Die Kunst zur Gleichstellung

8. März 2023: Der jährliche International Women's Day (IWD), auch Internationaler Frauentag genannt, steht an. Ebenso feiert Advance – Gender Equality in Business 10. Geburtstag. Welche Rolle spielen diese Feierlichkeiten für die Zürcher Kantonalbank? Wir haben bei CEO Urs Baumann nachgefragt.

Text: Ina Gammerdinger

Der Internationale Frauentag ist bereits in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg entstanden. (Bild: unsplash/Tyler Nix)

Advance – Gender Equality in Business ist eine Vereinigung und ein Netzwerk, das die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen in der Schweiz aktiv fördert. Seit 2017 ist die Zürcher Kantonalbank Mitglied von Advance, eben weil uns die Gleichstellung nicht nur wichtig ist, sondern wir uns dieser verpflichtet haben. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums organisiert Advance eine Ausstellung am Zürcher Hauptbahnhof und stellt den diesjährigen IWD unter ein eigenes Motto.

Kunst am Hauptbahnhof Zürich am 8. März 2023

Die Ausstellung am Zürcher Hauptbahnhof «Gleich!? – Die Schweiz auf dem Weg zur Gleichstellung» zeigt vom 8. bis 22. März 2023 Skulpturen und Kunstwerke, die für Gleichstellung stehen. Unternehmen, welche Advance als Sponsoren unterstützen, durften sich für eine Kunstfigur bewerben.

Auch die Zürcher Kantonalbank hat dies getan, und sie hat das gewünschte Advancine-Kunstwerk zu ihrer Freude auch zugesprochen bekommen. Die Künstlerin Victorine Müller möchte mit ihrem Kunstwerk «Mouvement» die «Gender Equality Bewegung» stärken, indem sie der Figur erst einmal Raum gibt.

Dieser Raum ist zwar fragil, doch transparent. Der Mensch wird darin gesehen, und nur so ist er respektiert. Der klare Raum kann dafür stehen, dass sich persönliche und berufliche Träume verwirklichen lassen, er kann ein Inspirationsraum sein, ein Raum für Selbstbestimmtheit. Dies alles sind Werte, die wir in der Zürcher Kantonalbank leben.

Neugierig geworden? Dann unbedingt bis zum 22. März 2023 die Ausstellung besuchen. Oder direkt bei der Zürcher Kantonalbank vorbeikommen: Das Kunstwerk «Mouvement» wird vom 23. März bis zum 30. März 2023 am Hauptsitz der Bank an der Bahnhofstrasse in der Kundenhalle ausgestellt.

An unserem Kunstobjekt ist ein QR-Code angebracht. Mittels diesem erhalten Interessierte Informationen darüber, welche Rolle das Thema Gleichstellung bei der Zürcher Kantonalbank spielt. 

Das Engagement zur Gleichstellung der Zürcher Kantonalbank wird nun auch als Kunstwerk sichtbar. Die Bank hat 2021 die Advance Diversity Charta unterzeichnet, sich also etwa zur Geschlechtergleichstellung verpflichtet.

Über die Künstlerin Victorine Müller

Victorine Müller, Schöpferin des Kunstwerkes «Mouvement»

Victorine Müller (*1961) wurde an der Hochschule der Künste Bern und an der F+F Schule für Kunst und Mediendesign in Zürich ausgebildet. Ihr Werk umfasst Aufführung, Objekt, Skulptur, Installation, Video, Zeichnung und Malerei; ihre Performances sind auf Foto- und Videomaterial dokumentiert.

Zartheit und Verletzlichkeit, Sinnlich- und Körperlichkeit zeichnen ihre poetische Arbeit aus.
Das traumwandlerische Überschreiten von Grenzen, das Eintauchen in andere Gedankenwelten, das Erkunden potenzieller Realitäten, Leichtigkeit und Durchlässigkeit sowie atmosphärische Irrealität sind Wesensmerkmale von Victorine Müllers Werken.

Ihr Schaffen wird in nationalen wie internationalen Museen gezeigt und mit wichtigen Preisen und Atelierstipendien ausgezeichnet – wie beispielsweise dem Performance Art Prize der Karachi Biennale 2019, dem Swiss Art Award, einem Werkstipendium der Stadt Zürich, und dem Kunstpreis des Kantons Solothurn. Sie hatte Atelierstipendien u.a. in Berlin, Paris, Rom und London. Als Performance-Künstlerin tritt sie regelmässig im In- und Ausland auf.

Victorine Müller ist mit mehreren Arbeiten auf Papier, die unmittelbar durch ihre Performances inspiriert wurden, in der Sammlung der Zürcher Kantonalbank vertreten.

Nachgefragt bei Urs Baumann, CEO der Zürcher Kantonalbank

«Gleichstellung und Vielfalt sind für uns alternativlos. Beides macht unsere Produktivität, Kreativität und Innovationskraft aus.» Urs Baumann, CEO Zürcher Kantonalbank. (Bild: Christian Grund)

«Stronger when equal»: Wir sind alle stärker, wenn gleichgestellt. Was bedeutet das für Sie persönlich?

Urs Baumann: Zwar kann jemand allein sicher mehr als einen Lösungsansatz für eine Problemstellung finden, aber wie viel mehr Lösungen können zehn gleichgestellte Menschen mit all ihren unterschiedlichen Denkweisen und Erfahrungswerten kreieren.

Welchen Rat für das Schaffen eines integrativen und vielfältigen Arbeitsumfelds hätten Sie als junger CEO gut gebrauchen können?

Dass das Schaffen eines solchen Arbeitsumfelds keine Reihe von einzelnen Massnahmen ist, sondern eine längere Reise – und Vielfalt bei jeder strategischen Entscheidung mitgedacht werden muss.

Welchen Rat würden Sie jungen Leuten geben, wenn sie sich beruflich verwirklichen und gleichzeitig auch eine Familie haben wollen? Wie sollten wir Kinder heute für eine gleichgestellte Zukunft erziehen?

Gegenseitiger Respekt ist entscheidend. Zu jedem Zeitpunkt im Leben. Das betrifft unser aller Verhalten innerhalb der Familie und später in der Arbeitswelt. Dazu gehört für mich auch, Kinder frühzeitig zum kritischen Denken zu ermutigen und sie dabei zu unterstützen. Das kann ihnen helfen, unvoreingenommene Meinungen und Einstellungen punkto Diversität zu entwickeln. Eine wichtige Voraussetzung, um dann auch in Organisationen mit all ihren vielfältigen Kräften bessere Leistungen zu bringen.

10 Jahre Advance, unterwegs mit der Mission «Geschlechtergleichstellung und Diversität in den Kadern der Schweizer Wirtschaft»: Wie lautet Ihr Wunsch für Fortschritt in Sachen Geschlechter-Balance für die nächsten zehn Jahre? Und wie sehen Sie die Rolle von Führungspersonen auf dieser Reise?

Die Bank hat 2021 die Advance Diversity Charta unterzeichnet, sich also etwa zur Geschlechtergleichstellung verpflichtet. Gleichstellung und Vielfalt sind für uns alternativlos: Denn beides macht einen wesentlichen Teil unserer Produktivität, Kreativität und Innovationskraft aus, bereichert unsere Teams – und wir sind als Arbeitgeber noch attraktiver.

Wie viel Ihrer Zeit investieren Sie im Haushalt? Wenn Sie eine Familie haben oder in Partnerschaft leben, ist diese Arbeit gleichermassen aufgeteilt? Was ist Ihre Lieblings-Haushaltsarbeit?

Wir beide sind zu 100 Prozent berufstätig und teilen uns den Haushalt. Wir sind zum Glück sehr komplementär und können uns die Arbeiten mehr oder weniger nach unseren individuellen Präferenzen aufteilen. Das hat sich über die Jahre gut eingespielt und bewährt. Meine Lieblings-Hausarbeit ist jene, die erledigt ist.

Advance: Live-Übertragung zum IWD

Am 8. März 2023 ist auch der Internationale Frauentag (International Women's Day). Er kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Entstanden ist er bereits in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, als Frauen um die Gleichberechtigung rangen, um ihr Wahlrecht, sich die Arbeiterinnen emanzipieren wollten. Diese Tradition feiert Advance mit seinen Mitgliedern mit einem Event im Kunsthaus Zürich. Das Motto: «Stronger when equal».

Am Event werden die verschiedenen Dimensionen der Gleichstellung beleuchtet. Was braucht es im Allgemeinen, um ein Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern herzustellen? Was können Unternehmen und Führungskräfte im Besonderen tun? Und was können wir alle beitragen, um diesen Weg zu beschleunigen?

Advance hat inspirierende Führungskräfte eingeladen, die sich dem Thema aus verschiedenen Blickwinkeln und mit unterschiedlichem Hintergrund nähern. Der Event wird am 8. März 2023 live und für alle übertagen, dies von 15:30 bis 18:00 Uhr. Interessierte können sich vorab registrieren.

Feiern ist gut und schön. Doch was tut zum Beispiel die Zürcher Kantonalbank für die Gleichstellung?

Unsere Überzeugung und Verpflichtung

Die Zürcher Kantonalbank ist überzeugt, dass Gender Diversity echte Benefits bietet und gemischte Teams mehr erreichen. Die Bank sieht in der stärkeren Durchmischung der Geschlechter in Führungspositionen einen Erfolgsfaktor für die Zukunft. Die Generaldirektion hat 2021 ein Zeichen gesetzt und die Advance Diversity Charta unterzeichnet. Sie verpflichtet sich damit zur Geschlechtergleichstellung. Hier sind zwei Beispiele, wie die Bank Gleichstellung lebt:

Driver Seat

Mit der Massnahme Driver Seat, die seit 2022 in der ganzen Bank umgesetzt wird, ist eine neue Möglichkeit für Frauen entstanden, einen Monat lang Führungsluft zu schnuppern. Der Driver Seat richtet sich besonders an Frauen, die in den nächsten zwei bis drei Jahren eine (nächsthöhere) Führungsfunktion übernehmen möchten. Die Ziele sind, den Frauen einen Einblick in die Führungswelt zu geben, sie zu ermutigen, einen Schritt weiterzugehen und sich sichtbarer zu machen. 109 Frauen profitierten seither von dieser Massnahme. Die Weiterführung der Massnahme in der Zürcher Kantonalbank wird derzeit diskutiert.

Co-Lead – Gemeinsame Führung

Co-Lead gleich Co-Leitung – auch Top-Sharing genannt: Zwei Personen teilen sich eine Führungsfunktion beziehungsweise sind gemeinsam verantwortlich für ein Team. Bei der Zürcher Kantonalbank haben während der letzten drei Jahre mehr als 40 Führungskräfte im Co-Lead gearbeitet oder haben aktuell diese Position inne. Von Start-ups ist das Modell schon eine Weile bekannt: Gemeinsam gründen verringert die Last, die sonst allein zu stemmen wäre – und im Fall des Falles ist geteiltes Leid eben halbes Leid; dies gilt vor allem für die Anfänge, wenn die Ungewissheit gross und das Risiko hoch ist. Auch auf Unternehmensseite wird das Co-Modell immer attraktiver.