Neues Mentoring-Programm – wie junge Talente profitieren

Um jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern, werden junge Talente bei der Zürcher Kantonalbank zusätzlich von Mentorinnen und Mentoren begleitet. Florian Rüegg, Personalbetreuer Nachwuchs, erklärt die Vorteile.

Text: Ina Gammerdinger / Bilder: Simon Baumann

Die Zürcher Kantonalbank bildet jedes Jahr circa 90 Lernende aus und hat 30 bis 35 Praktikantinnen und Praktikanten im Haus. Um den jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern, geht die Zürcher Kantonalbank seit 2019 neue Wege: Nebst Nachwuchsbetreuenden und Praxisausbildern werden die jungen Talente zusätzlich von Mentorinnen und Mentoren begleitet. Florian Rüegg, Personalbetreuer Nachwuchs, erklärt, wie Jugendliche und junge Erwachsene unterstützt werden, wenn sie sich für eine Ausbildung bei der Zürcher Kantonalbank entscheiden.

Warum gibt es ein neues Betreuungsmodell?

Für Jugendliche und junge Erwachsene ist der Einstieg in die Berufswelt anspruchsvoll, denn sie suchen in dieser Lebensphase häufig Orientierung. Wir bieten ihnen somit Struktur und Halt. Gerade die Lehre bedeutet für die meisten eine enorme Umstellung. Es geht nicht mehr nur darum, Schule und Fussballklub unter einen Hut zu bringen, sondern Berufsschule, überbetriebliche Kurse in Branchenkunde und den Berufsalltag zu meistern. Unsere Lernenden wechseln alle paar Monate die Abteilung – spannend, aber eben immer wieder eine neue Situation. Das beginnt oftmals schon beim Arbeitsweg. Wir sind überzeugt, dass Mentorinnen und Mentoren in der neuen Situation hervorragend übergreifend unterstützen können.

Wie sieht die Betreuung konkret aus?

Für alle unsere Lernenden – das heisst KV-, IT- und Mediamatik-Lernende und ab 2023 auch Entwicklerin und Entwickler Digitales Business – gilt: Ihre erste Ansprechperson am Arbeitsplatz für die fachliche Ausbildung sind die Praxisausbilderinnen und -ausbilder. Sie begleiten die Lernenden bei allem, was im Alltagsgeschäft anfällt und beurteilen deren Lernfortschritte. Auch wenn es um Verhaltensthemen geht oder die Lernenden Sorgen haben, sind sie die ersten Bezugspersonen. Mit einem Abteilungswechsel, der alle paar Monate ansteht, wechseln auch die Praxisausbilderinnen und -ausbilder. Die Mentorinnen und Mentoren hingeben bleiben über die ganze Lehrzeit hinweg die gleichen, sie haben die längerfristige Entwicklung der Lernenden im Blick. Betreffend allen Betreuungspersonen muss Folgendes gesagt werden: Alle bewältigen diese Zusatzaufgabe neben ihren alltäglichen Pflichten. Wir sind sehr dankbar, dass sich so viele Mitarbeitende Zeit für unsere Nachwuchskräfte nehmen. Das ist keine Selbstverständlichkeit.

Und was macht das Nachwuchsteam?

Wir Nachwuchsbetreuende orchestrieren alles und stehen beratend zur Seite – für Mentoren, Ausbilderinnen und Ausbilder, Eltern und Schulen. Wir kümmern uns um die Einsatzplanung und die Qualitätssicherung. Auch wenn es um schulische Themen oder Disziplinarfälle geht, helfen wir.

Werden auch andere junge Talente von Mentorinnen und Mentoren begleitet?

Diejenigen, die bei uns beispielsweise ein Praktikum nach der Mittelschule absolvieren, werden ähnlich wie unsere Lernenden von Mentoren und Praxisausbildern begleitet. Die Einsatzzeit ist allerdings wesentlich kürzer – die Praktika dauern zwischen 12 und 18 Monate in Vollzeit – und es gibt keine schulischen Themen zu besprechen. Auch bei unseren Trainee-Programmen für Hochschulabsolventinnen und -absolventen gibt es ein Mentoring-Programm.

Was zeichnet gute Mentorinnen und Mentoren aus?

Auch wenn Berufseinsteiger noch keine ausgebildeten Fachkräfte sind, sollte ihnen auf Augenhöhe begegnet werden. Mentorinnen und Mentoren benötigen ein offenes Ohr, viel Geduld, sie müssen Vertrauen schenken und klar kommunizieren können. Es geht nicht darum, streng zu sein, aber konsequent. Das Allerwichtigste ist echtes Interesse. Man kann unglaublich viel Freude transportieren und selbst viele wertvolle Feedbacks erhalten, wenn man neugierig und offen ist. Es braucht eine gute Vertrauensbasis, um auch unangenehme Dinge anzusprechen. Und es braucht Präsenz und Engagement, denn diese Arbeit ist zusätzlicher Aufwand zum Berufsalltag. Man selbst profitiert aber von viel gesammelter Erfahrung.

Die Nachwuchs-Betreuung in der Übersicht

Praxisausbilderinnen und -ausbilder: Erste Ansprechpersonen am Arbeitsplatz für die fachliche Ausbildung

  • Bilden die Lernenden auf der Basis von vorgegebenen Zielen aus
  • Kontrollieren Lernfortschritte
  • Beurteilen die ausgeführten Arbeiten und das Verhalten der Lernenden
  • Geben regelmässig Feedback an Lernende und Mentoren
     

Personalbetreuerinnen und -betreuer Nachwuchs: Begleitung in Personalthemen und Elternzusammenarbeit

  • Hauptverantwortung für die Rekrutierung
  • Ansprechpersonen für Betreuungspersonen (Mentoren/Praxisausbilderinnen), personelle Themen der Lernenden, Elternarbeit und Schulen
  • Durchführung von Onboarding-Veranstaltungen für die Betreuungspersonen
     

Mentorinnen und Mentoren: Begleitung und Entwicklung von der Rekrutierung bis zum Übertritt

  • Führung regelmässiger Gespräche ab Lehrbeginn
  • Erste Ansprechpersonen für die Entwicklung der Lernenden
  • Stehen im regelmässigen Kontakt mit den Praxisausbildern und dem Personal Nachwuchs
  • Nehmen bei Auffälligkeiten Kontakt mit den entsprechenden Stellen auf
  • Führen zusammen mit Personal Nachwuchs die Rekrutierungsgespräche
     

Personalbetreuer Nachwuchs: Was ist daran besonders spannend?

Für mich: Daily Business trifft Coaching. Ich kann mein Fachwissen und die Freude am Ausbilden vermitteln. Zuvor war ich selbst Praxisausbilder und habe junge Menschen fachlich in ihrer täglichen Arbeit begleitet. In meiner jetzigen Rolle betreue und begleite ich vorwiegend Mentoren und Ausbilderinnen, kann sie für Themen sensibilisieren und die Ausbildungslandschaft mitgestalten. Zu meinen Aufgaben gehören auch konzeptionelle und organisatorische Aufgaben – sei es eine Lehre inhaltlich neu auszurichten oder sei es unser Lernendenlager zu planen.

Wie erkennt man gute Ausbildungsbedingungen in einem Betrieb?

Ein wichtiges Indiz ist die Übernahmequote. Schliesslich investieren Ausbildungsbetriebe viel Zeit und Mühe in die Ausbildung von Nachwuchstalenten – und auch in die betriebliche Zukunft. Aus diesem Grund bietet die Zürcher Kantonalbank ihrem Nachwuchs entsprechende Perspektiven. Unsere Übernahmequote liegt bei über 90 Prozent. Einige unserer Auszubildenden entscheiden sich zunächst für eine Weiterbildung in Vollzeit oder einen Sprachaufenthalt, kehren dann aber wieder zu uns zurück. Das macht uns stolz.

Und was hilft noch weiter?

Weiter können Erfahrungsberichte auf Bewertungsplattformen hilfreich sein. Diese sind aber immer mit einer gewissen Vorsicht zu geniessen, da Personen meistens nur bewerten, wenn sie sehr unzufrieden oder sehr zufrieden sind. Wer durchschnittlich zufrieden ist, bewertet eher selten. Sind die Bewertungen aber durchweg negativ, würde ich von einer Bewerbung absehen. Besser ist es allemal, direkt mit den Lernenden im potenziellen Betrieb zu sprechen. Bei unseren Erkundungsparcours machen wir das möglich. Zu guter Letzt: Ob es sich um einen für mich guten und passenden Ausbildungsbetrieb handelt, ist sehr individuell zu beurteilen – und hängt unter anderem auch von der Unternehmenskultur, den Werten und Einstellungen ab. Bedürfnisse sind nun einmal unterschiedlich. Es lohnt sich also, sich generell vorgängig über ein Unternehmen sowie dessen Ausbildungsangebote zu informieren und zu schauen, ob und wie die Betreuung gewährleistet ist.

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