gruppe der Wohnbaugenossenschaften, institutionellen und privaten Investoren. Die Hypotheken für selbst genutzte und vermietete Gewerbeobjekte betragen rund 15 Milliarden Franken.
Wie sicher ist das Hypothekarportfolio der Bank?
Die Zürcher Kantonalbank verfügt über ein qualitativ hochwertiges und sicheres Hypothekarportfolio. Nebst einer Konzentration auf den dynamischen Immobilienmarkt im Wirtschaftsraum Zürich trägt auch die moderate durchschnittliche Belehnung dazu bei. So liegen die Finanzierungen bei rund 90 Prozent der Immobilien bei maximal zwei Dritteln des von der Bank ermittelten Belehnungswerts.
Welche Kriterien gelten bei der Vergabe von Hypotheken?
Die Käuferin oder der Käufer muss beim Erwerb der Immobilie mindestens 20 Prozent Eigenkapital aufbringen und die Hypothek innerhalb von 15 Jahren auf mindestens zwei Drittel des Belehnungswertes amortisieren. Darüber hinaus reduzieren viele Immobilienbesitzerinnen und -besitzer ihre Hypothek aus eigener Initiative. Mit Blick auf den Belehnungsgrad des Portfolios führt dies zu einer Durchschnittsbelehnung, die auch Schwankungen im Preisgefüge des Immobilienmarktes aushält. In Bezug auf die Tragbarkeit wird bei der Hypothekarvergabe ein kalkulatorischer Zinssatz von 5 Prozent angewendet. Damit wird bei Gewährung der Finanzierung überprüft, ob diese auch bei einem langfristig höheren Zins tragbar ist.
Wie wahrscheinlich sind Ausfälle?
Über die letzten Jahre hinweg waren die Ausfälle im Hypothekargeschäft sehr gering mit Raten im Promillebereich. Bei Finanzierungen an Private liegen die grössten Risiken in persönlichen Lebensereignissen – wie etwa Arbeitsplatzverlust, Scheidung, Krankheit oder Todesfall. Die Geschichte lehrt uns jedoch, dass es auch in Zukunft wieder zu einer Immobilienkrise kommen kann. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit haben zu verschiedenen Massnahmen seitens der Regulatoren und Banken geführt, so gibt es heute strengere Eigenmittelvorschriften und die Rating- und Bewertungsmodelle wurden verbessert. Zudem wirken auch die Selbstregulierungsorganisationen zunehmend in Richtung einer verantwortungsvolleren Vergabepraxis.