Wie finde ich die richtige Arbeitgeberin für mich?

Grosskonzern oder KMU? Durchstarten beim Start-up mit viel Gestaltungsspielraum – oder doch die Sicherheit einer etablierten Firma wählen? Welche Arbeitgeberin und welcher Arbeitgeber zu wem passt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Petra Düsel-Rüfenacht betreut als Teamleiterin im Co-Lead den Nachwuchs bei der Zürcher Kantonalbank. Das sind ihre Tipps zur Arbeitgeberwahl.

Text: Ina Gammerdinger

Petra Düsel-Rüfenacht, Co-Leiterin Nachwuchs
Petra Düsel-Rüfenacht betreut als Teamleiterin den Nachwuchs bei der Zürcher Kantonalbank: «Als Universalbank bieten wir eine Vielzahl Berufe an. Und genauso vielfältig sind auch die Menschen, die wir suchen.» (Bild: Flavio Pinton)

Frau Düsel-Rüfenacht, wie finde ich heraus, ob ein Unternehmen zu mir passt?

Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ob sich das Unternehmen etwa für Themen einsetzt, die einem wichtig sind oder sogar am Herzen liegen. Wie begeistert sprechen die Menschen, die dort arbeiten, über das Unternehmen und ihren Job? Für was stehen sie ein? Die Rahmenbedingungen – wie flexible Arbeitszeiten – spielen ebenfalls eine zentrale Rolle. Stimmt die Work-Life-Balance? Und: Wird Zusammenarbeit gelebt?

Mitarbeitende unterstützen mitunter also bei der Rekrutierung?

Das tun sie. Ein Beispiel: Ein Teilnehmer unserer Erkundungsveranstaltung für Schülerinnen und Schüler erzählte seiner Mutter so begeistert vom Anlass, den Mitarbeitenden vor Ort und der Zürcher Kantonalbank überhaupt, dass die Mutter sich letztlich selbst bei uns beworben hat. Also: Wir sind alle Markenbotschafterinnen und Markenbotschafter.

Ganz grundsätzlich: Wie gehe ich vor?

Wichtig ist, sich nicht nur mit dem Unternehmen, sondern vor allem mit sich selbst auseinanderzusetzen. Nur die Marke zu mögen, genügt keinesfalls. Hilfreich ist es, mit den Mitarbeitenden der potenziellen Arbeitgeberin ins Gespräch zu kommen. Dafür bieten sich öffentliche Firmenevents an oder vielleicht kennt man im privaten Umfeld jemanden, der dort arbeitet; meistens wird aber das Bewerbungsgespräch dazu genutzt. Aufschlussreich können auch die Social-Media-Profile des Unternehmens sein – sie geben Einblick in die dortige Kultur. Am allerwichtigsten ist jedoch, dass man für sich die Antwort auf die Frage kennt: «Was will ich?»

Muss der Job Sinn machen?

Die Suche nach dem Sinn und die persönliche Identifikation mit der eigenen Arbeit haben an Bedeutung gewonnen. Es besteht eine viel grössere Sensibilität dem Thema gegenüber als früher. Die Frage nach einer sinnstiftenden Arbeit ist unzertrennlich mit der Frage der Unternehmenskultur verbunden. Die Unternehmenskultur wiederum wird geprägt durch die gemeinsame Wertebasis der Mitarbeitenden – und wie diese miteinander umgehen.

Welche Werte lebt die Zürcher Kantonalbank?

Wir beschreiben das mit drei Worten: leidenschaftlich, verantwortungsvoll und impulsgebend. So arbeiten wir – und so leisten wir viel Gutes für Zürich: Mit über 400 Engagements machen wir den Kanton in den Bereichen Kultur, Sport und Natur erlebbar. Wir fördern Start-ups und wollen Nachhaltigkeit. Wir setzen uns besonders für Menschen mit Beeinträchtigung ein. Wir gehen wertschätzend miteinander um und haben einen ausgeprägten Teamspirit, der sich auch in unseren 30 internen Vereinen zeigt – da gibt es für alle ein passendes Engagement. Diese Vielfältigkeit zeichnet uns aus. Wir haben eine lange Geschichte – doch unser Arbeitsumfeld ist modern und innovativ.

Über Petra Düsel-Rüfenacht

Petra Düsel-Rüfenacht ist seit 2006 bei der Zürcher Kantonalbank. Sie verfügt über Erfahrungen in den Bereichen Erwachsenen- und Jugendbildung sowie im Personalwesen. Sie arbeitet im Co-Lead-Modell in einem 60%-Pensum. In ihrer Freizeit reist sie gern mit ihrer Familie.

Wie stellen Sie selbst fest, ob Kandidaten zur Zürcher Kantonalbank passen?

Wir möchten den Menschen hinter der Bewerbung kennenlernen. Im Gespräch versuchen wir herauszufinden, ob sich dieser Mensch in unserer Kultur wohlfühlt und sich mit unserer Branche identifizieren kann. Spüren wir im Gespräch eine echte Passion für Themen, ob fachlich oder im persönlichen Bereich, ist das ein erster wertvoller Hinweis, dass diese Person gut zu uns passen könnte.

Wie teste ich den Cultural Fit im Bewerbungsgespräch?

Das Bewerbungsgespräch ist nicht einfach ein einseitiges Frage-Antwort-Spiel. Eine Kandidatin oder ein Kandidat sollte die Chance nutzen, die eigenen Erwartungen zu formulieren und Fragen zu stellen. Im Nachwuchsbereich bieten wir auch sogenannte «Matching Days» an: Passt dieser junge Mensch zu uns oder nicht – und zwar beidseitig.

Was für Eigenschaften oder Persönlichkeitsmerkmale muss ich mitbringen, damit ich zur Zürcher Kantonalbank passe?

Als Universalbank bieten wir eine Vielzahl Berufe an. Und genauso vielfältig sind auch die Menschen, die wir suchen. Unabdingbar sind Leidenschaft, Motivation und Persönlichkeit.

Wie bringe ich meine Persönlichkeit in die Bewerbung ein?

Indem Beispiele beschrieben werden, inwiefern Werte gelebt werden. Je konkreter diese Beispiele sind, desto besser. Dafür gibt es auch im Lebenslauf Platz: Und unbedingt die eigenen Interessen kurz beschreiben.

Auf was achten Sie bei Berufseinsteigern?

Auch da können uns der Lebenslauf oder ein allfälliges Motivationsschreiben Aufschluss über die Person geben. Wir wollen die Motivation und die Passion erkennen, die es braucht, um bei uns erfolgreich zu arbeiten. In den Gesprächen stellen wir entsprechende Fragen: Welche Tätigkeiten üben Sie besonders gerne aus? Wie haben Sie sich in der Vergangenheit in bestimmten Situationen verhalten?

Worauf achte ich als Berufseinsteigerin bei meiner Job-Entscheidung?

Der Berufseinstieg ist für die meisten eine tiefgreifende Entscheidung. Daher mein wichtigster Rat: Unbedingt die Entscheidung selbst treffen! Natürlich kann und soll man sich Rat holen, aber das eigene Gefühl darf nicht ausser Acht gelassen werden. Schliesslich entscheidet man sich primär für den Beruf – erst dann für das Unternehmen. Besser einen Beruf wählen, von dem ich mir Freude verspreche. Und den Mut haben, auch einmal Nein zu sagen! Nicht jeder passt zu jedem Unternehmen. Das gilt übrigens nicht nur für Berufseinsteiger.

Im Bewerbungsgespräch stelle ich fest, dass mein zukünftiger Vorgesetzter und ich nicht harmonieren. Soll ich den Job trotzdem annehmen?

Langfristig kann die Situation sehr zermürbend sein, wenn es zwischenmenschlich nicht passt. Schliesslich verbringen wir einen Grossteil unserer Zeit bei der Arbeit. Womöglich ist die oder der Vorgesetzte dann auch nicht in der Lage, mich als Menschen weiterzuentwickeln.

Was tun, wenn der Arbeitsweg nicht optimal ist?

Das alles an einem Job-Angebot stimmt, ist selten. Die vielleicht noch entscheidendere Frage ist: Wie flexibel bin ich selbst? Und wie flexibel ist meine Arbeitgeberin? Für Eltern mit einem Kleinkind kann ein langer Arbeitsweg eine grosse Herausforderung sein.

Was gilt für Berufseinsteiger?

Auszubildende besuchen noch die Berufsschule und müssen deshalb auch nach Feierabend lernen. Aus diesem Grund empfehlen wir maximal eine Stunde Arbeitsweg.

Drei Tipps für die Arbeitgeberwahl

  1. 1 Gesamteindruck verschaffen: Auf Karriereseiten, Arbeitgeber-Bewertungsportalen, Social-Media-Profilen und Medienberichten wird ein umfassendes Bild über das Unternehmen vermittelt. Auch der persönliche Kontakt hilft und der Besuch von Jobmessen.
  2. 2 Wünsche und Erwartungen definieren: Passen die Rahmenbedingungen des Jobs zu meinem Lebensmodell? Kann ich mich mit den Produkten des Unternehmens identifizieren? Dieses und anderes anhand einer Kriterienliste mit den gewonnenen Informationen über das Unternehmen abgleichen. Offene Fragen oder Anforderungen im persönlichen Gespräch klären.
  3. 3 80/20-Regel: Nicht alle Kriterien müssen erfüllt sein, damit man sich beim zukünftigen Unternehmen wohl fühlt.