Berufseinstieg – wie Studierende planen sollten

Neben dem klassischen Direkteinstieg bieten immer mehr Unternehmen Trainee-Programme für Hochschulabsolventinnen und -absolventen an. Andere Möglichkeiten für Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger sind Werkstudentenjobs oder Praktika. Janine Kaufmann, Spezialistin im Team Nachwuchs bei der Zürcher Kantonalbank, erklärt, worin jeweils die Unterschiede und die Vor- und Nachteile liegen.

Text: Ina Gammerdinger / Bilder: Flavio Pinton

Janine Kaufmann bringt seit 2013 ihre breite Erfahrung in den Bereichen HR-Services und Personalbetreuung und -gewinnung in der Zürcher Kantonalbank ein. Seit über drei Jahren arbeitet sie im Bereich Personal Nachwuchs – mit dem Fokus Hochschultrainee-Programme inklusive Hochschulmarketing.

Was muss ich beim Berufseinstieg nach dem Hochschul- oder Uniabschluss beachten?

Eine pauschale Empfehlung gibt es nicht. Vieles hängt vom gewählten Studiengang und den persönlichen Zielen ab. Manche haben bereits Berufserfahrung gesammelt. Weiss ich bereits, was ich will oder kenne ich zumindest die Richtung, wähle ich im Sinne des schnellen Erreichens meines Ziels einen Direkteinstieg. Interessieren mich verschiedene Bereiche eines Unternehmens, geben Praktika und Trainee-Programme Orientierung. Sich frühzeitig informieren hilft bei der Entscheidung.

Wie können Absolventinnen und Absolventen ihren Berufseinstieg bereits während des Studiums vorbereiten?

Durch Teilzeitjobs, Praktika oder Werkstudentenjobs – idealerweise in Branchen und Berufen, in denen sie auch später tätig sein möchten. So erfahren sie auch, ob es zu ihnen passt. Auch durch klassische Studenten- oder Aushilfsjobs, beispielsweise im Detailhandel und in der Gastronomie, kann ich erste Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln. Und natürlich auch in der Bank! Überall können nützliche Kontakte geknüpft und ein Netzwerk aufgebaut werden. Auch bei einem Vollzeitstudium sollte nicht erst am Studienende darüber nachgedacht werden, wie es danach weitergehen könnte. Sich frühzeitig zu orientieren und wann immer möglich an Veranstaltungen wie Absolventenmessen teilzunehmen, zahlt sich aus. Mit den Summer Internships bietet die Zürcher Kantonalbank eine attraktive Möglichkeit, die Bank während der Semesterferien kennenzulernen.

Karrierestart: Nach welchen Kriterien wähle ich das Unternehmen aus?

Folgende Fragen sind zu beantworten: Was will ich, was sind meine Ziele? Und wo passe ich hin? Die gewonnenen Erkenntnisse gleiche ich dann mit möglichen Unternehmen und deren Angeboten ab: Kann ich mich mit den Werten des Unternehmens identifizieren? Bringt es mich auch in Zukunft weiter? Welche Entwicklungsmöglichkeiten werden mir beispielsweise im Anschluss an mein Praktikum oder Trainee-Programm geboten? Wann immer möglich, sollte ich die Chance nutzen, das Unternehmen vorgängig kennenzulernen, um mir einen Eindruck von den Mitarbeitenden und der Unternehmenskultur zu machen.

Entscheidet der Kopf oder der Bauch?

Ich empfehle, auf die eigene Intuition und das Bauchgefühl zu hören.

Was, wenn ich später feststelle, dass es doch nicht das richtige war?

Das ist eine Chance! Immerhin weiss ich dann, was ich in Zukunft nicht mehr möchte.

Master nach dem Bachelorstudium: Lohnt sich das?

Das ist auch abhängig vom Typ Mensch. Wenn mir das Studium Spass bereitet, spricht vieles dafür. Und in gewissen Berufsfeldern ist ein Master sogar erforderlich. Beispielsweise bin ich nur mit einem Jurastudium auf Masterstufe für die Anwaltsprüfung zugelassen. Manche Absolventinnen und Absolventen wünschen sich nach ihrem Bachelorabschluss mehr Praxis. Wiederum andere entscheiden sich für einen Sprachaufenthalt – es spricht absolut nichts gegen einen Unterbruch nach dem Studium. Doch auf Biegen und Brechen ein Masterstudium durchzuziehen ist oftmals nicht zielführend. Hier gilt es, den eigenen Standpunkt und die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und für sich richtig zu handeln.

Worin unterscheiden sich Praktikum und Werkstudentenjob?

Praktika und Werkstudentenjobs werden beide in der Regel noch während des Studiums absolviert. Da ist die jeweilige Dauer: Während ein Praktikum meist drei bis sechs Monate bis maximal ein Jahr dauert, sind Werkstudentenjobs oftmals sogar unbefristet. Bei einem Praktikum besteht auch ein Ausbildungsauftrag, wohingegen man bei einem Werkstudentenjob direkt im Tagesgeschäft mitarbeitet. Ein Praktikum dient also in erster Linie dazu, für einige Monate erste Erfahrungen in einem Fachbereich zu sammeln.

Wann lohnt sich ein Praktikum nach dem Studium?

Möchte ich die Zeit vor einem Auslandsaufenthalt oder einem Trainee-Programm überbrücken oder habe ich zwischen Bachelor- und Masterstudium befristet Zeit, kann ein Praktikum durchaus sinnvoll sein.

Welche Einstiegsmöglichkeiten bietet die Zürcher Kantonalbank?

Wir bieten vielfältige Einstiegsmöglichkeiten für Hochschulabsolventinnen und -absolventen – auf Bachelor- wie auch auf Masterstufe. Interessierte können beispielsweise zwischen zwei Traineeprogrammen wählen: dem Programm Focus und dem Programm T-Shaped.

Worin unterscheiden sich die Programme?

Das Trainee-Programm Focus ermöglicht es, in die Welt des Bankings einzutauchen und sich zu spezialisieren. Es ist für Absolventinnen und Absolventen konzipiert, die bereits genau wissen, wohin sie sich beruflich entwickeln möchten, für jene also, die ihre Zukunft ganz konkret im Investment Banking, Asset Management, Handel oder Research sehen. Ziel des Programms ist der anschliessende Direkteinstieg in einem dieser Bereiche.

Im T-Shaped-Programm bieten wir Module aus den unterschiedlichen Bereichen der Bank an. Hier kann ich mir mein Programm selbst zusammenstellen. Das ist einzigartig im Bankenbereich und wertvoll für die individuelle Weiterentwicklung. Daher eignet sich das Programm für Bewerbende, die vielseitige Interessen mitbringen. Es ermöglicht ihnen, unsere Bank in ihrer Breite kennenzulernen und sich erst dann auf einen Bereich zu spezialisieren.

Wie können Absolventen punkten?

Für uns ist es immer spannend zu sehen, für was sich Hochschulabsolventen nebenbei noch interessieren. Einige gründen während des Studiums eine eigene Firma, andere sind in Studentenvereinigungen aktiv oder engagieren sich ehrenamtlich. Das gibt uns einen guten ersten Eindruck über die Person hinter der Bewerbung – und kann ein Pluspunkt sein.

Möglichkeiten des Berufseinstiegs während und nach dem Studium:

Dauer Befristeter Arbeitsvertrag für in der Regel 3 bis 6 Monate (max. 1 Jahr), meist Vollzeit
Voraussetzung / Timing

Während Bachelor- oder Masterstudium (z.B. Semesterferien)

oder

Bachelor-/Masterabschluss

Für wen geeignet?  Für diejenigen, die erste praktische Erfahrungen sammeln wollen
Charakteristika
  • Orientierung und vielseitige Einblicke erhalten
  • Erste Berufserfahrung in einem Fachbereich sammeln
  • Sich ausprobieren, lernen
  • Meist 100% an einem Ort tätig

Fünf Tipps für den Berufseinstieg

  1. 1 Früh starten: Möglichst während des Studiums Unternehmen kennenlernen und sich ein Bild von ihnen machen. Die Vernetzung mit deren Mitarbeitenden lohnt sich.
  2. 2 Netzwerk nutzen: Familie, Freunde und Studienkolleginnen und -kollegen auf ihre Erfahrungen und Empfehlungen aktiv ansprechen.
  3. 3 Klarheit verschaffen: Sich mit den eigenen Wünschen auseinandersetzen und erst dann in die Bewerbungsphase starten.
  4. 4 Mutig sein: Der erste Job wird wahrscheinlich nicht der letzte sein. Den Einstieg wagen und Entwicklungsschritte machen.
  5. 5 Deadlines beachten: Vorzeitig informieren, wann der Bewerbungsstart/-schluss für einzelne Programme ist.

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