Obligationen – Zeit, den Stapel zu erhöhen

Fünf Prozent Rendite für US-Staats­anleihen – das gab es zuletzt 2007. Wir nutzen dieses attraktive Niveau und gehen bei Obli­gationen ins Über­gewicht. Auf der Aktien­seite bleiben wir zwar defensiv – im Schweizer Markt kaufen wir aber zu.

Stefano Zoffoli und Anja Hochberg

Bei Obligationen stocken wir auf. (Bild: iStock.com)

Der Ausbruch des Krieges in Israel hat die geo­politischen Sorgen im Oktober nochmals verstärkt. Die Aktien­märkte haben dies nicht gut auf­genommen und das Momentum hat sich damit weiter ver­schlechtert. Bei den Aktien verbleiben wir deshalb, global betrachtet, im leichten Unter­gewicht, da der Mix bestehend aus tiefen Risiko­prämien, schlechtem Momentum und geo­politischen Risiken weiterhin belastet.

Allerdings nutzen wir die verhältnis­mässig starken Verluste am Schweizer Aktien­markt für Zukäufe. Dieser hat mit einer Korrektur von elf Prozent deutlich stärker Federn gelassen als der MSCI World.

0%
Dr. Anja Hochberg kommentiert die taktische Asset Allocation für den Monat November.

Anleihen mit Ober­wasser

An den Finanz­märkten befinden sich die Stimmungs­indikatoren trotz der geo­politischen Brand­herde im neutralen Bereich. Auch bei den Zentral­banken sind aktuell wenig Änderungen zu erwarten, was den Fokus wieder vermehrt auf die Konjunktur richten könnte. Diese sollte, nach einem starken 3. US-Wirtschafts­quartal, nun doch abflauen, insbesondere da den Konsumenten dort langsam die Puste ausgeht.

Nach dem erneuten Anstieg der Obligationen­renditen auf mittler­weile über fünf Prozent etwa bei den zehn­jährigen US-Staats­anleihen, sehen wir nun höheres Kurs-Potential bei globalen Staats­anleihen und stärken insbesondere unsere Präferenz für TIPS. Die Real­renditen (basierend auf den Inflationserwartungen) sind nun sowohl in den USA als auch in Europa klar positiv. Damit gehen wir auch gesamthaft bei den Obligationen in ein Über­gewicht und reduzieren unsere Cash-Position.

Wie schätzen wir die Finanzmärkte aktuell ein und wie sind wir positioniert?

  • Aufgrund diverser unternehmens­spezifischer Enttäuschungen, haben Schweizer Aktien im Oktober über­mässig gelitten (Lonza -26%, Geberit, ABB, Alcon und Sika je -9%, SIG -14%, Roche und Nestle je -5%).
  • Seit Mai haben Schweizer Aktien im Vergleich zu globalen Aktien acht Prozent stärker korrigiert, dies ist ausser­gewöhnlich viel. Wir erwarten nun bei schwächeren Konjunktur­zahlen eine Gegen­bewegung dieses defensiven Marktes.
  • Der defensive Sektormix (z.B. Pharma und Basis­konsum­güter), die hohe und stark angestiegene Dividenden­rendite (3,5%) und einem Relative Strenght Index (RSI) von 28 bewegen uns dazu, neu in ein relatives Über­gewicht zu gehen. Global bleiben wir unter­gewichtet.
  • Die Real­rendite inflations­geschützter Anleihen beträgt in den USA nun sehr attraktive 2,5%. Dies ist der höchste Wert seit 2006.
  • Falls die Situation im Nahen Osten stärker eskaliert, ist mit einem Anstieg der Öl­preise zu rechnen und somit mit höheren Inflations­erwartungen. Davon profitieren TIPS.
  • Wir reduzieren deshalb erneut nominelle US-Staats­anleihen und kaufen weiter US TIPS dazu.
  • Seit April 2022 sind wir über­gewichtet in Schwellen­länder­anleihen (50% Hart- und 50% Lokalwährung), welche seither 13% besser performt haben als globale Staats­anleihen.
  • Nun scheinen die Schwellen­länder­anleihen aber etwas zu schwächeln, ein stärkerer US-Dollar, Aktien­markt­korrekturen und sinkende Einkaufs­manager­indizes belasten.
  • Wir halbieren deshalb unser Über­gewicht und reduzieren im Gegen­zug unser Unter­gewicht in Unter­nehmens­anleihen, da die Spreads in Europa nach einem Anstieg nun wieder leicht über­durchschnittlich sind (1,6%).

Asset Allocation Spezialmandate im November 2023

Relative Gewichtung gegenüber der Strategischen Asset Allocation (SAA) in % im Oktober und November 2023 (Quelle: Zürcher Kantonalbank, Asset Management)

Kategorien

Anlagestrategie