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Hinter den Kulissen: Lauffreude pur

23’000 Läuferinnen und Läufer, 1’000 Helfer, ein Tag: Der Zürich Marathon verspricht ganz besondere Momente auf und neben der Strecke.

Text: Rahel Perrot / Bild: Philip Frowein | aus dem Magazin «ZH» 3/2025

Das Bild zeigt Ueli Koch und Sandro Steiner auf dem Zürcher Sechseläutenplatz, wo auch 2026 die Teilnehmenden des Zürich Marathons ins Ziel einlaufen werden.
Ueli Koch (links) und Sandro Steimer auf dem Sechseläutenplatz, wo die Teilnehmenden des Zürich Marathon ins Ziel einlaufen werden.

Es ist fünf Uhr morgens. Ueli Koch trifft als Erster auf dem Sechseläutenplatz ein. In wenigen Stunden wird es ums Zürcher Seebecken von Tausenden Menschen wimmeln. Ueli Koch ist seit vier Jahren der verantwortliche Projektleiter des OCHSNER SPORT Zürich Marathons. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen. Frühmorgens stehen die letzten Sicherheitsbriefings an. «Danach gilt es, darauf zu vertrauen, dass ich und mein Team gut organisiert sind und wir uns für alle möglichen Szenarien gewappnet haben», sagt er.

Jedes Rädchen greift

Als ehemaliger Halbprofi-Läufer bringt Ueli Koch wertvolles Wissen mit ein – sei es bei der Streckenplanung oder bei der Betreuung der Elite-Athletinnen und Athleten. Diesen stellt der Zürich Marathon Tempomacher zur Verfügung oder sorgt dafür, dass sie ihre eigene Verpflegung an den Stationen erhalten. «Ich stand etwa 80 Meter vom Ziel entfernt, als der Schweizer Langstreckenläufer Tadesse Abraham 2022 die nationale Bestmarke knackte», sagt Koch. «Er rannte danach auf mich zu und umarmte mich. Wir waren beide überglücklich, dass es funktioniert hat.»

Seit seiner ersten Austragung 2003 findet der Zürich Marathon jedes Jahr im April statt. Sukzessive ist der Anlass gewachsen. Mittlerweile gehen 20’000 Läuferinnen und Läufer auf drei Distanzen an den Start. «Im Vergleich zu Berlin, London oder New York sind wir klein», sagt der langjährige Geschäftsführer Sandro Steimer. «Dafür sind die Wege kurz und wir sind per öV erreichbar. Das ist für Teilnehmende wie auch deren Angehörige und die Besuchenden von Vorteil.» Die Strecke ist flach und damit ideal für Neuläuferinnen und Neuläufer oder für eine persönliche Bestzeit. Als einer der ersten Marathons im Frühjahr bietet Zürich auch die Möglichkeit, noch Qualifikationszeiten für EM, WM oder Olympia zu erzielen.

Beliebter Breitensportevent

Der Start der drei Strecken befindet sich auf der Quaibrücke, der Zieleinlauf ist seit 2025 auf dem Sechseläutenplatz. «Ein Ritterschlag», wie es Steimer formuliert. Dafür musste die Streckenführung angepasst werden; eine neue Schleife durch die Altstadt über den Münsterhof kam hinzu. Doch nicht nur die Strecken haben sich verändert. Auch das Image des Marathons hat sich gewandelt. Es gehe nicht mehr nur um Bestzeiten. Vielmehr stünden nun auch die Freude an der Bewegung und das Soziale im Vordergrund. «Eine neue, jüngere und auch weiblichere Generation findet zum Laufsport», sagt Steimer. «Sie organisiert sich in Laufgruppen, ist am Renntag stylish angezogen und gut drauf.» Heute steht das Erlebnis im Vordergrund. Die Stimmung entlang der Strecke ist extrem wichtig, auch für die Athletinnen und Athleten.

Die Vorbereitungen dauern ganzjährig. Zwei Monate vor dem Anlass beginnt die heisse Phase. Das Kernteam umfasst sechs Personen, am Eventtag selbst sind bis zu 1’000 Leute im Einsatz – darunter 600 freiwillige Helferinnen und Helfer. «Ohne die würde es nicht gehen», betont Projektleiter Koch. Die Liste der Partner ist lang, darunter die VBZ, die Stadtpolizei oder Schutz & Rettung. Hinzu kommen kleinere Dienstleister für die Zeitmessung oder die mobilen Toiletten. «Im Vorfeld müssen wir Bewilligungen einholen oder Lärmschutzabklärungen treffen. Jeder Bereich muss penibel geplant sein: Wo stehen die Wasserstationen? Wann bauen die DJs ihre Musikanlagen in den Fanzonen auf? Wie viele Trinkbecher bestellen wir?» Am Eventtag muss alles sitzen und bei jedem Wetter funktionieren, auf Unerwartetes muss schnell reagiert werden. Und dann, um 23 Uhr, ist Schluss. Ueli Koch verlässt als Letzter den Platz. «Wenn du am Abend sagen kannst: ‹Wir haben es geschafft›, das ist Freude pur.» Am darauffolgenden Tag stehen die Reportings an – und die Vorbereitungen für das kommende Jahr haben längst begonnen. 

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