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Rendite trotz Nullzinsen: Mehrverzinsung dank Unternehmensanleihen

Im Schweizer Tiefzinsumfeld lohnt sich ein genauer Blick auf festverzinsliche Anlagen. Denn Schweizer Obligationen bilden bei vielen Privatanlegern und BVG-Investoren weiterhin den grössten Block im Portfolio. Je tiefer das Zinsumfeld, desto entscheidender ist eine Mehrverzinsung im Vergleich zu Staatsanleihen.

Text: Felix Jäger

Die Qualität der Schuldner ist bei Schweizer Unternehmensanleihen überdurchschnittlich. (Bild: Getty Images)

Das Schweizer Tiefzins­umfeld ist gekommen, um zu bleiben. Bei einer Inflation von null Prozent und einem Pro-Kopf-­Wirtschaftswachstum von null Prozent ist davon auszugehen, dass das Schweizer Zinsniveau bis auf weiteres tief bleiben wird. So dürfte auch der Schweizer Leitzins über längere Zeit bei null Prozent bleiben. Bei Schweizer Staats­anleihen und auf dem Sparkonto muss daher mit mageren Renditen gerechnet werden. Schweizer Bundes­anleihen mit einer Laufzeit bis zu sieben Jahren weisen derzeit sogar eine negative laufende Rendite auf.

Somit rücken Möglichkeiten, eine höhere Verzinsung zu erzielen, wieder vermehrt in den Vordergrund. In diesem Kontext könnten insbesondere in Schweizer Franken denominierte Unternehmens­anleihen interessant sein, denn sie bieten im Schweizer Vergleich die höchste Verzinsung (siehe Tabelle). Allerdings ist diese Mehr­verzinsung mit einem Kreditrisiko verbunden, da die Rückzahlung von Unternehmens­anleihen weniger sicher ist als die von Staats­anleihen. Wir zeigen auf, weshalb Schweizer Unternehmens­anleihen im aktuellen Umfeld eine attraktive Alternative zu Schweizer Bundes­anleihen darstellen.

Magere Renditen bei festverzinslichen Anlagen in der Schweiz

Leitzins SNB 0.00%
SARON 1 Monat -0.04%
Durschnittlicher Zins Sparkonto 0.10%
Laufende Rendite Staatsanleihenindex 0.25%
Laufende Rendite Unternehmensanleihen 0.91%

Quellen: Zürcher Kantonalbank, SNB, LSEG Datastream

Mehrverzinsung spricht für moderates Outperformance­potenzial

Unternehmens­anleihen sind im Vergleich zu Staatsanleihen immer dann besonders attraktiv, wenn die Kredit­aufschläge hoch sind. Es besteht nämlich eine positive Korrelation zwischen den Kredit­aufschlägen beim Einstieg und der darauffolgenden Outperformance von Unternehmens­anleihen im Vergleich zu Staatsanleihen. Weil die Kredit­aufschläge aktuell im historischen Vergleich nahe dem Durchschnitt sind, kann keine allzu hohe Outperformance gegenüber Staatsanleihen erwartet werden. Für eine bescheidene Outperformance würde jedoch ausreichen, wenn sich die Kredit­aufschläge nicht ausweiten, weil man in diesem Fall von der höheren laufenden Verzinsung der Unternehmens­anleihen profitieren würde. Die Mehrrendite der Schweizer Unternehmens­anleihen im Vergleich zu Schweizer Staats­anleihen beträgt aktuell knapp 0.7 Prozent.

Grösseres Risiko bei schwächelnder Wirtschaft

Unternehmens­anleihen bieten durch ihre höheren laufenden Renditen zwar Vorteile, sind aufgrund der Möglichkeit eines Zahlungs­ausfalls aber auch riskanter. Zahlungsausfälle bei auf Schweizer Franken lautenden Unternehmens­anleihen hoher Kreditwürdigkeit sind allerdings äusserst selten. Kursverluste können bei Unternehmens­anleihen aber nicht nur bei einem Zahlungsausfall auftreten, sondern auch dann, wenn sich die wirtschaftlichen Rahmen­bedingungen verschlechtern und die Kredit­aufschläge dadurch steigen. Daher bleiben Unternehmens­anleihen während eines konjunkturellen Abschwungs typischerweise hinter Staats­anleihen zurück. Umgekehrt führen die sich während Wirtschafts­aufschwüngen verringernden Kredit­aufschläge zu einer überdurch­schnittlichen Performance bei einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung. Die untenstehende Grafik illustriert dies, indem der Einkaufs­managerindex (PMI) für die Schweiz als Gradmesser für die konjunkturelle Entwicklung verwendet wird.

Konjunktur bestimmt die Outperformance von Unternehmensanleihen

Quellen: Zürcher Kantonalbank, LSEG Datastream

Solide wirtschaftliche Perspektiven

Aktuell zeigt sich das Schweizer Wirtschafts­umfeld trotz des Zollstreits mit den USA resilient. Zwar wird der export­orientierte Teil der Schweizer Wirtschaft durch die hohen Zölle bei Exporten in die USA belastet. Jedoch stützt der inländische Konsum sowie der Dienstleistungs­sektor die Konjunktur und die Wirtschaft profitiert vom tiefen Zinsniveau, weshalb wir nicht mit starken Rückgängen des Bruttoinland­produkts rechnen. Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammenhang aber auch die Konjunktur im Ausland. Denn auch ausländische Unternehmen nutzen das Tiefzins­umfeld in der Schweiz, um sich in Schweizer Franken zu niedrigeren Zinsen zu verschulden, als es in ihrer Heimat­währung möglich wäre. Aktuell machen Schuldner aus dem Ausland fast 40 Prozent der in Schweizer Franken denominierten Unternehmens­anleihen aus. Der grösste Teil dieser Schuldner kommt dabei aus der Eurozone. Die Deutsche Bahn ist beispielsweise der grösste Auslands­schuldner und der fünftgrösste Emittent im Index für auf Schweizer Franken lautende Unternehmens­anleihen überhaupt. In der Eurozone ist die konjunkturelle Dynamik im Vergleich zur Schweiz leicht erhöht, insbesondere aufgrund des Infrastruktur­pakets in Deutschland.

Hohe Qualität im Schuldneruniversum

Bei der Einschätzung der Attraktivität von Unternehmens­anleihen spielt neben dem konjunkturellen Umfeld auch die individuelle Kreditwürdigkeit der Unternehmen eine grosse Rolle. Denn mit einer höheren Bonität geht ein tieferes Kreditrisiko einher. In dieser Hinsicht spricht für das Universum der auf Schweizer Franken lautenden Unternehmens­anleihen, dass die Qualität der Schuldner im internationalen Vergleich überdurch­schnittlich ist. Daher ist der hiesige Markt deutlich weniger volatil als der europäische und der Markt für US-Unternehmens­anleihen. Zudem profitieren die Unternehmen vom aktuellen Tiefzinsumfeld, wenn sie ihre Schulden refinanzieren. Die Gefahr, in eine Schulden­spirale zu geraten, ist bei tiefen Zinsen nämlich geringer. Unternehmens­anleihen zeichnen sich ausserdem dadurch aus, dass ihre Laufzeit im Durchschnitt deutlich kürzer ist als diejenige von Staats­anleihen. Deshalb sind sie einem geringeren Zinsänderungs­risiko ausgesetzt als Staatsanleihen. Zudem diversifizieren sich die beiden Risiko­komponenten Kreditrisiko und Zinsrisiko bei Unternehmens­anleihen gegenseitig. In der Summe war die Volatilität des Schweizer Unternehmensanleihen­index in der Vergangenheit daher sogar deutlich geringer als die des Schweizer Staatsanleihen­index.

Strukturelle Beimischung lohnt sich

Aufgrund ihrer Mehrverzinsung und den aus gesamt­wirtschaftlicher Sicht durchaus soliden konjunkturellen Perspektiven sind in Schweizer Franken denominierte Unternehmens­anleihen in der aktuellen Situation etwas attraktiver einzuschätzen als Schweizer Staats­anleihen. Mit einer aktuellen Mehrverzinsung von knapp 0.7 Prozent darf hinsichtlich der Outperformance aber nicht allzu viel erwartet werden. Auch langfristig stufen wir Unternehmens­anleihen als attraktiv ein, denn über den Konjunkturzyklus hinweg gleichen sich Schwankungen bei den Kredit­aufschlägen aus. Franken-Unternehmensanleihen verfügen zudem aufgrund des soliden Schuldner­universums und der kürzeren Duration sogar über niedrigere Kursschwankungen als der Index der Schweizer Staatsanleihen. Daher erachten wir in Schweizer Franken denominierte Unternehmens­anleihen als attraktive strukturelle Beimischung im Portfolio. Sie können im Schweizer Tiefzinsumfeld einen Beitrag zur Lösung des Anlagenotstands leisten.

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