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«Zürcher Wirtschaft im Fokus» – Standort­wettbewerb der Kantone nimmt zu

Medienmitteilung vom 28. Oktober 2025

  • Wachsende Standortschere: Das steuerbare Pro-Kopf-Einkommen im reichsten Kanton Zug ist heute 2,5-mal so hoch wie im schwächsten, Jura
  • Nidwaldens Pro-Kopf-Vermögen ist mit CHF 982'000 heute 8,8-mal höher als dasjenige Freiburgs mit CHF 111'900
  • Der steuerbare Unternehmensgewinn pro Kopf stieg in der gesamten Schweiz innerhalb von 20 Jahren um 11% – fällt jedoch in 13 Kantonen negativ aus
  • Der heutige sechste Platz Zürichs ist immer noch ansehnlich – allerdings ist das Ressourcenpotenzial in den letzten zwanzig Jahren nicht stark gestiegen
     

Die aktuelle Ausgabe von «Zürcher Wirtschaft im Fokus» des Economic Research der Zürcher Kantonalbank zeigt: Der Standortwettbewerb zwischen den Kantonen verschärft sich.

Gestiegener Wettbewerb um Köpfe, Kapital und Unternehmen

Der Standortwettbewerb zwischen den Kantonen wird intensiver. Kantone buhlen um steuerstarke Privatpersonen und Unternehmen, die attraktive Arbeitsplätze bieten. Auf Basis der Daten des nationalen Finanzausgleichs (NFA) zeigt die Analyse in der aktuellen Ausgabe von «Zürcher Wirtschaft im Fokus», wie erfolgreich die einzelnen Kantone zwischen 2003 und 2022 in der Standortwettbewerbsfähigkeit gewesen sind. Konzipiert um regionale Ungleichheiten zu verringen, enthüllen die Daten des NFA, dass sich die Kluft zwischen finanzstarken und finanzschwächeren Kantonen weiter geöffnet hat. Deutlich wird dies beim Ressourcenpotenzial, einem Indikator für die wirtschaftliche Stärke eines Kantons. Zusammengesetzt ist dieser aus den Faktoren steuerbares Einkommen, Vermögen sowie Unternehmensgewinne.

Unterschiedliches Wachstum bei Einkommen, Vermögen und Unternehmensgewinnen pro Kopf

Innerhalb von 20 Jahren (2003 bis 2022) ist das durchschnittliche Einkommen pro Einwohner in der Schweiz um CHF 9'000 bzw. 32% (CHF 37'500) gestiegen. Der Kanton Zürich rangiert mit einem unterdurchschnittlichen Wachstum von 22% (CHF 44'100) an elfter Stelle. Spitzenreiter war der Kanton Zug mit einer Wachstumsrate von 59% (CHF 70'600), während vor allem in den Westschweizer Kantonen Jura, Waadt, Wallis und Neuenburg die Pro-Kopf-Einkommen nur geringfügig gestiegen sind. Beim Schlusslicht Neuenburg nahm das Pro-Kopf-Einkommen gerade einmal um 8% (CHF 30'600) zu. In Zug ist das Pro-Kopf-Einkommen somit 2,3-mal höher als im Kanton Neuenburg mit CHF 28'150.

Das durchschnittliche Pro-Kopf-Vermögen hat sich innerhalb von 20 Jahren (2003 bis 2022) in der Schweiz um 87% auf CHF 270'700 erhöht. Im Kanton Zürich nahm es mit 54% (CHF 317'400) unterdurchschnittlich zu. Zürich hat in den letzten 20 Jahren sechs Plätze eingebüsst und verfügt aktuell über rund ein Drittel des Pro-Kopf-Vermögens Nidwaldens. Nidwalden nimmt mit CHF 982'000 den ersten Platz für das Jahr 2022 ein. Der Kanton Freiburg bildet mit CHF 111'900 das Schlusslicht der Rangliste. Nidwaldens Pro-Kopf-Vermögen ist somit heute 8,8-mal höher als dasjenige von Freiburg.

Der steuerbare Unternehmensgewinn pro Kopf stieg in der gesamten Schweiz innerhalb von 20 Jahren um 11% auf CHF 5'700. Auffallend ist aber, dass das Gewinnwachstum pro Kopf zwischen 2003 und 2022 in 13 Kantonen negativ ausfiel. Auch im Kanton Zürich resultiert ein Gewinnverlust pro Kopf von 29% (CHF 5'100). Das höchste Gewinnwachstum hatte der Kanton Obwalden mit 183% (CHF 3'800), der 2003 das Schlusslicht bildete. 2022 bildet das Schlusslicht der Kanton Neuenburg mit einem Gewinnverlust pro Kopf von 42% (CHF 4'600).

Sechster Platz für Zürich

Zürich hat zwischen 2003 und 2022 an Wettbewerbsstärke eingebüsst. Der Kanton hatte vor zwanzig Jahren hinter Zug, Genf und Basel-Stadt das vierthöchste Ressourcenpotenzial ausgewiesen. Seitdem haben Schwyz und Nidwalden den Kanton Zürich überflügelt. Der heutige sechste Platz ist immer noch ansehnlich – allerdings zeigt sich, dass das Ressourcenpotenzial lediglich in den Kantonen Aargau und insbesondere Neuenburg in den letzten zwanzig Jahren weniger stark gestiegen ist.

Die grössten Gewinner der letzten beiden Jahrzehnte sind kleine, agile Kantone. Nidwalden, Schwyz, Zug und Obwalden haben ihre Attraktivität für Unternehmen und wohlhabende Privatpersonen markant gesteigert – nicht zuletzt dank tiefer Steuern und unternehmerfreundlichen Rahmenbedingungen.

Lesen Sie hier die vollständige Ausgabe «Zürcher Wirtschaft im Fokus».

Zur Publikation «Zürcher Wirtschaft im Fokus»

Die halbjährlich erscheinende Publikation liefert fundierte volkswirtschaftliche Analysen zu Wirtschaft und Gesellschaft mit Schwerpunkt Regionalökonomie. Im Fokus stehen vergleichende Analysen zwischen Regionen, Kantonen und Branchen. Die makroökonomischen Analysen zu Wirtschaft und Gesellschaft im Kanton Zürich unterstützen die Zürcher Kantonalbank bei der Erfüllung ihres gesetzlichen Leistungsauftrags. Dazu dient der stetige und tiefe Wissensaustausch der Bank mit den entscheidenden Anspruchsgruppen im Kanton.

Zu den Autoren

Kevin Gismondi

Kevin Gismondi, Ökonom Schweiz bei der Zürcher Kantonalbank, verstärkt seit 2023 das Team «Economic Research», welches für die volkswirtschaftliche Analyse und Meinungsbildung verantwortlich ist. Dabei ist er für die Analyse und Einschätzung der Konjunktur in der Schweiz mit Schwerpunkt Regionalökonomie verantwortlich. Er hat an der Universität St. Gallen (HSG) Banking & Finance mit der Vertiefung Financial Economics studiert und bringt durch seine Erfahrungen in der Konjunktur- und Finanzmarktanalyse auch Kenntnisse im quantitativen Bereich mit.

Dr. David Marmet

David Marmet ist Chefökonom Schweiz bei der Zürcher Kantonalbank, zudem verantwortet er die geopolitische Analyse der ZKB. Seine Laufbahn begann der Berner Oberländer als Maschinenzeichner. In Bern studierte er Volkswirtschaft und Soziologie und war anschliessend unter anderem an der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) tätig. David Marmet promovierte an der Universität Zürich. Seit 2006 arbeitet er in verschiedenen Funktionen für die Zürcher Kantonalbank, unter anderem leitete er die Bereiche Volkswirtschaft und Devisen-Research.