Der Bär ist aus dem Winterschlaf erwacht

Bullen und Bären liefern sich aktuell einen erbitterten Kampf. Wir haben bisher neutral zugesehen. Nun schlagen wir uns aber auf die Seite der Bären, denn das aktuell eingepreiste Goldilocks-Szenario mit guter Konjunktur, tiefer Inflation und Zinssenkungen erscheint uns viel zu optimistisch.

Stefano Zoffoli und Anja Hochberg

Der Börsen-Bär ist aus dem Winterschlaf erwacht. Es wird gefährlich! (Foto: iStock.com)

Die Bären sehen in den robusten Konjunkturzahlen die Gefahr einer hartnäckigeren Inflation und somit weiterhin restriktiven Zentralbanken. Die Bullen dagegen betonen, dass die Konjunkturzahlen sich deutlich verbessert haben und damit eine Rezession nun unwahrscheinlicher geworden ist, folglich die Investoren ihre defensive Haltung aufgeben müssen. 

Wir haben uns auf die Seite der Bären geschlagen, nicht zuletzt, weil gleichzeitig diverse Indikatoren, die wir kontinuierlich messen, Verkaufssignale liefern:

  • Die Euphorie bei Retail-Investoren ist gefährlich hoch.
  • Die Finanzkonditionen beginnen nach einer starken Lockerung wieder zu drehen. Die Geldmenge und die Bilanzen der Zentralbanken nehmen deutlich ab.
  • Die Risikoprämie von Aktien gegen Obligationen ist mit nur noch 2.4% sehr dürftig und war in den letzten 20 Jahren nur vor der Finanzkrise ähnlich tief.

Wir gehen deshalb bei Aktien ins Untergewicht und investieren aktuell lieber in attraktiver bewertete Alternative Anlagen wie Rohstoffe, Immobilien und Katastrophenanleihen. Bei Obligationen bevorzugen wir weiterhin Staatsanleihen der USA und der Schwellenländer gegenüber Unternehmensanleihen und europäischen Staatsanleihen.

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Dr. Anja Hochberg, Leiterin Multi Asset Solutions, zur taktischen Asset Allocation für den Monat März.
  • Europäische Aktien sind trotz ihres deutlichen Anstiegs von 30% in den vergangenen vier Monaten weiterhin günstig bewertet. Ihr KGV beträgt 13.0 gegenüber 18.5 bei Aktien USA und Schweiz).
  • Wir präferieren Firmen mit soliden Bilanzen, tiefer Verschuldung und hoher Dividendenrendite.
  • Firmen wie Unilever, Ahold oder die ING Gruppe sollten im aktuellen Umfeld besser performen als die teuren US-Large Caps oder Schweizer Aktien.
  • Australische Aktien lagen aufgrund des starken relativen Gewinnwachstums mit Blick auf die Belebung im Absatzmarkt China und des guten Preis-Momentums bei uns hoch im Kurs.
  • Nun schwächen sich diese Faktoren ab und Australien wird dieses Jahr wohl in eine Rezession schliddern.
  • Da zudem die grossen australischen Banken bereits Rückstellungen bei den Hypothekarkrediten vornehmen, nehmen wir die Gewinne mit.
  • Katastrophenanleihen bieten mit aktuell rund 10% Rendite eine historisch hohe Risikoprämie.
  • Die Agios der kotierten Immobilienfonds (5% im Schnitt) waren in den letzten 20 Jahren nur selten tiefer. Die Schweiz verzeichnet eine Wohnungsknappheit – Tendenz steigend. verstärkt sich.
  • Rohstoffe: Der Erdgaspreis ist innerhalb von 6 Monaten von einem Allzeithöchst auf ein Allzeittief gefallen, dies scheint nun übertrieben. Auch andere gewichtige Kontrakte zeichnen sich durch Knappheit aus.

Asset Allocation Spezialmandate im März 2023

Relative Gewichtung gegenüber der strategischen Asset Allocation (SAA) in % im Februar und März 2023 (Quelle: Zürcher Kantonalbank)

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