«Empathie in der Finanz­beratung ist das A und O»

Es gibt viele Gründe, warum die persönliche Finanzberatung nicht wegzudenken ist, trotz digitaler Anbieter und Hilfsmittel. Warum das so ist und worauf es bei einer guten Finanzberatung ankommt, erläutert Roman Schwarz, Leiter Finanzberatung der Zürcher Kantonalbank, im Interview.

Interview: Elena Tankovski / Bilder: Simon Baumann

«Das grösste Kompliment ist, wenn uns eine Kundin oder ein Kunde weiterempfiehlt»: Roman Schwarz, Leiter Finanzberatung der Zürcher Kantonalbank.

Herr Schwarz, was zeichnet eine gute Finanzberatung aus?

In jeder Lebensphase haben Menschen individuelle Bedürfnisse, welche entsprechende finanzielle Vorkehrungen verlangen. Sei es die Aufnahme einer selbstständigen Erwerbstätigkeit, der Auf- oder Ausbau einer Firma, die Realisierung eines grösseren Bauprojekts, die Lösung der Nachfolge im eigenen Unternehmen, die Planung der lebzeitigen Weitergabe von Vermögenswerten und vieles mehr. All diese Ereignisse haben eines gemeinsam: Sie müssen sorgfältig geplant und vorausschauend finanziert werden. Als Bank helfen wir, eine gute Übersicht über die persönliche finanzielle Situation zu bekommen. Wir stehen beratend zur Seite, wenn es darum geht, richtig zu planen und gute Entscheidungen zu treffen. Damit geben wir unseren Kundinnen und Kunden und ihren Liebsten Sicherheit. Das ist im Grunde genommen das Einmaleins der Finanzberatung.

Das klingt sehr einfach. Oder?

Im Vordergrund stehen immer unsere Kundinnen und Kunden. Wir möchten sie für Finanzthemen sensibilisieren und sie dazu ermutigen, die Planung der eigenen Finanzen an die Hand zu nehmen. Fakt ist aber auch, dass die Komplexität für unsere Kundinnen und Kunden aufgrund der sich stets wandelnden Gesetzgebung zugenommen hat und es wichtig ist, auch die steuerlichen und güter- sowie erbrechtlichen Stolpersteine zu kennen. Die Finanzberaterinnen und Finanzberater bei der Zürcher Kantonalbank kennen die Zusammenhänge und arbeiten mit anderen internen Fachexpertinnen und -experten zusammen, um die Kundinnen und Kunden bestmöglich zu beraten.

Wie läuft die persönliche Finanzberatung bei der Zürcher Kantonalbank konkret ab?

Die Ausgangslage bildet immer ein Gespräch, in dem es über die Bedürfnisse und Pläne unserer Kundinnen und Kunden geht. Unser Angebot reicht von der klassischen Vermögensstrukturierung bis hin zur Klärung von güter- und erbrechtlichen Fragen. In der Finanzberatung denken wir also immer über unsere Spezialbereiche hinaus und verknüpfen die Themen mit vorsorgerechtlichen, steuerlichen, güter- und erbrechtlichen Aspekten sowie weiteren Themen. Dieser ganzheitliche und disziplinübergreifende Ansatz ist wichtig, um die Entwicklung der finanziellen Situation abbilden und individuelle Pläne mit ganz konkreten Schritten ableiten zu können. Damit gelingt es uns schliesslich, die bestmögliche Lösung für die individuellen Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden zu finden.

Ist eine Finanzberatung nur etwas für sehr vermögende Kundinnen und Kunden?

Eine gute Planung der eigenen Finanzen ist für alle Kundinnen und Kunden sinnvoll. Nicht in jeder Lebenssituation und finanziellen Ausgangslage braucht es für die eigene Planung aber den gleichen Detaillierungsgrad. Es liegt nahe, dass bei umfassenderen Vermögenssituationen oft auch die Komplexität und die individuellen Handlungsmöglichkeiten zunehmen. Unabhängig vom Vermögensstand liegt unser Fokus darauf, einen echten Mehrwert für unsere Kundinnen und Kunden zu leisten und ihnen Transparenz und Sicherheit zu geben.

Das Angebot an Finanzberatungen ist sehr breit. Inzwischen gibt es auch viele digitale Anbieter und Hilfsmittel. Wieso sollte eine Kundin oder ein Kunde sich dennoch für die persönliche Finanzberatung entscheiden?

Solche Ratgeberseiten vermitteln zwar ein gutes Grundwissen, können die persönliche und disziplinübergreifende Beratung jedoch nicht ersetzen. Denn persönliche Beratungsgespräche bieten den Vorteil, dass die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Kundin oder des jeweiligen Kunden deutlich werden. Ein digitales Angebot schafft es kaum, auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen und komplexere Situationen zu erfassen. Der Finanzberater oder die Finanzberaterin verhilft den Kundinnen und Kunden auch zu einer besseren Übersicht der finanziellen Ausgangssituation. Das ist wichtig, um die eigenen Handlungsmöglichkeiten zu erkennen, einen Plan zu erstellen und diesen in konkreten Schritten umzusetzen. Eine Fachexpertin oder ein Fachexperte stellt sicher, dass dieser Plan auch aus rechtlicher Sicht funktioniert. Zu guter Letzt können Kundinnen und Kunden durch eine professionelle Beratung und Umsetzung viel Zeit sparen und sich diese für die wirklich wichtigen Dinge im Leben nehmen.

Ratgeber sind hilfreich, aber nur durch die persönliche Finanz­beratung kann das Optimum aus der jeweiligen Situation herausgeholt werden.

Roman Schwarz, Leiter Finanzberatung der Zürcher Kantonalbank.

Und worauf legen Sie im Umgang mit den Kundinnen und Kunden in der persönlichen Beratung besonderen Wert?

Empathie ist sicher das A und O. Es geht darum, den Menschen und seine Bedürfnisse zu erkennen und Verständnis dafür aufzubringen, was jemanden bewegt. Hierfür ist eine gute Vertrauensbasis Voraussetzung. Neben diesen zwischenmenschlichen Faktoren ist es uns als Expertinnen und Experten auch sehr wichtig, unsere fachliche Kompetenz laufend zu erweitern und auf dem aktuellen Wissensstand zu halten. Dies ist vor allem angesichts der zunehmenden Komplexität notwendig. Schliesslich sehen wir es auch als unsere Aufgabe, diese Komplexität für den Kunden und die Kundin zu reduzieren und komplizierte Sachverhalte rund um die Finanzplanung verständlich zu machen.

Was gilt es zu beachten, wenn es um emotionale Themen, wie beispielsweise der Verlust des Partners oder der Partnerin geht?

Mit emotionalen Themen sind wir früher oder später leider alle konfrontiert – das können sehr einschneidende Ereignisse sein. Auch in solchen Situationen gehen die Finanzberaterinnen und -berater mit der nötigen Empathie auf die individuellen Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden ein. Obschon eine gewisse Distanz wichtig ist und in der Natur der Sache liegt, steht immer der Mensch, mit all seinen Emotionen, im Fokus. In schwierigen Situationen gibt uns die Gewissheit, dass viele herausfordernde Situationen gemeistert werden können und wir die Kundinnen und Kunden dabei unterstützen, eine hohe Befriedigung und auch Kraft.

Wie sehen Sie die Zukunft der Finanzberatung?

Die digitalen Angebote im Bereich der Finanzberatung werden sicherlich zunehmen, was vielen Personen zum besseren Grundverständnis verhilft und den Komfort erhöht. Dem Finanzberater und der Finanzberaterin bleibt aber die zentrale Aufgabe, die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden zu erfragen und die verschiedenen komplexen Themen optimal aufeinander abzustimmen. Trotz fortschreitender Entwicklung wird auch die künstliche Intelligenz in den nächsten Jahren dazu nicht in der Lage sein.

Hinzu kommt, dass die Rahmenbedingungen für Kundinnen und Kunden komplexer und gleichzeitig flexibler geworden sind. Es wird weiterhin eine zentrale Aufgabe des Finanzberaters und der Finanzberaterin sein, auf Veränderungen – wie zum Beispiel die Erhöhung des Pensionierungsalters für Frauen auf 65 Jahre – zu reagieren und den Plan entsprechend anzupassen.

Welches ist das schönste Kompliment, dass Sie von einer Kundin, einem Kunden erhalten haben?

Wenn uns eine Kundin oder ein Kunde im persönlichen Umfeld weiterempfiehlt, ist das für mich der ultimative Ausdruck von Vertrauen und damit das grösste Kompliment!