Öl- und Gasunternehmen haben es nicht leicht. Sie gelten als gierig, ohne moralischen Kompass und stehen am Pranger, wenn es um den Klimawandel geht. Doch es ist zu einfach, nur mit dem Finger auf Ölmultis zu zeigen, solange wir gleichzeitig fliegen, Autos mit Verbrennermotor fahren und tagtäglich zehntausendmal Plastik benutzen. Unschuldig an ihrem schlechten Ruf ist die Branche dennoch nicht.
Seit vor einigen Jahren investigative Journalisten an interne Dokumente von Exxon gelangt sind, ist klar, dass deren Wissenschaftler und die Branche insgesamt seit den 1970er-Jahren sehr genau um die Gefahren des Klimawandels und den Beitrag fossiler Energieträger dazu wussten. Interne Memos legen offen, dass sich das Management darüber im Klaren war. Wie hat es darauf reagiert? Es hat nach aussen hin Zweifel am Zusammenhang zwischen fossilen Energieträgern und dem Klimawandel geäussert. Noch 2001 ist in einer Pressemitteilung von ExxonMobil zu lesen: «Es gibt keinen Konsens über langfristige Klimatrends und deren Ursachen […]»1.
Mehr über den hohen Wissensstand innerhalb von Exxon und die gezielte Desinformationskampagne nach aussen kann man in einer für den Pulitzer-Preis nominierten Reportage nachlesen, für die Journalisten acht Monate lang Interviews geführt und Dokumente gesichtet haben. 2 Mittlerweile sind in den USA über 20 Klagen hängig, die sich mit Desinformationskampagnen von Ölmultis befassen. Auch das Europäische Parlament führte 2019 eine Anhörung über die Leugnung des Klimawandels durch und lud dazu Vertreterinnen und Vertreter der Branche ein.