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Was ist Skimflation?

Wenn Produkte oder Dienstleistungen unbemerkt reduziert werden, spricht man von Skimflation. Was steckt dahinter und wie können Sie es erkennen?

Text: Rolando Seger

Bild: (Getty Images)

Den Anstieg der Preise für Waren und Dienst­leistungen über einen bestimmten Zeitraum hinweg bezeichnet man in der Volkswirtschafts­lehre als Inflation. Geld verliert über die Zeit an Kaufkraft, sodass man sich für den gleichen Betrag weniger kaufen kann als zuvor. Inflation hat viele Gesichter und betrifft alle Markt­teilnehmer. Niemand mag Preiserhöhungen. Dennoch stehen Hersteller vor der Herausforderung, steigende Produktions­kosten, Rohstoffpreise oder Löhne auszugleichen. Anstatt die Preise direkt zu erhöhen, suchen Unternehmen nach Sparmöglichkeiten bei der Produkt­gestaltung, um ihre Gewinnmargen zu erhalten. Sie sind dabei sehr kreativ und hoffen darauf, dass Verbraucherinnen und Verbraucher nichts merken.

An dieser Stelle wurde bereits einmal über Shrinkflation geschrieben. Ein Phänomen, bei dem Grösse oder Gewicht eines Produkts reduziert werden, während der Preis gleich bleibt oder sogar steigt. Mit Shrinkflation kostet weniger plötzlich mehr, ohne dass dies auf den ersten Blick erkennbar ist. Hat man den Trick einmal durchschaut, fühlt man sich doch etwas hintergangen. Den Ideen für versteckte Preis­erhöhungen sind keine Grenzen gesetzt. Ein weiteres Beispiel für versteckte Inflation ist die sogenannte «Skimflation».

Auch hier handelt es sich um ein Kunstwort, das diesmal den englischen Begriff «skim» (abschöpfen) mit dem Wort Inflation kombiniert. Mit Skimflation wird die Qualität oder der Umfang eines Produkts oder einer Dienst­leistung reduziert, während der Preis gleich bleibt. Anstatt Konsumenten mit einer Preis­erhöhung zu konfrontieren, sparen Unternehmen an der Ausgestaltung des Produkts. Dadurch werden die Kosten gesenkt und der Gewinn bleibt erhalten. Bei Skimflation ist die reduzierte Produkt­leistung initial oft nur schwer zu erkennen, da die Veränderungen subtil sein können. Nachstehend ein paar Beispiele:

  • Lebensmittel­industrie und Gastronomie: Orangensaft wird aus weniger Konzentrat hergestellt oder es kommen in der Küche kostengünstigere Zutaten zur Anwendung, ohne den Preis auf der Speisekarte zu ändern.
  • Dienstleistungs­sektor: Ein Hotel setzt weniger Personal ein oder schränkt Annehmlichkeiten wie die tägliche Zimmerreinigung ein. Versicherer könnten für dasselbe Produkt die Abdeckung nach unten anpassen und Leistungen kürzen. Ein Warenhaus setzt auf Self-Scanning und besetzt nur wenige Kassen mit Personal.
  • Technologie: Ein Software­unternehmen reduziert den Kundensupport oder entfernt Funktionen aus einer kostenlosen Version, um Nutzer zu einer kostenpflichtigen Version zu drängen.
  • Produkte: Ein Hersteller von Dachziegeln spart bei der Materialqualität und reduziert die Dicke des Produkts. Es kann auch an der Verpackung gespart werden, die dann weniger Schutz oder Zusatzfunktion
    bietet. Möglich wäre auch die Verrechnung von Frachtkosten, wo die Lieferung bisher umsonst war.

Letztlich erhalten Verbraucher mit Skimflation weniger Gegenleistung für ihr Geld, ohne dass dies unmittelbar auffällt. Entspricht die Qualität oder der Service nicht den Erwartungen, kann dies durchaus zu Frustrationen führen. Kunden könnten sich nach Alternativen umsehen, und die Markenloyalität sinkt. Skimflation ist ein relativ neuer Begriff, der vor allem in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder hoher Inflation an Bedeutung gewinnt, da Unternehmen versuchen, ihre Kosten zu kontrollieren, ohne Kunden direkt durch Preis­erhöhungen zu verlieren.

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