Künstliche Intelligenz ziemlich menschlich

Entscheidend für eine erfolgreiche Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) ist die menschliche Offenheit gegenüber der Technologie. Welche Unternehmen haben das grösste Potenzial? Und welche nutzen dieses am besten? Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.

Text: Jens Schweizer

Themenbild Künstliche Intelligenz
«Der erfolgreiche Einsatz von Künstlicher Intelligenz erfordert einen mentalen Paradigmenwechsel, der in seiner Dimension durchaus mit der Computerisierung oder der Einführung des Internets vergleichbar ist», erklärt Jens Schweizer. (Bild: Getty Images)

DeepSeek hat die Welt der künstlichen Intelligenz (KI) ordentlich durchgerüttelt. Das chinesische Unternehmen hat nicht nur gezeigt, dass KI auch einfacher geht, sondern begleitet damit auch ihre nächste Phase der Entwicklung. Vermeintliche Technologieführerschaften und dogmatische Modellverehrungen werden ebenso verschwinden wie die euphorischen Luftschlösser allmählich der breiten realwirtschaftlichen Anwendung weichen werden.

Das wirtschaftliche Potenzial von KI ist beträchtlich – es muss nun aber auch erschlossen werden. Der Marktfokus dürfte sich damit zunehmend von hochgehandelten Anbietern von Modellen und Methoden hin zu Anwendern verlagern.

Doch wer profitiert am meisten von KI? Dabei stellen sich zwei Fragen. Erstens: Welche Unternehmen haben das grösste Potenzial? Zweitens: Welche nutzen dieses am besten? Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.

Jens Schweizer, Anlagespezialist

Das wirtschaftliche Potenzial von KI ist beträchtlich – es muss nun aber auch erschlossen werden.

Jens Schweizer, Anlagespezialist

Einsatz in der Praxis ist entscheidend

Das Potenzial für sinkende Kosten und steigende Erträge durch den Einsatz von KI ist bei vielen wirtschaftlichen Aktivitäten vorhanden. Das Identifizieren besonders exponierter Anwendungsbereiche ist hierbei notwendig, aber noch keine hinreichende Bedingung für den Erfolg. Dieser wird vor allem dadurch bestimmt, wie erfolgreich KI praktisch eingesetzt wird. Entscheidend ist auch, wie offen, flexibel und sicher Unternehmens- und Gedankenstrukturen dafür sind. Die erfolgreiche Umsetzung steht und fällt mit der menschlichen Bereitschaft, sich auf KI einzulassen, denn es ist weiterhin der Mensch, der Business Cases für KI definiert und anwendet. Widerstände entstehen auch aus Angst vor Jobverlust, aus Unwissenheit oder aus Investitionsunwilligkeit. Bei vielen Unternehmen braucht es nichts Geringeres als einen mentalen Paradigmenwechsel. Dieser ist in seiner Dimension durchaus vergleichbar mit der Computerisierung oder der Einführung des Internets. Die künstliche Intelligenz ist hier also noch ziemlich menschlich. Unternehmen, die diesen Schritt besser und schneller meistern, profitieren eher davon.

Die Profiteure

Ein spezifischer Finanzmarktindex beantwortet die gestellten Fragen zum Beispiel damit, dass er erstens Unternehmen auswählt, die einen gewissen Anteil ihres Umsatzes in prädestinierten Anwendungs- und Geschäftsfeldern generieren und dort auch über bedeutende Marktanteile verfügen. Dazu gehören beispielsweise folgende Bereiche:

  • Gesundheit: Biopharmazie, Diagnostik, Behandlungsmethoden und medizinische Instrumente
  • Industrie: Autonome und alternative Mobilität, Energieversorgung, Supply Chain Management und Automatisierungen
  • Finanzen: Zahlungsverkehr, Betrugsbekämpfung und Kryptowährungen
  • Technologie: Cybersicherheit, Content Creation und Personalisierung digitaler Produkte

Zweitens wird die Offenheit für KI dann an der Anzahl relevanter Patente festgemacht, die Unternehmen dazu halten. Dies ergibt in Kombination eine sektoral breit gestreute Auswahl an Unternehmen, von denen geschätzt wird, dass sie ihre Geschäftsmodelle durch den Einsatz von KI erfolgreicher machen können. Diese KI-Anwender sind weniger direkt vom KI-Tech-Zyklus abhängig, daher sind ihre Aktien meist auch günstiger bewertet als die der gehypten KI-Anbieter. Gleichzeitig beeinflussen viele andere Faktoren ausserhalb KI ihre Aktienkurse. Der Beigeschmack eines Gemischtwarenladens bleibt.

Spannend ist jedenfalls, was KI alles bewirken kann. Wir werden zunehmend Veränderungen in unserem Alltag wahrnehmen. Freuen wir uns drauf!