Aktien: Gegenwind nach der Erholung erwartet

Die Aktienmärkte haben in der zweiten Märzhälfte deutlich zugelegt und bereits einen erheblichen Teil der seit Beginn des Jahres aufgelaufenen Verluste wettgemacht. Optimismus bezüglich Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland dürfte der Haupttreiber gewesen sein. Wir haben dieses Erholungsrally für Aktienverkäufe genutzt.

Stefano Zoffoli und Anja Hochberg

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Gleichzeitig sind die Renditen von Staatsanleihen weiter stark angestiegen - auch in CHF sind die Renditen 2-jähriger Eidgenossen zum ersten Mal seit 2014 nicht mehr negativ. Die US-Zinskurve ist schon fast invertiert. Tiefere Renditen von langen im Vergleich zu kurzen Laufzeiten waren in der Vergangenheit ein zuverlässiger Frühindikator für eine Rezession. Obwohl die Geschäftsklimaindizes im März überraschend robust ausfielen, sind andere konjunkturelle Umfragewerte (ZEW, Sentix, IFO) sehr stark eingebrochen. Rezessions- oder gar Stagflationssorgen werden deshalb in den nächsten Wochen kaum verschwinden. Kommt hinzu, dass die US-Notenbank noch aggressivere Zinserhöhungen ins Spiel gebracht hat – am Markt sind nun bereits 10 Zinsschritte für die kommenden 12 Monate eingepreist. Die Finanzierungskonditionen haben sich aufgrund ausgeweiteter Kreditprämien und ansteigender Hypothekarkosten eingetrübt.

In Anbetracht derart starken Gegenwinds für Aktien erscheinen uns die aktuellen Kursgewinne als zu stark. Die Aktienbewertungen liegen wieder über dem historischen Durchschnitt; die Prämie von Aktien versus Obligationen hat deutlich abgenommen. Wir nutzen deshalb das aktuelle Erholungsrally für Aktienverkäufe. Neu sind wir Aktien leicht untergewichtet. Regional favorisieren wir weiterhin die Schweiz, Kanada und die Schwellenländer. Nach dem starken Anstieg der Renditen reduzieren wir unser Durationsuntergewicht. Bei Rohstoffen bleiben wir weiterhin übergewichtet.

  • Investment Grade Bonds haben seit Sommer 2021 stark verloren (-12%) und die Spreads sind nach diesem Anstieg nun wieder durchschnittlich (125 Basispunkte versus 80 gegenüber dem Tiefstand Mitte 2021)
  • Wir reduzieren unser starkes Untergewicht in Investment Grade Bonds. Nach der Anpassung liegt unsere Duration nahe Benchmark.
  • Mit einem weiteren Renditeanstieg rechnen wir vorerst nicht.
  • China ist die einzige grosse Nation, die im Jahr 2022 fiskalisch und geldpolitisch stimulieren wird.
  • Viel Pessimismus bezüglich der Regulationen von Internet-Firmen ist eingepreist.
  • Weitere Pluspunkte: Die Bewertung chinesischer Technologietitel hat sich halbiert und ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von10.7x günstig.
  • Die Aktien sind bei ausländischen Investoren massiv untervertreten; es finden vermehrt Aktienrückkäufe statt, zum Beispiel bei Alibaba und Tencent.
  • Die Zentralbanken der Schwellenländer haben aufgrund hoher Inflation die Zinsen bereits aggressiv erhöht, zum Beispiel auf 11.75% in Brasilien.
  • Nun ist die Renditeprämie gegenüber US-Staatsanleihen im historischen Vergleich mit 380 Basispunkten bei USD-Anleihen und rund 600 bei Anleihen in Lokalwährung sehr attraktiv.
  • Da zudem die Währungen günstig bewertet sind, bauen wir Anleihen von ökonomisch gesunden Schwellenländern auf.

Asset Allocation Spezialmandate April 2022

Relative Gewichtung gegenüber der strategischen Asset Allocation (SAA) in % im März und April 2022 (Quelle: Zürcher Kantonalbank)

Unsere taktische Ausrichtung für die Monate Februar und März 2022 finden Sie hier.

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