Vor dem Frühling kommt der Winter

Anlegerinnen und Anleger spüren bereits den Börsen­frühling. Doch dieser kommt unseres Erachtens zu früh. Wir erwarten wieder frostigere Monate und bleiben deshalb bei Aktien im leichten Unter­gewicht. Mehr Gewicht legen wir indes auf Gold.

Stefano Zoffoli und Anja Hochberg

Es kündigen sich kühlere Börsentage an. (Bild: iStock.com)

Die Euphorie bei Anlegerinnen und Anlegern ist nach starken Kurs­avancen im November (Aktien Welt +10%) zurück. Dank tieferen Inflations­raten und leicht schwächeren Wirtschafts­daten hofft man auf baldige Zins­senkungen der Zentral­banken, während die Gewinn­erwartungen der Unternehmen für 2024 weiterhin im zweistelligen Bereich liegen. Dieses Goldilocks-Szenario hat dem Markt ein sehr starkes Momentum verliehen und auch die Markt­breite verbessert.

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Dr. Anja Hochberg kommentiert die taktische Asset Allocation für den Monat Dezember.

Aktienrally ist verfrüht

Unsere technischen Indikatoren weisen aber auf eine zu euphorische Stimmung hin. Zudem zweifeln wir dieses Goldilocks-Szenario an. Kräftige Zins­senkungen wird es wohl nur bei einer Rezession geben und dann dürfte das Gewinn­wachstum deutlich tiefer ausfallen. Somit betrachten wir dieses Aktien­rally – an dem wir temporär mit einer Aufstockung der Nasdaq-Position partizipiert haben – als verfrüht.

Weiterhin defensiv aufgestellt

Natürlich blicken die Finanz­märkte bereits auf mögliche Entwicklungen im zweiten Halbjahr 2024. Diese wiederum hängen von der ersten Jahreshälfte ab, in der wir eine Schrumpfung der US-Wirtschaft erwarten. Unter diesen Prämissen gilt: Vor dem Frühling kommt der Winter. Wir bleiben deshalb trotz starker Saisonalität im leichten Aktien­untergewicht und präferieren weiterhin Schweizer Aktien. Dies zum einen wegen ihres defensiven Charakters. Zum anderen auch, weil sie relativ zur Welt im Schnitt höhere Dividenden­renditen liefern. Bei den Obligationen nehmen wir nach dem Rendite­rückgang nun etwas Gewinne mit und erhöhen im Gegenzug unser Über­gewicht in den Alternativen Anlagen, namentlich bei Gold.

Wie schätzen wir die Finanz­märkte aktuell ein und wie sind wir positioniert?

  • Der Goldpreis bewegt sich derzeit auf den Rekord­levels um USD 2'075 aus dem Sommer 2020. Der Kurs­anstieg erfolgte unter anderem trotz Waffen­stillstand im Gaza-Streifen, starkem Risk-on Sentiment und tiefen Investitionen in Gold-ETF.
  • Technisch stehen die Chancen für ein neues Allzeit­hoch gut, aufgrund sinkender Real­renditen und einer ausgezeichneten Saisonalität.
  • Wir gehen in ein leichtes taktisches Über­gewicht.
  • Während KI (künstliche Intelligenz) wahr­scheinlich das Wort des Jahres werden dürfte und diverse «Pure Plays» wie Nvidia bereits stark von diesem Hype profitieren konnten, gibt es auch Opportunitäten ausserhalb des reinen KI-Sektors.
  • Algorithmen und AI-Modelle werden einfach repliziert werden können, aber Unternehmen mit einer dezidierten, proprietären Big-Data-Strategie schaffen einen nach­haltigen kompetitiven Vorteil.
  • Wir bauen Positionen in der gesamten Big-Data-Wert­schöpfungs­kette und in diversen Sektoren und Ländern auf, welche vom Trend profitieren, stark wachsen und noch nicht teuer sind.
  • Mit Gold, dem US-Dollar und globalen Staats­anleihen finden wir einige sichere Häfen attraktiv. Angesichts der aktuell sinkenden Teuerung reduzieren wir jedoch inflations­geschützte US-Anleihen.  
  • Die Rendite­erwartungen an CHF-Obligationen sind hingegen eher moderat und wir sehen wenig Potenzial für sinkende Zinsen in der Schweiz.
  • Die SNB stellt sich verbal klar gegen baldige Zins­senkungen, die anderen Zentral­banken dürften deutlich früher damit beginnen.
  • Wir weiten unser Unter­gewicht in CHF-Obligationen leicht aus.

Asset Allocation Spezial­mandate im Dezember 2023

Relative Gewichtung gegenüber der Strategischen Asset Allocation (SAA) in % im November und Dezember 2023 (Quelle: Zürcher Kantonalbank, Asset Management)

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