Start-up-Finanzierung: Erfolge trotz Gegenwinds

43 neue Investments im vergangenen Jahr – die Zürcher Kantonalbank ist und bleibt eine wichtige Partnerin für innovative Schweizer Start-ups. Angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds gilt dies umso mehr. Doch trotz des Gegenwinds zeigt sich Michelle Tschumi, Leiterin Start-up Finance bei der Bank, zufrieden. Das liegt an mehreren Exits und einem erfolgreichen Start ins neue Jahr.

Text: Andreas Dürrenberger

Es dreht sich alles um diese Erfindung: bioanalytische Instrumente der nächsten Generation. (Bild: Creoptix)

Das vergangene Jahr hielt für Unternehmen zahlreiche Herausforderungen bereit: Die Zinswende, die steigende Inflation, der Arbeitskräftemangel, der Krieg in der Ukraine und die anhaltenden Probleme in den globalen Lieferketten. Zu spüren bekamen dies nicht nur etablierte Firmen, sondern vor allem auch Start-ups. Denn innovative Jungunternehmen benötigen vor allem eines: Kapital. «Das war vergangenes Jahr schwieriger zu finden als auch schon», sagt Michelle Tschumi, Leiterin Start-up Finance bei der Zürcher Kantonalbank.

Doch trotz schwieriger Umstände: Die Zürcher Kantonalbank hat 2022 insgesamt 15,5 Millionen Franken in 43 verschiedene Start-ups investiert. Die Schwerpunkte lagen auf den Bereichen Cleantech, ICT und High Tech.

Start-up-Portfolio: Anteile nach Sektoren

Angaben in Prozent (Grafik: Zürcher Kantonalbank)

Grund zur Freude – erfolgreicher Exit von Versantis

Ist ein Start-up besonders erfolgreich, gelingt ihm irgendwann vielleicht das, worauf die meisten Gründerinnen und Gründer hinarbeiten: ein Exit. Die Firma geht entweder an die Börse oder wird von einem anderen Unternehmen übernommen. «Ein Exit ist etwas Besonderes und freut uns immer sehr», sagt Tschumi. «Exits lohnen sich natürlich finanziell, sie sind aber insbesondere eine schöne Bestätigung für die erfolgreiche Arbeit der Gründerinnen und Gründer und für uns als Investorin.»

Einen solchen Grund zur Freude gab es im September. Versantis, ein biopharmazeutisches Unternehmen aus Zürich, entwickelt Medikamente gegen akut-chronisches Leberversagen. Für dieses Krankheitsbild, das beispielsweise Zirrhosepatienten aufweisen, gibt es bislang nur wenige und teure Behandlungsmöglichkeiten. Versantis möchte das ändern und hat vielversprechende Produktkandidaten in der Pipeline. Das französische Pharmaunternehmen GENFIT sieht dieses Potenzial ebenfalls und gab den Kauf von Versantis bekannt. Die Übernahme umfasst Zahlungen bis zu 105 Millionen Franken und eine Erlösbeteiligung. Das Versantis-Team wird weiterhin für GENFIT tätig sein.

Das vergangene Jahr hatte zudem im Januar schon erfreulich begonnen. Das HealthTech-Start-up Creoptix verkaufte 100 Prozent seiner Anteile an Malvern Panalytical, einem der grössten Hersteller und Lieferanten von Laboranalysegeräten (hier geht’s zum Blogbeitrag). Creoptix produziert bioanalytische Instrumente für die industrielle und akademische Proteinforschung. Die Zürcher Kantonalbank war bereits 2013 als eine der ersten Investorinnen bei Creoptix eingestiegen.

Drei weitere Erfolgsgeschichten zum Jahresbeginn 2023

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden auch dieses Jahr herausfordernd bleiben. Doch trotz anhaltenden Gegenwinds gibt es noch vor Frühlingsbeginn weitere Erfolgsmeldungen. Gleich drei Start-ups, die von der Zürcher Kantonalbank mitfinanziert wurden, haben den Exit geschafft.

Das IT-Startup Avrios hat eine cloudbasierte Plattform für das Management von Fahrzeugflotten entwickelt. Die Software soll helfen, Prozesse effizienter zu gestalten und die Kosten für den Betrieb einer Fahrzeugflotte zu senken. Die amerikanische Investmentfirma Battery Ventures, die auf Technologie-Investments spezialisiert ist, sieht viel Potenzial in Avrios und hat das Zürcher Start-up im Januar gekauft.

Nahezu zeitgleich gab das amerikanische Messtechnikunternehmen Bruker Corporation bekannt, die Aktienmehrheit am Zürcher Unternehmen Biognosys zu übernehmen. Das ETH-Spin-off ist in der Proteomik aktiv, der Entschlüsselung des Proteoms, der Gesamtheit aller Proteine in einer vorab definierten Einheit wie einer Zelle oder auch dem Menschen. Dazu entwickelt das Unternehmen Analyseverfahren, Software und Versuchsstationen. Das Team von Biognosys bleibt auch nach der Übernahme an Bord und expandiert nun in die USA.

In Richtung Südkorea orientiert sich hingegen das Biotechnologie-Start-up Elthera AG. Dessen Forscherinnen und Forscher haben ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat entwickelt, das als Grundlage für künftige Medikamente zur Behandlung von verschiedenen Krebsarten dienen soll. Die Weiterentwicklung geschieht nun bei LegoChem Biosciences. Das südkoreanische Biotech-Unternehmen hat zu diesem Zweck eine Lizenzvereinbarung mit Elthera abgeschlossen.

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