Elektroauto­markt – vom Sprint zur Kriech­fahrt

Der Genfer Autosalon feiert seinen 100. Geburtstag. Das Event glänzt aber primär mit Abwesenheiten diverser Top-Automarken aufgrund eingetrübter Verkaufs­erwartungen. Das gilt auch für den Elektro­fahrzeug­markt. Opportunitäten gibt es dennoch.

Manuel Renz

Das Absatzwachstum von Elektrofahrzeugen verliert an Tempo (Quelle: istockphoto.com).

Nach vier Jahren Pause kommt die Traditionsmesse zum 100-Jahre-Jubiläum wieder zurück nach Genf. Allerdings wirkt das Comeback sehr verhalten mit nur 30 Ausstellern. Zum Vergleich: 2019 waren es über 170.

Das arg reduzierte Teilnehmerfeld trägt den eingetrübten Verkaufserwartungen bei Automobilen insbesondere in Europa und der kostenintensiven Umstellung in der Produktion von Elektrofahrzeugen Rechnung. Sparen ist nun angesagt.

Produktion in Millionen Fahrzeugen

Quelle: S&P Global Mobility (IHS Markit); UBS

2024 erwartet S&P Global Mobility, ein führender Anbieter von Daten und Prognosen für den Automobilmarkt, eine gesamte Autoproduktion von 89,95 Millionen Fahr­zeugen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Rückgang der globalen Automobilproduktion um 0,4 Prozent oder ca. 350'000 Fahrzeuge. Ein detaillierter Blick zeigt insbesondere die derzeitige Schwäche auf dem europäischen Markt: Hier wird ein Rückgang um 3,6% (ex Russland) erwartet, was einer Reduktion um rund 500'000 Fahrzeugen gleichkommt. Auch im Jahr 2025 soll die europäische Fahrzeug­produktion Schätzungen zufolge um weitere 100'000 Fahrzeuge abnehmen.

Auch Elektrofahrzeuge betroffen

Nach dem starken Wachstum bei den Elektrofahrzeugen zwischen 2020 und 2022, verharrte dieses in den vergangenen Monaten in Europa auf konstantem Niveau. Für das laufende Jahr erwartet der Markt einen Elektrofahrzeug-Anteil von insgesamt 17% und somit 2% mehr als 2023. Das ist eine eher moderate Zunahme im Vergleich zu den Vorjahren.

Anteil Elektrofahrzeuge an den gesamten Autoverkäufen

Quelle: Bank of America (BofA), Bloomberg

Ein wesentlicher Grund für die geringere Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in Europa sind gekürzte oder gänzlich gestrichene Subventionen. Im Dezember sorgte das Auslaufen der Unterstützungszahlungen in Deutschland aufgrund der Budget­krise für Schlagzeilen. Auch anderen europäischen Ländern, z.B. Frankreich, haben ihre Unterstützung stark zusammengestrichen.

Ausgewählte Subventionsänderungen für Elektrofahrzeuge 

Land Subvention Status
Finnland  EUR 2'000 ausgelaufen 2023 
Frankreich bis EUR 5'000 Reduktion auf EUR 4'000 für Haushalte mit über­durchschnittlichem Einkommen. 
Deutschland bis EUR 4'500 (ohne Hybrid-Fahrzeuge) ausgelaufen Dezember 2023 
Schweiz Steuerbefreiung auf Elektrofahrzeuge Aufhebung ab 2024
USA Steuerabzug bis zu USD 7'500  Reduktion der subventio­nierten Elektrofahrzeuge von 43 auf 28
Quelle: BofA    

Die Reduktion der Subvention hebt die gesamten Laufzeitkosten von Elektrofahr­zeugen fast auf das Niveau von Verbrennerfahrzeuge. Damit gerät auch ein wesentliches Kaufargument für ein Elektrofahrzeug ins Wanken.

Laufzeitkosten pro km in Deutschland (in EUR)

Quelle: Jefferies

Weiter ist es unbestreitbar, dass die Automobilhersteller eine bessere Arbeit leisten müssen, um überzeugende batteriebetriebene Elektrofahrzuge (BEV) für alle Preis­kategorien zu entwickeln. Viele Kundinnen und Kunden zögern derzeit mit der Anschaffung eines Elektrofahrzeuges, da zahlreiche Automobilhersteller grundle­gende EV-Plattformupdates für 2025 angekündigt haben. Unter anderem BMW mit der «Neue Klasse»-Plattform, Mercedes-Benz und seiner «MB.EA»-Plattform, Volkswagen mit «MEB+» sowie Audi und Porsche mit der «PPE». Das bedeutet, dass unter anderem die Batterietechnik verbessert wird und somit auch die Reichweite und Ladezeiten. Ausserdem werden mehr Modelle in allen Preisklassen verfügbar sein.

Automobilhersteller und -zulieferer – Stock Picker Markt 2024

Das strukturell schwierige Umfeld zeigt sich auch in der derzeit sehr günstigen Bewertung des Sektors für Automobilhersteller und deren Zulieferer. Die derzeitige Marktsituation bietet aber auch einige Investitionsopportunitäten, im Sinne eines Stock Picking Marktes.

Europäische Marktbewertung (Forward KGV)

Quelle: BofA

Beim Stock Picking im Automobilsektor ist es wichtig, nicht nur die aktuellen Trends und Entwicklungen in der Branche zu berücksichtigen, sondern auch die finanzielle Stabilität der Unternehmen, ihre Wettbewerbsposition und ihre langfristigen Wachstumsaussichten. Gleichzeitig gilt es zu betonen, dass Investitionen im Automobilsektor Risiken bergen und eine gründliche Recherche unerlässlich ist.

Entsprechend sind wir in unseren aktiven, fundamentalen Aktienstrategien selektiv positioniert und beobachten diese Anlageopportunitäten und -trends aus Research-Perspektive laufend.

 
Automobil-hersteller 2yr - Forward ROIC Enterprise Value / Invested Capital ZKB Sustainability Score (A - G)
Stellantis  20,8% 0,9x C
BMW 5,5% 0,8x D
Mercedes-Benz 6,2% 0,8x D
Zulieferer      
Forvia 22,4% 0,7x A
Continental 11,8% 0,7x A
Gestamp 8,7% 0,8x D
Reifen      
Michelin 14,1% 1,3x B
Pirelli 6,5% 0,8x C

Die Tabellenwerte wurden gemäss unserer Qualitätsanalyse ausgewählt. Dabei wurde das Businessmodell berücksichtigt und die damit verbundene Aussicht auf attraktive Gesamtkapitalrenditen (Return On Investment Capital, ROIC).

Quelle: Asset Management der ZKB / Erklärung zum ZKB Sustainability Score, i.e. das beste Rating ist A

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