Über die Vereinbarkeit von Kind und Karriere
Die Vereinbarkeit von Kind und Karriere ist für viele Eltern eine besondere Herausforderung. Während die Freude über den Nachwuchs unbeschreiblich ist, stellt sich häufig die Frage, wie sich berufliche Ambitionen und familiäre Verpflichtungen unter einen Hut bringen lassen. Im Folgenden geben wir werdenden wie auch frischgebackenen Eltern wertvolle Tipps, wie sie ihre Karriere und Familienplanung optimal koordinieren.
Text: Tanja Müller

Das Arbeitspensum bewusst wählen
Wussten Sie, dass laut dem Gender Intelligence Report 2024 von Advance und der Universität St. Gallen fast die Hälfte aller Beförderungen in der Altersgruppe 31 bis 40 stattfinden? Häufig verpassen vor allem Frauen in dieser Phase aufgrund von Teilzeitarbeit ihre Chancen. Die Studie von Advance zeigt zudem, dass nur vier Prozent aller Beförderungen an Personen in einem Arbeitspensum unter 80 Prozent gehen. Um für eine Beförderung infrage zu kommen, sollte also ein möglichst vollzeitnahes Arbeitspensum gewählt werden.
Dies ist nicht ganz einfach, und aufgrund dieser Ausgangslage erleben meist Frauen nach der Geburt ihres ersten Kindes einen drastischen Einkommensrückgang – dieser wird als «Child Penalty» bezeichnet. Studien zeigen, dass Frauen nach der Geburt eines Kindes mit geringeren Aufstiegschancen und einer Verlangsamung ihrer beruflichen Entwicklung konfrontiert sind – oft zurückzuführen auf das neu gewählte tiefere Arbeitspensum. Dies kann langfristig zu einer erheblichen Einkommenslücke und zu einer finanziellen Abhängigkeit von der hauptverdienenden Person führen. Steht insofern die Entscheidung über das Arbeitspensum nach der Geburt eines Kindes an, sind unbedingt die langfristigen finanziellen Auswirkungen zu berücksichtigen – zum Beispiel jene auf die Altersvorsorge.
Studien zeigen ebenfalls, dass Frauen, die über die langfristigen finanziellen Vorteile einer Pensen-Erhöhung informiert wurden, ihr Arbeitspensum tatsächlich erhöhten. Der «Familienrechner», das Online-Tool der Zürcher Kantonalbank, ermöglicht es Familien, ihre eigene finanzielle Situation zu prüfen und verschiedene Beschäftigungsszenarien zu simulieren. Dies führt erfahrungsgemäss zu einer Reduktion der Einkommenseinbussen und einer Verbesserung der Altersvorsorge.
Bedürfnisse mitteilen und visibel bleiben
Ein entscheidender Tipp für die erfolgreiche Vereinbarkeit von Kind und Karriere ist es, sichtbar zu bleiben und klar zu kommunizieren, was man möchte. Viele Eltern, insbesondere Mütter, neigen dazu, sich nach der Geburt eines Kindes aus dem beruflichen Rampenlicht zurückzuziehen. Doch gerade dann ist es wichtig, den Kontakt zu Vorgesetzten und Kolleginnen und Kollegen aufrechtzuerhalten und die eigenen beruflichen Ziele, Wünsche und Ambitionen offen zu kommunizieren und weiterzuverfolgen. Durch diese Transparenz wird nicht nur Verständnis, sondern auch die Möglichkeit gemeinsam Lösungen zu finden, geschaffen – die sowohl den beruflichen Ambitionen als auch den Bedürfnissen der Familie gerecht werden.
Mut beweisen
Ein weiterer wertvoller Tipp für Eltern, die ihre Karriere trotz familiärer Verpflichtungen vorantreiben möchten, ist: Sich auch dann auf einen Job zu bewerben, wenn nicht alle Anforderungen erfüllt sind. Insbesondere Frauen neigen dazu, sich nur auf Stellen zu bewerben, bei denen sie nahezu alle geforderten Qualifikationen und Erfahrungen mitbringen. Doch durch diese Zurückhaltung werden mitunter spannende Karrierechancen verpasst. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber wissen, dass niemand perfekt ist – und sie sind auch bereit, in vielversprechende Kandidatinnen und Kandidaten zu investieren, die das Potenzial und die Motivation mitbringen, sich in die Rolle einzuarbeiten. Insofern: Die Bereitschaft zu lernen und sich weiterzuentwickeln, kann den entscheidenden Unterschied machen und neue berufliche Perspektiven eröffnen.
Durchhaltewillen zeigen
Die Vereinbarkeit von Kind und Karriere ist oft herausfordernd. Doch gerade in schwierigen und belastenden Situationen sollte nicht gleich aufgegeben werden. Es ist normal, dass die Balance zwischen beruflichen Anforderungen und familiären Verpflichtungen manchmal schwierig sein kann. In solchen Momenten ist es ratsam, sich mit Menschen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht und Schwierigkeiten überwunden haben. Der Austausch mit anderen Eltern oder Mentoren kann wertvolle Einblicke und Unterstützung bieten.
Aktiv nach Lösungen zu suchen und die Problematik direkt anzugehen, ist ebenfalls empfehlenswert. Dies kann bedeuten, mit dem Arbeitgeber über flexible Arbeitszeiten zu verhandeln, Unterstützung im Haushalt zu organisieren oder sich über zusätzliche Betreuungsmöglichkeiten zu informieren. Standhaft zu bleiben und nicht sofort aufzugeben, erfordert Mut, doch es lohnt sich. Wenn es gelingt, solche Situationen zu meistern, wird nicht nur die aktuelle Herausforderung bewältigt, sondern überhaupt das Selbstvertrauen gestärkt.
Faire Rollenverteilung anstreben
Ein essenzieller Tipp für die erfolgreiche Vereinbarkeit ist, faire Rollen und Verantwortlichkeiten innerhalb der Familie klar zu besprechen und auszuhandeln. Familienarbeit sollte nicht allein an einer Person hängen bleiben, sondern gerecht verteilt sein. Es ist wichtig, dass Partner sich gemeinsam zusammensetzen und offen über ihre beruflichen und familiären Ziele sowie die täglichen Aufgaben, die im Haushalt und bei der Kinderbetreuung anfallen, diskutieren. Indem beide Elternteile Verantwortung übernehmen, wird eine ausgewogene Balance geschaffen, die es ermöglicht, sich beruflich weiterzuentwickeln, ohne dass die Familie zu kurz kommt.
Diversität ein wichtiger strategischer Fokus der Zürcher Kantonalbank
Die Verantwortung liegt hier aber nicht nur bei den Arbeitnehmenden selbst, auch die Gesellschaft sowie die Unternehmen haben konkrete Massnahmen zu ergreifen, um dem entgegenzuwirken. Eine wichtige Massnahme sieht Advance in der Aufklärung über langfristige finanzielle Konsequenzen von beruflichen und privaten Entscheidungen.
Die Zürcher Kantonalbank setzt sich im Rahmen ihrer «Financial Literacy» sowie ihrer «Female-Finance-Programme» für diese Aufklärung ein. Ausserdem hat sich die Bank Ziele in Bezug auf Gender-Diversität gesetzt. Bis Ende 2026 soll der Frauenanteil auf der zweiten Führungsstufe bei 20 Prozent und auf der dritten Führungsstufe bei 30 Prozent liegen. Zudem strebt die Bank einen 50:50-Anteil der Geschlechter in ihren Nachwuchsprogrammen an. Dies fördert die Chancengleichheit und Diversität innerhalb des Unternehmens, was zu innovativeren Lösungen und besseren Entscheidungsprozessen führt.
Indem die Bank eine ausgewogenere Geschlechterverteilung im Unternehmen anstrebt, signalisiert sie ihr Engagement für eine inklusive Unternehmenskultur.