Was ist ein Syndikat?
Im Gegensatz zu Kartellen verfolgen Syndikate meist wirtschaftliche Ziele, jedoch innerhalb der gesetzlichen Grenzen. Erfahren Sie im Beitrag mehr über die Vorteile und Merkmale des Syndikats.
Text: Rolando Seger und Célina Moser

Kartelle sind illegal und schaden der freien Marktwirtschaft, indem sie Marktmacht ausüben, Gewinne auf Kosten von Verbrauchern und Wettbewerbern maximieren sowie den freien Wettbewerb behindern.
Das Wort Syndikat leitet sich vom griechischen «syndikos» ab und bedeutet «Verwalter einer Sache». Syndikate verfolgen meist wirtschaftliche Ziele, im Gegensatz zu Kartellen jedoch innerhalb der gesetzlichen Grenzen. Klassische Beispiele für Syndikate sind Einkaufsgemeinschaften aller Art.
Einzelpersonen oder Organisationen schliessen sich für die Beschaffung eines bestimmten Gutes zusammen und können so Einkaufsvolumina bündeln und dadurch eine vorteilhaftere Verhandlungsposition gegenüber dem Lieferanten erlangen. Von den niedrigeren Einkaufspreisen profitieren alle, die sich dem Syndikat angeschlossen haben. Syndikate sind immer ein Zusammenschluss von mindestens zwei Parteien zur Verfolgung gemeinsamer Interessen.
Syndikate bieten viele Vorteile
Die Vorteile der Kooperation und des Zusammenschlusses enden jedoch nicht bei der Beschaffung von Gütern. Syndikate können auf die gemeinsame Nutzung von Ressourcen abzielen. Beispielsweise lohnt sich die Anschaffung eines teuren Magnetresonanztomographen für eine einzelne Arztpraxis kaum. Er wird daher vorteilhaft im Verbund angeschafft und betrieben, wodurch die Anschaffungs- und Betriebskosten für die einzelnen Praxen deutlich geringer ausfallen. Syndikate erzielen nicht nur Kostenvorteile, sondern auch eine bessere Risikoverteilung und Auslastung. Klassisch sind auch Rundfunk-Syndikate. Sie sind ein organisatorischer Zusammenschluss mehrerer unabhängiger Fernseh- oder Radiosender mit einem regional begrenzten terrestrischen Sendegebiet.
Autonomie behalten, von Gemeinschaft profitieren
Ein wesentliches Merkmal von Syndikaten ist, dass die einzelnen Mitglieder ihre Autonomie behalten, jedoch von den gebündelten Kompetenzen und der Stärke der Gemeinschaft profitieren. Häufig gibt es eine zentrale Instanz, die im Namen des Syndikats handelt, um die Markt- oder Verhandlungsposition zu verbessern. Entscheidungen werden in der Regel demokratisch getroffen.
Syndikate müssen jedoch nicht zwangsläufig wirtschaftliche Ziele verfolgen. Es kann durchaus auch um gemeinsame Projekte oder um das Erreichen politischer oder sozialer Ziele gehen. In der Politik erfüllen Räte und Ausschüsse oft ähnliche Funktionen wie Syndikate mit dem Ziel einer gemeinsamen Interessenvertretung.
Historisch gesehen ist die Gewerkschaftsbewegung des Syndikalismus von Bedeutung. Sie steht für einen lokalen, branchenweiten Zusammenschluss von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Sogar in der Bankenwelt findet sich der Begriff. So werden beispielsweise syndizierte Kredite von mehreren Finanzinstituten gemeinsam vergeben, wodurch sich das Kreditausfallrisiko für die einzelnen Banken verringert. In diesem Zusammenhang spricht man auch von einem Bankenkonsortium.
Etwa ab den 1960er-Jahren schlossen sich kriminelle Organisationen zusammen, um Straftaten gemeinsam zu planen und begehen – zum Beispiel im Drogenhandel. Die Verwendung des Begriffs wurde medial immer stärker popularisiert, sodass man heute umgangssprachlich unter Syndikat eher eine Verbrecherorganisation als eine wirtschaftliche Gruppierung vermutet.