SAA II: Blinde Flecken sichtbar machen

Relevante Daten sichtbar machen und durch eine breit abgestützte Expertise zu investmentrelevanten Informationen bündeln – davon handelt der zweite Teil unserer dreiteiligen Serie zur Strategic Asset Allocation.

Text: Roger Rüegg

Der erste Beitrag zur Strategic Asset Allocation (SAA) behandelte das Risikomodell als Basis eines Trainingsplans. Auch im heutigen Beitrag wollen wir ein Parallele zum Sport ziehen: Während Athletinnen und Athleten einer individuell abgestimmten Trainingsphilosophie folgen, orientieren sich  Investorinnen und Investoren an diversen Investitionsphilosophien.

Unser Ziel ist es, aus der Vielzahl unterschiedlicher Blickwinkel und Einschätzungen eine fundierte Marktmeinung abzuleiten. Zu diesem Zweck holen wir die Markterwartungen aller unserer Portfoliomanager:innen  ab. In einem weiteren Schritt bildet ein Multi-Asset-Gremium die Marktunsicherheiten anhand von Szenarien ab. Die Resultate werden im Anschluss durch die Multi-Asset-Expert:innen überprüft und abgenommen.

Umfrage als Mittel gegen blinde Flecken

Gemäss Ray Dalio, einem der erfolgreichsten Hedgefonds-Manager, verhindern zwei Barrieren gute Entscheidungen: blinde Flecken und das Ego.

Blinde Flecken machen wir bestmöglich sichtbar, mittels einer internen Befragung unserer über 50 Portfoliomanager:innen in den Anlageklassen Aktien, Obligationen, Immobilien und Rohstoffen. Auf diese Weise erhalten wir ein Panorama mit den vorherrschenden Marktmeinungen.

Bei der Umfrage fragen wir nach den mittelfristigen Treibern des Marktes, den potenziellen Risiken mit Eintrittswahrscheinlichkeit, der optimalen Anlagepositionierung und den attraktivsten Investitionsthemen. Mit Wortwolken und Klassifizierungen versinnbildlichen wir die Inputs. Die Wortwolke der wichtigsten Treiber für 2022 zeigt die folgende Grafik. Sie fusst auf Experteneingaben zu den Hauptaussagen für 2022.

Hauptaussagen der Anlageexperten 2022

Quelle: Zürcher Kantonalbank

Jeder unserer Portfoliomanager:innen darf sich in den Anlageprozess einbringen, ganz nach dem Stephen Hawking zugeschriebenen Zitat: «Stille Menschen haben die lautesten Gedanken.» Unsere breite Expertise in den unterschiedlichsten Anlageklassen eröffnet uns einen umfassenden Blick auf die vorherrschenden Marktmeinungen. Unserer Ansicht nach ist es effektiver, eine limitierte Anzahl Expert:innen einzubeziehen als den gesamten Marktkonsensus. Letzterer mündet oft in einem unqualifizierten Mittelwert.

Die von unseren Portfliomanager:innen als optimal angesehene Positionierung für das jeweils kommende Jahr liefert wichtige Inputs über künftige Erwartungen. Steigende Zinsen und höhere Rohstoffpreise hat beispielsweise die Mehrheit korrekt prognostiziert, wie sich im ersten Quartal 2022 herausstellte. Die Positionierungen pro Assetklasse werden aggregiert und grafisch für das Multi-Asset Gremium dargestellt.

Optimale Positionierung der Portfoliomanager:innen für 2022

Quelle: Zürcher Kantonalbank

Multi-Asset Anlagegremium mit Szenarioanalyse gegen die Unsicherheit

Eine Marktmeinung beim Investieren ist nur fundiert, wenn wir auch die Unsicherheit dahinter abbilden. Wir sind deshalb der festen Überzeugung, dass eine Marktmeinung immer auch mit einer Szenarioanalyse inklusiv Wahrscheinlichkeiten hinterlegt sein muss. Dabei überlegen wir uns immer, wie der Markt die Szenarien einschätzt. Die Meinung des Marktes bildet unseren Nullpunkt, denn nur zukünftige positive oder negative Entwicklungen werden diesen bewegen. Oft hört man, dass die Investoren von der Reaktion des Marktes überrascht sind, obwohl sie das Szenario richtig vorausgesehen haben. Dies ist nur der Fall, weil der Markt das eingetroffene Szenario bereits vorweggenommen hat.

Unser Multi-Asset-Anlagegremium zählt drei Personen aus den Bereichen fundamental und quantitativer Analyse. Anhand der erwähnten Umfrage und eigener Analysen entwickelt das Gremium unter Bestimmung der aktuellen Markttreiber ein Basisszenario sowie ein positives und negatives Szenario. In jedem Szenario bestimmt es die Implikationen auf die Anlagestrategie und die mittelfristigen Investitionsthemen. Aus der Szenarioanalyse entstehen die Hauptthesen für die mittelfristige Entwicklung, inklusive der erwarteten Risiken mit Eintrittswahrscheinlichkeit.

Hauptthesen und Risiken 2022 des Multi-Asset Anlagegremiums

Quelle: Zürcher Kantonalbank

Breit abgestützte Marktmeinungen ohne Ego

Das Multi-Asset Gremium wird am Schluss durch das gesamte Multi-Asset Team herausgefordert. Die drei Szenarien mit den Hauptthesen und ihren Implikationen auf die Anlagestrategie werden einer eingehenden Prüfung unterzogen und bei Bedarf justiert. Daraus resultiert unsere breit abgestützte Marktmeinung ohne Ego, welche in die Strategieanalyse für die Unter- und Übergewichtungen einfliesst.

Wie bei einem individuellen Trainingsplan, gehen wir im letzten Schritt auf die Erstellung einer Anlagestrategie gemäss den individuellen Bedürfnissen unserer Kundschaft ein. Wie wir die robusten Ertragserwartungen schätzen, erfahren Sie in unserem dritten Beitrag zur SAA.

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Anlagestrategie