Die Jagd nach Rendite – super Supras
Die Jagd nach Rendite hat wieder begonnen und führt Anlegerinnen und Anleger in schlechtere Kreditqualitäten und ins Ausland. Die Renditedifferenz zur Schweiz war lange nicht so gross, jedoch sind gerade US-Staatsanleihen in Ungnade gefallen. Anleihen supranationaler Organisationen rentieren leicht besser, dienen einem guten Zweck und besitzen eine bessere Kreditwürdigkeit.
Text: Jens Schweizer

Oh, wie war das schön! Die bequeme Zeit mit positiven Renditen am Schweizer Anleihenmarkt. So was hat man lange nicht gesehen, so schön, so schön! Leider biegen wir nach dieser kurzen Strophe bereits wieder ins Tal der Tränen ein. Auf Schweizer Franken lautende Obligationen rentieren kaum noch und machen zunehmend nur noch zu Diversifikationszwecken Sinn. Die Jagd nach Rendite beginnt von Neuem und führt entweder zu schlechteren Kreditqualitäten oder ins Ausland.
Auffallend ist der Renditeunterschied zum grössten Anleihenmarkt der Welt – jenem der USA. Nur ist dort der amerikanische Staat grösster Schuldner, wobei die Trump-Administration exponentiell an Vertrauen einbüsst. Die Defizite und Schulden der USA steigen ungebremst in luftige Höhen. Als letzte der drei grossen Ratingagenturen hat Moodys dem amerikanischen Staat im Mai deshalb das Top-Rating entzogen.
Supranationale Organisationen: Eine attraktive Alternative
Als Alternative rücken zunehmend andere Emittenten in den Fokus, die Anleihen in US-Dollar und damit basierend auf dem hohen Zinsniveau ausgeben. Neben den stärker vom Konjunkturverlauf beeinflussten Anleihen von Unternehmen bieten dabei jene von supranationalen Organisationen (Supras) eine Opportunität. Dabei geht es um internationale Institutionen, die explizit die ökonomische und gesellschaftliche Entwicklung ihrer weniger gut situierten Mitglieder zum Ziel haben. Sie gehören den beitragenden Mitgliedstaaten, finanzieren ihre Förderprojekte jedoch bewusst in Kooperation mit privaten und institutionellen Investoren, wofür sie Anleihen ausgeben. Prominente Beispiele hierfür sind die Weltbank, die African Development Bank oder die Asian Development Bank.
Die Beitrags- und Nutzenverhältnisse zwischen den Mitgliedstaaten sind oft asymmetrisch, indem besser situierte Mitglieder mehr beitragen und wirtschaftlich schlechter gestellte öfter und günstigere Finanzierungen erhalten. Für Anleger bedeutet die breite Eigentümerstruktur und überproportionale Beteiligung finanziell starker Staaten, dass die Kreditrisiken geringer sind als bei einer Direktanlage in Anleihen der kreditnehmenden Mitglieder. Ausserdem sind die investierten Gelder der Entwicklung schwächerer Mitgliedstaaten und deren Bevölkerung vorbehalten und dienen einem erweiterten Zweck. Die über gängige Indizes investierbaren, in US-Dollar emittierten Anleihen werden mehrheitlich mit geringer bis mittlerer Laufzeit ausgegeben, was die Zinsrisiken gering hält. Im Auge zu behalten ist für in Schweizer Franken rechnende Anleger allerdings das Währungsrisiko.

Die investierten Gelder bei Anleihen von suprantionalen Organisationen sind Projekten zur Entwicklung schwächerer Mitgliedstaaten und deren Bevölkerung vorbehalten und dienen so einem erweiterten Zweck.
Jens Schweizer, Anlagespezialist
Herausforderungen und Chancen für Supras
Eine Herausforderung für Supras ist die US-Regierung, denn Präsident Donald Trump ist ein erklärter Gegner des Multilateralismus. Gleichzeitig sind die USA bei vielen supranationalen Institutionen ein wichtiger Kapital- und Garantiegeber. Ein Rückzug der USA wäre statutarisch jederzeit möglich. Jedoch verbleibt der amerikanische Staat den umfangreich ausgegebenen und länger laufenden Krediten weiterhin verpflichtet. Auch würde ein Rückzug der USA den Verlust der Einflussnahme auf diese sehr bedeutenden Kapitalflüsse bedeuten. Andere Länder würden dagegen ihren Einfluss verstärken, was gerade China seit einiger Zeit gegen den Widerstand der USA versucht. Ein Rückzug oder eine Blockade der USA sind eher unwahrscheinlich und würden selbst dann von den verbleibenden Kapitalgebern dankend substituiert werden.
Die Supras besitzen weiterhin über alle Ratingorganisationen hinweg sehr gute Kreditratings mit stabilem Ausblick. Auch die Herabstufung des Ratings der USA hat aufgrund der breiten Eigentümerstruktur wenig Einfluss. Und das Beste zum Schluss: Obligationen von Supras rentieren aufgrund einer Liquiditätsprämie trotz der besseren Kreditqualität sogar ein paar Basispunkte besser als US-Staatsanleihen.