Was Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer bewegt: Ein Gespräch mit der Expertin
Kürzlich hat das Bundesamt für Statistik (BFS) die neuesten Zahlen der Auslandschweizer-Statistik 2024 veröffentlicht. Sie sind beeindruckend: Rund 827'700 Schweizerinnen und Schweizer leben jenseits der Landesgrenzen. Silvana Leutwiler, Marktverantwortliche für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer bei der Zürcher Kantonalbank, spricht über die finanziellen Bedürfnisse und massgeschneiderten Lösungen für die sogenannte «Fünfte Schweiz» – und über die Rolle der ZKB in diesem Kontext.
Interview: Nicole Schweizer / Bilder: Simon Baumann

Silvana Leutwiler, gemäss der Statistik 2024 leben 64 Prozent der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer in Europa. Wie sieht die Verteilung bei der im Ausland lebenden Kundschaft der ZKB aus?
Verglichen mit der Statistik des Bundesamtes für Auslandschweizer sind die Top-20-Länder unserer Kundinnen und Kunden nahezu identisch. Lediglich Belgien und Neuseeland befinden sich in unserer Statistik ausserhalb der Top 20. Auch der Trend einer verstärkten Zunahme von Auswanderinnen und Auswanderern im dritten Lebensabschnitt widerspiegelt sich in unseren Daten.
Welche Trends beobachten Sie derzeit im Bereich der Finanzdienstleistungen für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer?
Eine spannende Frage, besonders in der dynamischen und sich ständig weiterentwickelnden Welt der Finanzdienstleistungen. Hierzu fallen mir drei Trends ein:
Die persönliche Beratung: Personen, die sich für eine Auswanderung entscheiden, schätzen es, persönlich, individuell und in ihrer Muttersprache betreut und beraten zu werden, vor allem wenn es um ihre Finanzen geht. Die Zürcher Kantonalbank ist in Zürich zuhause, betreut und berät ihre Kunden jedoch weltweit persönlich. Als nahe Bank pflegen wir die gleichen Werte und sprechen wir die gleiche Sprache wie unsere Kundinnen und Kunden, was die Betreuung persönlicher macht; für viele bedeutete dies ein Stück Heimat.
Die Sicherheit: Sie ist ein grundlegendes Bedürfnis eines jeden Menschen. Dabei geht es nicht nur um die Höhe des vorhandenen Kapitals, sondern ebenso darum, dass sie ihre Vermögenswerte bei einer Schweizer Bank hinterlegen können. Diskretion wird wie seit je sehr geschätzt.
Die Digitalisierung und das Mobile Banking: Die Digitalisierung hat weltweit die Art und Weise verändert, wie Menschen ihre Finanzen verwalten und miteinander kommunizieren. Sie ermöglicht es, sichere Kommunikation und Finanztransaktionen unabhängig von Ort und Zeit durchzuführen. Dank der digitalen Entwicklung können wir eine enge Beziehung mit unseren Kundinnen und Kunden pflegen und für sie eben die nahe Bank sein. Eine wertvolle Brücke zur Heimat sind auch die digitalen Kanäle – Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer bleiben zum Beispiel über Blogbeiträge stets gut informiert.
Um bei einem Umzug ins Ausland die Bankverbindung bei der ZKB aufrechtzuerhalten, bedarf es einiger Schritte. Wie lauten Ihre Empfehlungen?
Es ist hilfreich, wenn wir früh über das geplante Vorhaben informiert werden, damit wir auch während dieser Lebensphase unterstützen und beraten können. Im Regelfall müssen vorgängig Bankdokumente aktualisiert werden. Auf jeden Fall zu erledigen sind administrative Formalitäten wie beispielsweise Vertragsanpassungen in der Schweiz, da teilweise Dokumente nur mit Unterschriftsort Schweiz akzeptiert werden.

Die Zürcher Kantonalbank bietet ihren Kundinnen und Kunden auch im Ausland ein finanzielles Zuhause – und das ein Leben lang.
Silvana Leutwiler, Marktverantwortliche für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer bei der Zürcher Kantonalbank
Gibt es besondere rechtliche oder regulatorische Anforderungen für Auslandschweizer, wenn sie Bankgeschäfte mit einer Schweizer Bank tätigen?
Die gibt es. Erst einmal sollten sich Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer vorab bei ihrer Bank erkundigen, ob eine Weiterführung oder Neueröffnung der Geschäftsbeziehung aufgrund ihres Wohnsitzlandes überhaupt möglich ist. Und dann ist infolge möglicher regulatorischer Beschränkungen des Wohnsitzlandes zu klären, welche Dienstleistungen und Produkte sie beanspruchen dürfen.
Welche steuerlichen Überlegungen sollten Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer bei der Verwaltung ihrer Finanzen anstellen?
Eine ganze Reihe – zum Beispiel ist an das Doppelbesteuerungsabkommen zu denken, an steuerliche Meldepflichten, an die Kapitalertragssteuer, und noch an vieles mehr. In einigen Ländern gibt es spezifische Regelungen zur Altersvorsorge, während in anderen Staaten Ansprüche auf investiertes Kapital bei einer Rückkehr in die Schweiz verloren gehen können. Darüber hinaus variieren je nach Land die Steuersysteme, etwa die Steuerbelastung, und auch die Sozialversicherungsbeiträge und andere Abgaben erheblich.
Bei solchen Fragen ist es essenziell, jeweils die gesamte Situation zu betrachten und den Fokus nicht auf einen einzelnen Punkt zu legen. Um sicherzustellen, dass sie ihre steuerlichen Verpflichtungen sowohl in der Schweiz als auch in ihrem Wohnsitzland erfüllen, ist es empfehlenswert, eine mit dem Thema vertraute Steuerberatung oder eine Beratungsstelle wie die Soliswiss aufzusuchen.
Silvana Leutwiler
Silvana Leutwiler arbeitet als Marktverantwortliche Auslandschweizer bei der Zürcher Kantonalbank. Eine zentrale Aufgabe sieht sie darin, den Leistungsauftrag der Zürcher Kantonalbank mit sicherzustellen. Dies bedeutet, dass Schweizerinnen und Schweizer ihre finanzielle Bankbeziehung in der Schweiz aufrechterhalten können, unabhängig vom Vermögen und vom Domizilland (ausgenommen sind sanktionierte Länder). Zudem pflegt sie mit ihrem Team eine enge Partnerschaft mit der Auslandschweizer-Organisation und der Soliswiss. Dieser direkte Austausch ermöglicht ein authentisches Feedback zu den Bedürfnissen der «Fünften Schweiz».
Silvana Leutwiler war selbst ebenfalls im Ausland wohnhaft und ist deshalb mit den Anforderungen ihrer Kundinnen und Kunden bestens vertraut: «Aus Erfahrung kann ich sagen, dass ein Auslandaufenthalt mit einem Bedürfnis beginnt und eine gute Finanzplanung erfordert. Es ist unerlässlich, sich frühzeitig für einen passenden Finanzpartner zu entscheiden, der die individuellen Bedürfnisse und Ziele versteht. So kann man neue Eindrücke und unvergesslichen Momente ohne finanzielle Sorgen geniessen.»
Tipps aus der Praxis: So können Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer sicherstellen, dass ihre Bankgeschäfte sicher und geschützt sind:
1. Wählen Sie eine Bank Ihres Vertrauens und berücksichtigen Sie dabei das Rating der unabhängigen Rating-Agenturen sowie die Reputation.
2. Pflegen Sie einen regelmässigen Kontakt zu Ihrer Bank.
3. Verwenden Sie sichere Passwörter.
4. Überwachen Sie Ihre Konten regelmässig.
5. Verwenden Sie sichere Internetverbindungen.
6. Aktualisieren Sie Ihre Software.
7. Seien Sie wachsam bei Phishing-Versuchen.