Frau Schwarz, Sie sind Leiterin Fachstelle Leistungsauftrag. Geht es um Nachhaltigkeit, dreht sich aktuell vieles um das Netto-Null-Ziel. Worum geht es und wo stehen wir als Gesellschaft?
Netto-Null bedeutet, dass wir global ab dem Jahr 2050 nicht mehr Treibhausgase ausstossen, als wir speichern können – durch natürliche oder technische Vorgänge. Damit soll die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden. Denn diese ist längst deutlich spürbar: Wir haben bei uns Hitzewellen wie letzten Sommer,
Waldbrände in Europa, Überschwemmungen wie in Pakistan oder jüngst die Dürre am Horn von Afrika. Hitzeperioden oder Überschwemmungen gab es zwar schon immer. Klimawandel bedeutet aber, dass die Häufigkeit und Stärke der Ereignisse massiv zunehmen, auch in der Schweiz. Die Durchschnittstemperatur hat sich bei uns seit 1864 um rund 2 Grad Celsius erhöht – doppelt so stark wie im weltweiten Durchschnitt.
Es ist also ernst.
Doch die gute Nachricht ist: Das Ziel, die Treibhausgasemissionen auf Netto-Null bis 2050 zu reduzieren, ist aus wissenschaftlicher Sicht möglich. Und die noch viel bessere Nachricht ist, dass es auch wirtschaftlich und technisch machbar ist. Gemäss Schätzungen (McKinsey, BCG) beträgt der globale und nationale Finanzierungsbedarf für die Transition rund zwei bis drei Prozent des BIP pro Jahr, was im Verhältnis zu den Kosten des Nichthandelns eine lohnenswerte Investition in die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft ist.
Aber?
Die Herausforderung ist das Zeitfenster. Der Klimawandel erfordert gemeinsames entschlossenes Handeln der Weltgemeinschaft in diesem Jahrzehnt – also jetzt. Dies ist auch die wichtigste Botschaft des Weltklimarats vom 20. März 2023. Der Klimawandel zwingt uns alle, vernetzt und global zu denken; Zusammenarbeit ist gefragt, und zwar zwischen allen Akteuren: Politik, Realwirtschaft, Finanzwirtschaft, Wissenschaft, Nichtregierungsorganisationen und Konsumentinnen und Konsumenten. Netto-Null 2050 ist ein grosses gesellschaftliches Vorhaben – und wir sind Teil davon.