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Was Vorsorge mit Physik zu tun hat

Die hellen Köpfe von Zurich Instruments entwickeln die Präzisionsinstrumente für die zweite Quantenrevolution. Schwieriger fanden sie es, das Schweizer Vorsorgesystem zu verstehen – bis sie von der Zürcher Kantonalbank eine Schulung erhielten und die Parameter neu ausrichteten.

Interview: Stephan Lehmann-Maldonado / Bilder: Simon Habegger | aus dem Magazin «Meine Vorsorge» 3/2025

Yao Han Ang, ZKB, und Tim Ashworth, ZKB (rechts)
«Ich versuche, die technische Welt der Vorsorge einfach zu erklären»: Yao Han Ang, Kundenberater Berufliche Vorsorge (links), im Gespräch mit Tim Ashworth, Personalvertreter in der Vorsorgekommission von Zurich Instruments.

Sogar Albert Einstein wäre beeindruckt gewesen, hätte er das erlebt: Rund 180 kluge Köpfe bei Zurich Instruments entwickeln die Messinstrumente der Zukunft für Laboratorien und Industrie. Wenn es um die hochkomplexe Technik für Quantencomputing geht, mischen sie weltweit an der Spitze mit. Ihre Vision: die zweite Quantenrevolution beschleunigen.

Die erste startete vor rund 100 Jahren, als Forschende das Wesen der Atome und Teilchen entschlüsselten und damit den Boden für Transistoren, Laser und MRI bereiteten. In der zweiten Phase geht es darum, die Gesetze der Quantenphysik gezielt praktisch zu nutzen: für ultrapräzise Sensoren, neue Kommunikationssysteme – und Quantencomputer.

«Unser grosser Durchbruch kommt, wenn hoffentlich einer unserer Kunden einen zuverlässigen Quantencomputer baut – und zwar mit unseren Instrumenten», erklärt Dr. Tim Ashworth die Mission von Zurich Instruments. Das Unternehmen ging 2008 aus einem Spin-off der ETH Zürich hervor, an der bereits Einstein studierte. Tim Ashworth stiess vor neun Jahren zum Unternehmen hinzu. Damals war es noch ein typisches Start-up, das aus einer eingeschworenen Truppe von 30 Wissenschaftlern bestand. Heute zeichnet Ashworth fürs Produktmarketing verantwortlich. Seit vier Jahren gehört Zurich Instruments zum deutschen Milliardenkonzern Rohde & Schwarz. Mit der Übernahme stärkte dieser sein Standbein im Bereich der Quantentechnologie.

Altersvorsorge im jungen Unternehmen

Viele Mitarbeitende von Zurich Instruments können Teilchenbewegungen auf atomarer Ebene selbst locker erklären, quantenmechanische Zustände berechnen oder Lasersysteme kalibrieren. Doch eines bildete für sie dennoch jahrelang ein Rätsel: das Schweizer Vorsorgesystem.

«Immer mehr Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen fragten sich: Wieso ist die Verzinsung bei unserer Pensionskasse so tief, obwohl die Börsenkurse scheinbar unaufhaltsam steigen?», erinnert sich Tim Ashworth. Das Unternehmen habe nach wie vor einen jungen Spirit. Aber wer Mutter oder Vater werde, beginne sich oft auch für die Vorsorge zu interessieren. Immer öfter sei die Pensionskasse zum Gesprächsthema in der Pause geworden. «Das ist der Moment, in dem sich auch Quantenphysiker bodenständigen Themen wie der Altersrente zuwenden», weiss Tim Ashworth. Und genau das motivierte ihn, sich für eine bessere Pensionskassenlösung einzusetzen. Nur wie genau?

Die Antwort erhielt er postwendend von Youssef Hautier, dem Chief Operating Officer: «Bewirb dich als Arbeitnehmervertreter für die Vorsorgekommission und lass dich wählen.» Gesagt, getan. Doch kaum im Amt, merkte Tim Ashworth, dass es dem ganzen Team an Wissen im Vorsorgebereich mangelte. Zügig schwebte ihm deshalb eine Schulung vor, um das interne Vorsorge-Know-how aufzubessern.

Tim Ashworth, Zurich Instruments
«An der Schulung mit Yao ist uns Wissbegierigen ein Licht aufgegangen»: Tim Ashworth, Mitglied in der Vorsorgekommission von Zurich Instruments.

Startschuss mit Vorsorge-Grundkurs

So kam es, dass die Zurich Instruments mehrere Vorsorge-Makler beinahe wissenschaftlich akribisch evaluierte. Darunter befand sich auch die Zürcher Kantonalbank als bestehende Brokerin, welche dann auch das Rennen machte. «Das professionelle, offene und klare Auftreten des Teams überzeugte uns», betont Tim Ashworth. Den Wunsch nach einer Schulung erfüllte Yao Han Ang, Kundenberater für die berufliche Vorsorge bei der ZKB, noch so gern. «Ein wichtiger Teil meiner Aufgabe besteht darin, Kundinnen und Kunden zu helfen, die Pensionskassenwelt zu verstehen. Dazu übersetze ich diese hochtechnische Materie in einfache Worte», erklärt Yao Han Ang – und fügt schmunzelnd hinzu: «Im Fall der Zurich Instruments sogar auf Englisch.» Weil so viele Expats beim Unternehmen arbeiten, konzipierte er den ganzen Vorsorge-Workshop auf Englisch.

Die Physiker im Raum zeigten sich aber nicht nur von seinen Sprachkenntnissen beeindruckt. Sie schätzten vor allem, dass er ihnen auf Augenhöhe begegnete und sich in ihre Situation hineinversetzte. «Yao hat uns die wichtigsten Variablen des Pensionskassen-Universums erklärt – genau so, wie wir Wissenschaftler es mögen. Denn wir denken über die Welt in Parametern nach», schildert Tim Ashworth.

So gilt zum Beispiel die «Unschärferelation» als eines der wichtigsten Prinzipien der Quantenmechanik. Sie beschreibt ein Dilemma: Man kann nicht gleichzeitig mehre Eigenschaften genau messen. Es ist also nicht möglich, gleichzeitig die Position und die Geschwindigkeit eines Teilchens zu kennen.

Wechsel der Pensionskasse

An der Schulung mit Yao ist uns Wissbegierigen ein Licht aufgegangen: Ähnlich wie mit der Unschärferelation verhält es sich mit den Parametern des Vorsorgesystems: dem Umwandlungssatz, der Mindestverzinsung, dem Risiko und der Rendite», sagt Tim Ashworth. «Wer bei der Pensionskasse versucht, einen Aspekt zu maximieren, muss an anderer Stelle Einschränkungen hinnehmen. Es gilt also, den ganzen Kosmos im Überblick zu behalten.»  

Themenbild zu Zurich Instruments
Quantentechnologie und berufliche Vorsorge: Mit Hilfe der Zürcher Kantonalbank erweiterten die Mitarbeitenden von Zurich Instruments ihr Know-how in einem für sie neuen Bereich.

Nach der Schulung verfügte das Team von Zurich Instruments über die notwendigen Kenntnisse für die Evaluierung einer Pensionskasse. «Aufgrund unseres Kriterienkatalogs wechselten wir deshalb zu einer Kasse, die besser zum jungen Altersprofil unseres Unternehmens passte – und eine Wachstumsstrategie fuhr», erklärt Tim Ashworth.

Für ihn bildete die Schulung durch die ZKB jedoch keine isolierte Einzelmassnahme: «Bei uns arbeiten viele Expats, für welche das Schweizer Vorsorgesystem ähnlich unbekannt ist wie das Weltall. Deshalb sind wir froh, dass uns die ZKB weiterhin begleitet und uns jedes Jahr eine Schulung gibt». Dabei geht es jeweils nicht nur um die Pensionskasse, sondern um die Gesamtsicht auf die Vorsorge. Laut Yao Han Ang ist das Ziel, dass die Mitarbeitenden diese durch das Zusammenspiel der drei Säulen – AHV/IV, Pensionskasse und Säule 3a – optimieren können.

Echtes Interesse

«Wir spüren das echte Interesse des Unternehmens, die Vorsorge für die Mitarbeitenden auf ein solides Fundament zu stellen und die gesamte Belegschaft für diese Themen zu sensibilisieren», sagt Yao Han Ang. Als Marketingspezialist ist es Tim Ashworth im Berufsalltag längst gewohnt, zwei Welten zu vereinen: die theoretische Physik mit den konkreten Bedürfnissen der Kundschaft. Nun übernimmt er diese Rolle unternehmensintern auch für einen neuen Bereich: die Altersvorsorge.
Auch wenn es sich dabei nicht immer um bahnbrechende Erfindungen handelt, kann eine sinnvolle Lösung die Zukunft dennoch positiv verändern – und zumindest die finanzielle Lebensqualität der betroffenen Angestellten verbessern. 

Illustration zur Beruflichen Vorsorge

Fünf Fragen und Antworten zur beruflichen Vorsorge

Wieso braucht ein Unternehmen eine passende BVG-Lösung?

In erster Linie gehört es zur sozialen Verantwortung eines Unternehmens, seine Mitarbeitenden abzusichern. Darüber hinaus steigert eine gute BVG-Lösung die Attraktivität des Arbeitgebers. Angesichts des Fachkräftemangels kann sich ein Arbeitgeber mit einer zeitgemässen Pensionskassenlösung von der Konkurrenz abheben.

Was ist der erste Schritt für ein Unternehmen, das seine Pensionskassenlösung überprüfen möchte?

Es gibt verschiedene Versicherungsmodelle für unterschiedlichste Ansprüche. Zunächst sollte man prüfen, welches Versicherungsmodell zum Unternehmen passt. Erst danach ist ein Vergleich der Pensionskassen sinnvoll.

Wann ist es sinnvoll, eine Schulung für die Vorsorgekommission oder die Belegschaft eines Unternehmens zu organisieren?

Spätestens wenn eine Überprüfung der Pensionskasse zur Diskussion steht, sollte zumindest die Vorsorgekommission – also die Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretung – eine Schulung erhalten. Denn sie muss über das nötige Wissen verfügen, um das passende Versicherungsmodell und die wichtigsten Ausschreibungskriterien für den Evaluierungsprozess festzulegen.

Welche Personen innerhalb eines Unternehmens sollten über ein breiteres Vorsorgewissen verfügen?

Grundsätzlich profitieren alle Personen von einem breiteren BVG-Wissen. Jungen Mitarbeitenden hilft es, ihre Vorsorge aufzubessern. Sie haben den längsten Zeithorizont und den meisten Spielraum. Ältere Personen können sich mit den kritischen Fragen auseinandersetzen. Die Mitarbeitenden im mittleren Alter beschäftigen sich vielleicht mit ihrer Berufskarriere und der Familienplanung. Sie dürften sich speziell für die Optimierung ihrer Vorsorge und die Risikoabsicherung ihrer Liebsten interessieren.

Welche sind die wichtigsten Parameter, um Pensionskassen zu vergleichen?

Ein Vergleich der Pensionskassen ist vielschichtig. Es müssen verschiedenste Kennzahlen verglichen werden, wie beispielsweise Deckungsgrad, Berechnungsgrundlagen und Rentenverpflichtungen, ausserdem Risikoaffinität und Altersstruktur sowie Strategie und Wertvorstellungen des Unternehmens. Deshalb ist es ratsam, die Pensionskasse gemeinsam mit Spezialisten auszuwählen.

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